Tichys Einblick
Zeller zeichnet trotzdem weiter

Bernd Zeller: Die Sprache des Grünen Reiches

In der "New York Times" sind Karikaturen eines der vielen Opfer der Political Correctness und des konformen Denkens. Bernd Zeller allerdings zeichnet weiter.

imago images / Stefan Zeitz

Vom kommenden Monat an will die „New York Times“ auch in ihrer internationalen Ausgabe keine Karikaturen mehr veröffentlichen; in der US-Ausgabe sind die Zeichnungen schon seit zwei Monaten verschwunden. Der Grund sind die Proteststürme, die immer wieder ausgelöst wurden. Indirekt belegt das der Chef des NYT-Meinungsressorts James Bennet mit der Erklärung, man wolle an Stelle der alten Formen in neue, visuelle Formen des Meinungsjournalismus investieren, der „Nuancen, Komplexität und eine starke Stimme von vielen verschiedenen Standpunkten aus“ beleuchtet.

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Das wird schwierig werden. Denn die Karikatur lebt von der Zuspitzung, vom Klischee, von der Überzeichnung. Ein guter Karikaturist ist geradezu berufsbedingt bösartig: Seine Gesichter sind Fratzen, in dem sie nicht das Schönheitsideal griechischer Helden und die Ebenmäßigkeit der Büsten aus Marmor zu Papier bringen, sondern das Nicht-Ebenmäßige, die zu kleinen Augen, die zu schmalen Lippen, das pompöse Doppelkinn oder die Glatze – eben das, was den Charakter eines Menschen überzeichnet und ihn dadurch kenntlich macht. Eine Karikatur zu ertragen, verlangt von dem buchstäblich Gezeichneten Toleranz ab. Viele Gezeichnete fühlen sich auch gar nicht beschimpft – sie betrachten es als Ehre, von den Meistern des Fachs überzeichnet zu werden. Konflikt und Auseinandersetzung gehören zur öffentlichen Sphäre.

Aber jetzt sind die Zeiten des Meinungsstreits wohl vorbei. Alle Menschen sind gleich schön (außer sie gehören gerade der derzeit zur Verfolgung vorgesehenen Gruppe an), sie sind ideal, wer ihre Eigenarten karikiert, setzt sich dem Vorwurf aus, er sei rassistisch, antifeministisch oder Träger einer anderen Phobie: Muslime, Homosexuelle, Araber, People of Color. Die -ismen töten die Debatte oder lenken sie in den breiten Mainstream erlaubter Aussage. An die Stelle des Fechtens mit dem Florett tritt Wattebausch-Wettwerfen; jedenfalls, was die Gruppe der durch -ismen geschützten, selbstdefinierten Minoritäten mit ihrem totalitären Anspruch betrifft. Wie diese Identitäts-Linke Läuterungsproaganda Politik und Gesellschaft manipuliert ist in diesem Buch und im Interview von Giovanni Deriu mit Sandra Kostner wunderbar erläutert.

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Identitätslinke Läuterungsagenda manipuliert Politik und Gesellschaft
Einer, der sich dagegen stemmt, ist Bernd Zeller: Mit vielen Einzelbildern und einer doppelseitigen Comic-Reportage in unserem Monatsmagazin ist er bekannt geworden; jetzt legt er ein weiteres Buch vor:

„Die Sprache des Grünen Reiches“. Er hat die Karikaturen dazu angefertigt, noch während der grüne Marsch auf das Kanzleramt medial orchestriert wurde. Zeller nimmt vorweg, was jetzt immer deutlicher zu Tage tritt: Die Übernahme der Macht auf demokratisch medialem Weg eines Denkens, das immer öfter für Verbote statt Freiheit eintritt, die Welt durch den Verzicht auf Strohhalme, