Tichys Einblick
Der Bayerische Rundfunk (BR)

Metamorphosen einer ehemals seriösen Sendeanstalt

Die drei hier herausgegriffenen Themen, Sprache, Kinder, Religion, und ihre Repräsentation auf B5 Aktuell zeigen eine gemeinsame Linie, die sich unschwer als basierend auf rotgrüner Ideologie identifizieren lässt.

Screenprint: br/klaro

Der Bayerische Rundfunk (BR) ist eine hoch angesehene Einrichtung, die ihre Hörer und Zuschauer bis jetzt mit exzellenten Programmen versorgt und v.a. im Bereich der Musikkultur Glanzlichter gesetzt hat. Stichwort Sinfonieorchester des Bayerischen Rundfunks.

Da ich mich am Rundfunk in der Regel über aktuelle Meldungen in der Regel über B5 Aktuell informiere, muss ich die Öffentlichkeit aber leider auf ein paar auffällige Entwicklungen hinweisen, die diesem positiven Image überhaupt nicht entsprechen. Diese Entwicklungen erfolgen schleichend und sind daher für viele Hörer womöglich nicht immer sofort erkennbar. Lassen Sie mich in Bezug auf B5 Aktuell auf Sendungen zu drei Themen eingehen, die bei mir in jüngster Zeit Alarm ausgelöst habe: (1) Sprache; (2) Kinder; (3) Religion. Die Liste von Themen ließe sich übrigens erweitern.

Sprache

Bekanntlich wird momentan von verschiedenen Universitäten aus und gegen den Willen der Bevölkerungsmehrheit eine neue Version des Deutschen durchgesetzt: Gender-Deutsch. Die Rechtfertigung dafür ist, dass die bisher existierende Sprache ungerecht ist, da sie Männer gegenüber Frauen und weiteren angeblich existierenden Geschlechtern, was immer diese auch sein mögen, bevorzuge. Dem muss, so die Annahme weiter, durch die Einführung verbindlicher Sprach-Codes entgegengewirkt werden. Verpflichtende Beschlüsse gibt es dazu keine. Da aber selbst hartgesottenen Vertretern der gender-gerechten Sprache die permanente gebetsmühlenhafte Verwendung der maskulinen wie auch der femininen Formen (z.B. Die Italiener und Italienerinnen leiden unter den von den Politikern und Politikerinnen verordneten Maßnahmen) auf den Wecker geht, hat man neue Schreibkonventionen erfunden. Man schreibt dann einfach Italiener*innen und Politiker*innen, und alle Geschlechter sind gerecht behandelt. Das Problem ist die Lautsprache, denn der Stern hat in dieser keinen Wert. Er ist kein Graphem, der mir-nix-dir-nix einem Korrelat in der Lautsprache wie z.B. einem Phonem zugeordnet werden könnte.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Gewisse Sendungen auf B5 Aktuell bedienen sich nun einer Neusprech-Konvention, mittels der sich die politisch durchzusetzende Vorschrift, implementieren lässt: Der Sprachfluss wird an der Stelle des Sterns unterbrochen und der Rest des Wortes wird wie ein neues Wort artikuliert. Beginnt ein Wort mit einem Vokal, dann entsteht nämlich vor diesem Vokal ein leichter Knacklaut.

Linguistisch ist das ein sog. „Glottisverschluss“, symbolisiert durch das phonetische Zeichen Ɂ. Normalerweise wäre das so etwas wie Ɂachtung, Ɂoben Ɂübt Ɂeine Ɂaltistin Ɂihre Ɂarie. Im B5 Aktuell Neusprech werden nun aber Wörter wie Italienerinnen und Politikerinnen artikuliert als ItalienerɁinnen und PolitikerɁinnen. So geschehen in B5 Aktuell, und auch schon mal andernorts öffentlich vorexerziert von Claus Kleber. An der Stelle des * ist aber leider keine Wortgrenze und nicht einmal eine Silbengrenze.

Die normale Aussprache mit der Silbentrennung an den Punkten wäre also I.ta.lie.ne.rin.nen und Po.li.ti.ke.rin.nen. Mit dem Ɂ an der gender-politisch motivierten aber phonologisch völlig fehlplazierten Stelle versteht man zunächst einmal so etwas wie Wenn (Ɂ)Italiener (Ɂ)innen und Deutsche (Ɂ)aussen warten müssen, dann passiert folgendes … Der genderpolitische Eingriff in die Sprache ist etwa so absurd, als ob eine Sprachbehörde sich ausgedacht hätte, ab jetzt vor jedes Wort mit vokalischem Beginn ein t zu setzen, also statt Ohne ihn ist Irene aber unglücklich die Neusprech-Form Tohne tihn tist Tirene taber tunglücklich.

