Tichys Einblick
Tapfer im Nirgendwo

Der Goldene Orwell

Voraussetzung für den Goldenen Orwell ist die ideologische Verdrehung einer Nachricht in ihr genaues Gegenteil.

© Justin Sullivan/Getty Images)

In den letzten Jahren vergab Tapfer im Nirgendwo in unregelmäßigen Abständen den Goldenen Orwell. Der Preis wurde an sogenannte Qualitätsmedien für „israelkritische“ Berichte verliehen, die dem Parteislogan aus George Orwells Roman „1984“ alle Ehre machten: „Krieg ist Frieden!“ Unbedingte Voraussetzung für den Goldenen Orwell war die ideologische Verdrehung einer Nachricht in ihr genaues Gegenteil, zum Wohle des besseren Einfügens in das gefestigte „israelkritische“ Weltbild.

Tapfer im Nirgendwo präsentiert hier die bisherigen Preisträger:

Spiegel online erhielt den Goldenen Orwell fünf Mal. Das ist sehr bemerkenswert und macht aus Spiegel online Deutschlands israelfeindlichstes, ich meine, israelkritischstes Medium.

ERSTER GOLDENER ORWELL FÜR SPIEGEL ONLINE:

Mitte April 2011 gestanden zwei junge von der israelischen Polizei verhaftete palästinensische Männer im Alter von achtzehn und neunzehn Jahren den brutalen Mord vom 11. März 2011 an der fünfköpfige Familie Fogel. Die jüngsten Opfer der Mörder waren drei Kinder, zwei im Alter von elf und vier Jahren, sowie ein gerade mal drei Monate alter Säugling. Alle fünf Familienmitglieder wurden von den beiden jungen Männern brutal mit Messern gemeuchelt. Spiegel online verdreht die Nachricht so, dass Israel als aktiver Täter und die palästinensische Seite als passives Opfer dargestellt wurde:

„Israel macht Teenager für Mord an Siedlern verantwortlich.“

Das Geständnis zweier Mörder drehte Spiegel online so, dass nicht die Mörder für den Mord verantwortlich waren, sondern Israel, weil die Behörden die „Teenager“ dafür verantwortlich machen. Ein besonderes Lob muss Spiegel online für die Bezeichnung der beiden jungen Mörder als Teenager ausgesprochen werden. Auf diese Weise schaffte es Spiegel online, den fünffachen Mord als Streich dummer Jungen wirken zu lassen, für den die beiden Teenager auf vollkommen überzogene Art und Weise von Israel zur Verantwortung gezogen wurden. Brillant!

ZWEITER GOLDENER ORWELL FÜR SPIEGEL ONLINE:

Im November 2012 vereinbarte Israel mit der Hamas eine Waffenruhe. Im Frühjahr 2013 jedoch wurde eine Rakete von der Hamas auf Israel abgefeuert. Daraufhin flog Israel einen Luftangriff auf den Gaza-Streifen. Die Hamas brach somit die Waffenruhe. Spiegel online aber sieht das anders und berichtet:

„Israel und Hamas brechen Waffenruhe“

Der Artikel begann mit folgenden Worten: „Israel hat nach Angaben der radikal-islamischen Hamas erstmals seit einer im November vereinbarten Waffenruhe wieder einen Luftangriff auf den Gaza-Streifen geflogen. Flugzeuge hätten ein Gebiet im Norden des Küstenstreifens bombardiert, teilte das Innenministerium der Palästinenser-Organisation am Dienstag mit. Eine israelische Militärsprecherin bestätigte die Einschläge im Gaza-Streifen, nannte aber keine Details. Nach Angaben der Palästinenser trafen die drei Raketen unbewohntes Gebiet, niemand sei verletzt worden.“

Es vergingen mehr als sechzig Worte, bevor der Angriff der Hamas überhaupt erwähnt wurde. Über sechzig Worte lang wurde erst über den Luftangriff Israels berichtet bevor folgende Information erwähnt wurde: „Zuvor war erneut eine Rakete im Süden Israels eingeschlagen, die aus dem von der radikalislamischen Palästinenserorganisation Hamas regierten Gaza-Streifen abgefeuerte worden war.“

Die Hamas hatte somit die Waffenruhe gebrochen! Die Hamas hatte sogar schon im Februar die Waffenruhe gebrochen! Von einem Bruch der Waffenruhe sprach Spiegel online jedoch erst, als Israel sich wehrte.

