Tichys Einblick
Israel

Bei Maischberger: Aufklärung über den Unterschied zwischen Rechtsstaat und Terrororganisation

Was machen mit Impfdränglern? Sind Steuersenkungen Gift? Nützt Giffey ihr Rücktritt? Was bringt ein Flugverbot, wo es gerade mal 0,3% zum CO2-Ausstoß beiträgt? Das wurden Blome, RTL, Ratefuchs Pilawa und Frau Hamberger vom Deutschlandfunk gefragt. Die Antworten: Ja, nein, vielleicht.

Keiner aber fühlte sich so pudelwohl wie Dr. Eckart von Hirschhausen. Corona-Zeit ist Ärzte- und Expertenzeit und „meinen Doktor habe ich ja noch“ scherzt der ARD-Komödiant gleich zu Beginn bestens gelaunt, und dann sagt Maischberger: „Wir reden jetzt übers Klima, auch weil Sie ein Buch darüber geschrieben haben“. Eine gefühlte dreiviertel Stunde reden sie über Eckarts Buch, in dem Corona eine Folge des Klimawandels ist. Kein Roman, sondern anscheinend ein Sachbuch, in dem auch die These vorkommt, dass Solarenergie viel günstiger wäre als Kohlestrom, „wenn man den Markt freilassen würde“. Wenn man den freigelassen hätte, den Markt, gäbe es so gut wie gar keinen Solarstrom, aber geschenkt.

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Dummerweise haben wir das Versprechen abgegeben, uns der gestrigen Sendung anzunehmen, so wie Frau Dr. Giffey versprochen hatte zurückzutreten, wenn ihr Doktortitel verloren gehen sollte. Und wenn schon eine Spezialdemokratin sich an ein Versprechen hält, können wir nicht kneifen. Im Mittelpunkt sollte der Auftritt von Malcolm Ohanwe stehen, der im Vorfeld der Maischberger-Sendung einen mächtigen Twittersturm über dessen Einladung entfacht hatte.

Seit den Anfängen des Westfernsehens bringt die deutsche Tagesschau gefühlt täglich gleichlautende Beiträge aus der Region. Intifada I bis Intifada III, Siedlungsbau, UN-Resolutionen, Tempelberg. Dazu besorgte deutsche Kommentatoren-Gesichter, gleichlautende Bekenntnisse deutscher Politiker. Zuletzt versicherte auch unser Genosse Präsident Frank-Walter Steinmeier inhaltsleer Israel „uneingeschränkte Solidarität“. Aber Deutschland ist anders geworden.

Um mit Karl Lagerfeld zu sprechen: „Selbst wenn Jahrzehnte dazwischenliegen, kann man nicht Millionen Juden töten und später dann Millionen ihrer schlimmsten Feinde (ins Land) holen“. Vier Jahre später kann man auf deutschen Straßen sehen, was der kosmopolitische Modeschöpfer damit gemeint haben könnte.

Die antisemitischen Sprechchöre in Berlin und zahlreichen weiteren deutschen und europäischen Städten, Berichte im Staatsfunk über „Kommandeurinnen und Kommandeure der Hamas“ und linke Twittermaulhelden sprechen ebenfalls ganze Bände.

Für diesen brisanten Themenblock hatte Sandra Maischberger Constantin Schreiber und Malcolm Ohanwe als Gäste gebeten, wobei Ohanwes Einladung im Vorfeld für große Verwunderung und Unverständnis sowie massive Empörung im Netz sorgte. Dazu später mehr.

Da saß er nun, der Malcolm Ohanwe, knapp 30, den „Gott Schwarz, Nigerianisch, Palästinensisch und Journalist gemacht“ hat, deshalb ist er überzeugt: „Gott ist einfach ein Fuchs“. Für das mit dem „Journalist“ brauchte Gott allerdings die Hilfe des Bayerischen Rundfunks, wo Ohanwe schließlich (laut Wikipedia) ein Volontariat abschloss, nachdem er vorher eher unorthodox was mit Medien machte.

Mit 16 trat er bei der siebten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ an, verlegte sich dann aber auf Interviews und Podcasts mit Rappern, Hiphoppern und Berliner Staatssekretärinnen. 2019 listete ihn das Magazin Vice als eine von sechs deutschsprachigen „People of Color“, die noch „Geschichte schreiben werden“. Das geht natürlich nur mit Haltung. Und die hat er auch. So gewann Malcolm Ohanwe soeben den „Friedrich-Wilhelm-Raiffeisen-Preis“ „für seine Mitwirkung in dem Film „Die Unsichtbaren – Bulgarische Wanderarbeiter am Münchner Hauptbahnhof“.

Den Shitstorm erhielt er u.a. auch für einen Tweet am vergangenen Sonntag sowie für seinerseits rassistische und menschenfeindliche Aussagen und einen antisemitischen Bias der letzten Jahre, der Ohanwe nach Meinung des Publikums für das Thema der Sendung und die Brisanz der letzten Tage komplett disqualifiziert. Malcolm Ohanwes aktueller Tweet: „Wenn die Hamas ihre Raketen nicht geschossen hätte, wäre es bei schwachen unverbindlichen Pressemeldungen geblieben und sonst hätte niemand weiter über das ewig andauernde nie endende Leid der Palästinensischen Menschen gesprochen. Es ist völkerrechtswidrig und wird hingenommen.“ Und so kam die Einladung zu Maischberger, die ihn ohne sonstige Einordnung als „Beobachter der internationalen Szene“ ankündigte.

Weder Maischberger noch Ohanwe war wohl klar, dass Terroristen immer das gleiche Argument für ihre Taten bringen: Wenn wir das Flugzeug nicht entführt, die Bombe nicht gelegt, die Leute nicht erschossen hätten, würde die Welt unser Anliegen nicht zur Kenntnis nehmen.

Aber nein, Malcolm Ohanwe ist kein muslimischer Hassprediger, er ist nicht mal Muslim, wie er bei Maischberger sagte. Aber die „palästinensischen Menschen“ liegen ihm am Herzen, die im Gaza Streifen, und die in Israel, „die jetzt auch streiken“. Ohanwe redet viel und schnell, meist aus der „Perspektive von Personen, die ich kenne“, er zitiert Amnesty International und das deutsche Außenministerium, und man kann nicht allzu viel damit anfangen.

Constantin Schreiber, 42, kennt die Region ebenfalls aus persönlicher Erfahrung, spricht ebenfalls arabisch, ist Bestsellerautor, Jurist und Journalist. Da sieht man mal, welch kluger Kopf vor einem Tagesschau-Logo sitzen kann. Deren Sprecher ist er auch noch.

Er erklärte Maischberger und Ohanwe den Unterschied zwischen einem Staat mit Checks & Balances und einer Terrororganisation, wies darauf hin, dass Milliarden jährlich nach Gaza fließen, aber sich die Lebensverhältnisse „wegen einer korrupten Elite“ nicht verbessern.

Neu für ihn am derzeitigen Konflikt: Die Reichweite der Hamas-Raketen sei plötzlich eine echte Bedrohung bis Tel Aviv. Und die innerisraelischen Konflikte mit eingebürgerten Arabern stellen das Land vor neue Probleme.
Gut, dass Heiko Maas jetzt an Ort und Stelle fährt, wie Maischberger verkündete.


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