Viele würden einräumen, dass das doch ein lustiges Spiel wäre, um Kinder für eine Weile zu bespaßen, aber wenige wären vermutlich von der Idee begeistert, Informationen, für die sie jedes Quartal ihre Rundfunkbeiträge an die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bezahlen, in einer solchen oder ähnlichen Enkodierung zu empfangen. Dem BR scheint das aber piep egal zu sein. Die keine Sprechpause mit dem Glottisverschluss an der falschen Stelle ist politisch erwünscht und wird dann einfach durchgesetzt. Rumms!

Ich möchte diese Hanswurstiade hier gar nicht weiter kommentieren. Jeder möge sich sein eigenes Urteil dazu bilden. Ich möchte dazu aber einen Kontrapunkt setzen, der mit gendergerechter Sprache nichts zu tun hat, wohl aber mit der Behandlung der deutschen Sprache im BR. Die oberpfälzische Stadt Nabburg kommt aus verkehrstechnisch-geographischen Gründen oft in Verkehrsdurchsagen vor. Ich vernehme in diesen Durchsagen seit vielen Jahren eine Aussprache, der zufolge es sich nicht um eine Zusammensetzung aus Naab (ein Fluss) und Burg (eine mittelalterliche Befestigung) handelt, sondern um eine reine lexikalische Einheit wie etwa in den Verben blubbern, knabbern, sabbern, in dem Substantiv Krabbe oder in den Eigennamenamen (Ernst) Abbe, (Christian Dietrich) Grabbe.

Wenn zwischen Naab und Burg eine Wortgrenze ist, dann wird nämlich einem phonologischen Gesetz des Deutschen zufolge das erste b durch die sogenannte „Auslautverhärtung“ zu einem erklingenden p. Also ist die Aussprache Nap.burg. Wer das Wort kennt, weiß das natürlich ohne linguistische Kenntnisse. Der „Raddampfer“ wird dank dieses Gesetzes zu Rat.dampfer aber niemals zu Ra/dd/ampfer wie in Knaddel-Daddel. Die immer wiederkehrende falsche Aussprache des Ortsnamens Nabburg zeigt demnach ein gravierendes Desinteresse bzw. ein gravierendes Bildungsdefizit bei den Sprechern, das aber beim BR niemanden zu stören scheint.
Der Schluss daraus ist, dass dem BR die Verletzung von Regeln der deutschen Grammatik und Phonologie bei der Aussprache der Ortsnamen wurscht ist, bei der Umsetzung des genderpolitischen Neusprech-Programms aber hochwillkommen zu sein scheint. Irgendwie bedrückend, oder?

Kinder

Haben Sie auf B5 Aktuell schon einmal in die Kindersendung Klaro reingehört? Auf der Webseite dazu heißt es, es handle sich um Nachrichten von Kindern für Kinder: Aktuelle Informationen aus aller Welt und der Region. Ausgewählt und nacherzählt von Grundschülern aus Bayern. Die Antworten geben Reporter und Fachleute aus Politik und Wissenschaft. Also dass das Nachrichten von Kindern sind, kann kaum zutreffen. Es werden nämlich Themen besprochen, für die sich Kinder in der Regel weder interessieren, noch die Kompetenz für eine ernsthaftere Diskussion darüber hätten.

So etwa der Brenner Basistunnel. Das Bauprojekt wird mit Kinderstimmen vorgestellt. Der Tenor wird dabei sofort ersichtlich. Die Kinder sprechen sich eindeutig für ein Umweltschutzprojekt aus. Dass dieses haarklein dem Programm einer bestimmten politischen Partei entspricht, ist nicht zu überhören. Eine Journalistin befeuert die Kinder, bei den Entscheidungen Mitbestimmung zu verlangen und nennt auch gleich Organisationen, an die sich die Kinder wenden sollten. Schnell ist man bei den Themen Kinderrechte und Kindermitbestimmung. Die politische Linie ist durchgehend links-grün-aktivistisch. In einer anderen Klaro-Sendung über die Verwerflichkeit von Palmöl klärt die Journalistin die Kleinen auf. Wieder ein grünes Thema mit einer eindeutigen Botschaft.

Dass sich kleine Schulkinder gewaltig für den Brexit interessieren, halte ich für ziemlich unwahrscheinlich. In der Sendung werden sie aber aufgeklärt. Den Briten sei die Verbindung zur EU „zu eng“ geworden, und sie finden, dass ihnen die EU „zu viele Vorschriften“ macht. Nicht wahnsinnig sympathisch, diese Briten. Die bange Frage: Können weiterhin Flugzeuge von München nach London fliegen? Und wenn ja, muss ich dann einen Pass vorzeigen? Überraschende Sorgen angesichts der bis vor kurzem noch hell lodernden Friday-for-Future Bewegung.

In einer Klaro-Sendung zu Thema Gewalt an Schulen gibt jeder zweite Grundschüler an, in den vergangenen vier Wochen geschlagen, beschimpft oder ausgegrenzt worden zu sein. Das einzige konkrete Beispiel ist der knappe Bericht eines Mädchens aus Kamerun, das berichtet, rassistisch diskriminiert worden zu sein. Was sonst so an Schulen und in den Pausenhöfen vor sich geht, wie es mit Waffen aussieht, wer sie trägt usw. bleibt im Abstrakten.

Am 6. Juli 2019 gab es auf Klaro ein Schaustück – oder eher Schauerstück – an manipulativer Berichterstattung, nämlich einen Bericht über die Vorgänge um die SeaWatch 3 und C. Rackete – alles natürlich vorgetragen mit Mitgefühl heischenden kindlichen Piepsstimmen. Die Kinder tragen dort Texte in „einfacher Sprache“ vor, die ihnen selbstverständlich von jemandem zum Vorlesen gegeben worden sind. Die Botschaft ist eindeutig pro SeaWatch und pro-Rechtsbruch gegen die damalige italienische Regierung. Die durchgehend positiv beschriebene Kapitänin des sog. „Rettungsschiffs“ wird in der Sendung Carola genannt, was auf einen gewaltigen Sympathievorschuss hindeutet. Carola als Lichtgestalt! Eine andere Sicht auf die Aktion, z.B. die Italiens, wonach diese Carola eine Verbrecherin ist, kommt nicht vor. Ein Kind fragte schließlich, wieso die Italiener wollen, dass die Flüchtlinge ertrinken.

Hier muss Journalist Nikolaus Nützel relativierend eingreifen: Also die Italiener wollen das schon, aber nicht, wenn sie direkt zusehen müssten. Ach so ist das also. Die Italiener sind nicht nur menschenverachtende Schweine, sie sind auch schmierige Feiglinge! Man hält es kaum aus. Kinder werden hier zum Sprachrohr einer völlig einseitigen links-grünen Interpretation der Vorfälle um die SeaWatch 3 und C. Rackete. Es handelt sich bei Klaro um die unerhörteste politische Instrumentalisierung von Schulkindern, an die man sich seit 1945 erinnern kann. Interessierten Lesern sei hierzu der sehr lehrreiche Beitrag zu Klaro von Josef Hueber empfohlen, der meine Analyse voll bestätigt.

Religion

Am 10. Juni 2018 hörte ich auf BR5 Aktuell die Sendung Religion und Orientierung. In dieser Sendung wurde behauptet, dass es weltweit Angriffe auf die Religionsfreiheit gäbe. Die Botschaft sollte offenbar sein, dass es sich hierbei um ein allgemeines Phänomen handelt, das alle Menschen und alle Religionen betrifft. Schon hier wird man stutzig. Welche Religionen und welche Gläubige sind denn weltweit die vornehmlichen Opfer religiöser Intoleranz? Und von wem gehen die meisten Aggressionen gegen Andersgläubige aus? Jedem halbwegs informierten Verfolger des Zeitgeschehens dürfte dazu in erster Line der Islam einfallen. Nicht so dem BR.