DRITTER GOLDENER ORWELL FÜR SPIEGEL ONLINE:

Im Mai 2015 titelte Spiegel online:

„Israel zwang Steinmeier zu langem Umweg“

In dem Artikel wurde behauptet: „Bei seiner Nahostreise Mitte Mai ist Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) nach Informationen des SPIEGEL in schwieriges diplomatisches Gelände geraten: Da Israel bei seiner Nahost-Reise nicht auf seinem Besuchsplan stand, reagierte Jerusalem verärgert und zwang ihn zu einem Umweg.“

Auf Nachfrage des Journalisten Ulrich Sahm erklärte jedoch ein Sprecher des Auswärtigen Amtes in Berlin, dass Israel aus Sicherheitsgründen grundsätzlich keine direkten Flugbewegungen aus dem libanesischen in den israelischen Luftraum erlaube und es daher einen „unfreundlichen Akt“ Israels nicht gegeben habe: „Israel hat dem Sonderflugzeug von Außenminister Steinmeier auf dem Weg von Beirut nach Amman den Überflug über den israelischen Luftraum nicht verweigert.“

Spiegel Online hatte den „unfreundlichen Akt“ Israels somit frei erfunden. Prompt wurde die Lüge auf allen einschlägigen Seiten des Judenhasses als Beweis für Israels Rachsucht und Boshaftigkeit geteilt.

VIERTER UND FÜNFTER GOLDENER ORWELL FÜR SPIEGEL ONLINE:

Den vierten Goldenen Orwell erhielt Spiegel online kommentarlos. Die Dreistigkeit der Schlagzeile war einfach zu krass:

„Palästinenser sterben bei Messerattacken auf Israelis“

Auch der fünfte Goldene Orwell wurde kommentarlos vergeben:

GOLDENER ORWELL FÜR DIE BERLINER ZEITUNG:

Am 13. November 2013 wurde der 18-jähriger Israeli Eden Atias, der in einem Bus schlief, von einem arabischen Jugendlichen mit mehreren Stichen in den Hals erstochen. Eden Atias trug eine Soldatenuniform, da er sich in der Grundausbildung seines Wehrdienstes befand. Er war das, was man in Deutschland einen Wehrpflichtleistenden nennt. Sein Mörder beendete in vollem Bewusstsein das kurze Leben des jungen Mannes, über den er nichts wusste, den er nicht kannte, der ihm keinen Schaden zugefügt hatte, den er zufällig neben sich in einem Bus sah. Er mordete ihn als er schlief. Der Mörder war so von Hass erfüllt, dass er einen schlafenden jungen Mann meuchelte, der fast noch ein Kind war.

Die deutschen Medien schwiegen größtenteils über diesen Mord. Wenn man damals bei Google News den Namen „Eden Atias“ suchte, kamen viele ausländische Medien. Die erste Nachricht aus Deutschland war ein Artikel der Berliner Zeitung. Dort aber wurde getitelt:

„Israelische Siedler verüben Brandanschlag“

In dem Artikel stand: „Israelische Siedler im Westjordanland haben einen Brandanschlag auf das Haus einer palästinensischen Familie verübt – offenbar als Rache für den Tod eines 16-jährigen (sic!) israelischen Soldaten, der am Vortag in einem Bus erstochen worden war – Fünf palästinensische Kleinkinder haben bei einem mutmaßlichen Brandanschlag extremistischer Siedler auf das Haus ihrer Familie im Westjordanland eine Rauchvergiftung erlitten.“

Der Mord an Eden Atias war für die Berliner Zeitung somit nur ein Nebensatz in der eigentlichen Nachricht, dass immer nur Palästinenser Opfer sind.

GOLDENER ORWELL FÜR DEN DEUTSCHLANDFUNK:

Am 19. August 2014 wurde eine Waffenruhe mit Israel gebrochen, die die arabische Seite mit der israelischen Seite beschlossen hatte. Binnen weniger Stunden wurden über hundert Raketen auf Israel abgefeuert. Als die ersten Raketen auf Israel niedergingen, verließen die israelischen Vertreter den Verhandlungstisch. Deutschlandfunk titelte daraufhin folgende Schlagzeile:

„Israel bricht Friedensgespräche ab“

Das Friedensgespräch wurde somit laut der Schlagzeile des Deutschlandfunks nicht durch den Beschuss auf Israel abgebrochen, sondern erst durch das darauf folgende Verlassen der Friedensverhandlung durch Israel.