In der Sendung Religion und Orientierung wurde zu meinem größten Erstaunen behauptet, dass es viel mehr Aggressionen gegen den Islam als gegen das Christentum oder andere Religionen gäbe. Dass es permanent religiös motivierte Gewalttätigkeiten gegen Muslime gibt, sei unbestritten, aber ebenso unbestritten dürfte es sein, dass diese fast immer von anderen muslimischen Gruppierungen kommen. Das bekannteste Beispiel sind Sunniten gegen Schiiten, aber auch gegen Alewiten und Sufis. Da aber diese alle dem Islam zuzurechnen sind, muss die Behauptung auf BR5 Aktuell anders gedeutet werden, nämlich so, dass weltweit viel eher Christen, Juden, Hindus, Sikhs, Buddhisten, Shintoisten und andere Anhänger irgendwelcher Religionen über Muslime herfallen als umgekehrt.

Ich meine, dass man keine Statistiken zu Rate ziehen muss, um diese Behauptung als krasse Lüge zu entlarven. Das große und weltweit bekannte Faktum ist nämlich, dass der Islam und keine andere Weltreligion andere Religionen bis aufs Messer bekämpft, und dass islamische Fundamentalisten seit langem dabei sind, die letzten Residuen des Christentums im Mittleren und Nahen Osten sowie in Nordafrika auszumerzen. Tötungsdelikte wie bei den Überfällen auf koptische Kirchen in Ägypten schaffen es normalerweise noch mit einer Kurznachricht in die westliche Presse, aber es gibt auch schlimme Benachteiligungen, die es Andersgläubigen schwer machen, in mehrheitlich islamischen Ländern zu leben, und über die die in der westlichen Presse oder in Kirchenblättern so gut wie nie berichtet wird. Ich spreche hier nicht nur von dem, was ich lese sondern durchaus auch von Berichten persönlicher Bekannter und Betroffener aus einschlägigen Ländern.

Aber überlegen wir doch einmal. Wie sollte es auch anders sein? Man muss doch nur zwei und zwei addieren können, um zu einer realistischen Einschätzung zu kommen. Keine andere Religion hat ein heiliges Buch, in dem die Gläubigen dazu aufgefordert werden, mit „Ungläubigen“ kurzen Prozess zu machen. Eine Religion, die in ihrer heiligsten Schrift explizit zu deren Vernichtung, Ausbeutung und Diskriminierung aufruft, nimmt selbst dann, wenn viele ihrer Anhänger diese Vorschriften glücklicherweise nicht augenblicklich in die Tat umsetzen möchten, eine Sonderstellung unter den Weltreligionen ein.

Wer auch nur über minimale Geschichtskenntnisse verfügt, sollte wissen, dass Nordafrika und der gesamte vorderasiatische Raum einmal christlich waren, und dass die dort bestehenden spätantiken und griechisch-römischen Kulturen sämtlich vom Islam ausgelöscht wurden. Die Eroberungen in Südasien und Indo-China zeigen exakt dasselbe Bild. Sind die jüngsten nationalen Strafmaßnahmen gegen Muslime in Myanmar („Rohingyas“) und in China („Uiguren“) Gegenbeispiele? Nein, das sind sie keinesfalls. Sie haben keine religiöse Dimension. Es sind rein profane staatliche Maßnahmen zur Prävention von Terrorakten, die zuerst von Muslimen in diesen Ländern verübt worden sind.

Angesichts dieser Faktenlage ist es nur schwer nachzuvollziehen, wieso eine Rundfunkanstalt vom Rang des BR auf die Idee kommt, glatte Lügenpropaganda wie in der Sendung Religion und Orientierung in die Welt setzen zu lassen und zu unterstützen. Religion und Desorientierung wäre der angemessene Titel gewesen.
Die drei hier herausgegriffenen Themen, Sprache, Kinder, Religion, und ihre Repräsentation auf B5 Aktuell zeigen eine gemeinsame Linie, die sich unschwer als basierend auf links-grüner Ideologie identifizieren lässt. Die Sendungen sind eindeutig im Gleichschritt mit den Positionen entsprechender politischer Parteien aus dem linken Spektrum. Von politischer Ausgewogenheit, Fairness und Dienst an der Wahrheit kann hier schon lange nicht mehr die Rede sein. Die Liste der beobachtbaren Indizien ließe sich leicht fortsetzen. Jeder Hörer und Beitragszahler sollte sich darüber im Klaren sein, wie und mit welchen Zielen seine Rundfunk- und Fernsehgebühren von einer ehemals seriösen Sendeanstalt mittlerweile eingesetzt werden.


Prof. em. Dr. Josef Bayer, Universität Konstanz

Anzeige