GOLDENER ORWELL FÜR CNN:

Am 18. November 2014 richteten zwei Araber in einer Jerusalemer Synagoge ein Blutbad an. Sie massakrierten mit einer Pistole und einem Beil bewaffnet vier betende Juden. Sieben weitere Menschen wurden verletzt. Zudem wurde ein Polizist angeschossen. Er erlag später seinen Verletzungen. Reuters schrieb “Palästinenser töten 4 in Anschlag auf Jerusalemer Synagoge”. CNN machte daraus folgende BREAKING NEWS:

„Israelisches Regierungsradio: Polizei schoss, 2 Palästinenser getötet“

Und aus der Synagoge macht CNN eine Moschee:

GOLDENER ORWELL FÜR DIE SÜDDEUTSCHE ZEITUNG:

Im Mai 2015 wollte das israelische Verteidigungsministerium unter Mosche Jaalon für eine Testphase von drei Monaten zwei Sicherheitsmaßnahmen für Araber einführen, die keine israelische Staatsbürgerschaft, wohl aber eine Arbeitserlaubnis für Israel besitzen. Die erste Sicherheitsmaßnahme sah vor, dass ausländische Araber, die aus Gebieten kommen, die sich mit Israel im Krieg befinden und die Vernichtung Israels fordern, nur durch bestimmte Übergänge ins Land einreisen dürfen und die zweite Sicherheitsmaßnahme sah vor, dass sie dafür nicht mehr mit israelischen Linienbussen aus Judäa und Samaria nutzen sollten, sondern lokale Busse der sogenannten „palästinensischen Autonomiebehörde“. Die Süddeutsche Zeitung titele daraufhin:

„Apartheid-Methoden“

In Israel leben über 1,6 Millionen Araber und über 6 Millionen Juden. Es wurde nicht darüber nachgedacht, diese Araber und Juden in verschiedenen Bussen zu befördern. Allen palästinensischen Israelis standen und stehen alle öffentlichen Verkehrsmittel zur Verfügung. Israel ist eine Demokratie mit gleichen Rechten für alle Bürgerinnen und Bürger! Es ging um Ausländer verfeindeter Regionen.

Am 20. Mai 2015 stoppte Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu die Anweisung des Verteidigungsministers Mosche Jaalon. Israel entschied sich somit dagegen, Araber, die aus Gebieten kommen, die von Regierungen beherrscht werden, die erklären, Israel und alle Juden vernichten zu wollen, in separaten Bussen zu befördern. Die Süddeutsche Zeitung aber titelte, in israelischen Bussen sei Apartheid ausgebrochen und schwieg zu der Tatsache, dass Juden außer in Israel überall im Nahen Osten diskriminiert und verfolgt werden und dass es Orte gibt, wo Juden gar keine Busse fahren dürfen. Artikel 7 der Gründungscharta der Hamas fordert die Vernichtung aller Juden weltweit. Das hätte die Süddeutsche Zeitung durchaus erwähnen dürfen in einem Artikel mit dem Wort „Apartheid“ in der Überschrift.

Die Süddeutsche Zeitung attestierte Stunden nachdem sich Israel dazu entschieden hatte, sogar Ausländer aus verfeindeten Gebieten mit israelischen Bussen zu befördern, selbst wenn sie aus einem Gebiet kommen, dessen Regierungen offen feindselig gegen Juden agitieren, Israel nutze „Apartheid-Methoden“.

GOLDENER ORWELL FÜR ZEIT ONLINE:

Im September 2015 wurden diverse Raketen aus Gaza auf Schulen, Hospitäler, Atomkraftwerke, Altenheime und Synagogen abgefeuert. Die Intention jeder Rakete war Massenmord, inspiriert von der Charta der Hamas, in der erklärt wird, alle Juden müssten weltweit vernichtet werden. Der Massenmord der Raketen misslang jedoch, weil Israel sich verteidigte. Zeit online schrieb über diese Verteidigung:

„Israel fliegt Luftangriffe auf Hamas. Israels Luftwaffe hat zwei Ausbildungslager der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen bombardiert. Zuvor hatten Extremisten israelisches Gebiet mit Raketen beschossen.“

Folgendes war geschehen: Angriff auf Israel. Extremisten aus dem Gazastreifen beschießen Israel mit Raketen. Israels Luftwaffe bombardiert daraufhin zwei Ausbildungslager der radikalislamischen Hamas im Gazastreifen. Zeit online aber verschleiert bewusst die Chronologie.

ZWEI GOLDENE ORWELLS FÜR FOCUS ONLINE:

Die beiden größten Goldene Orwell aber gingen an Focus Online. Die Schlagzeilen bedurften keiner weiteren Kommentare. Sie standen für sich:

„Israel droht mit Selbstverteidigung“

„Weitere Raketen auf Israel – aber Waffenruhe hält bislang“


Dieser Beitrag ist zuerst bei Tapfer im Nirgendwo erschienen.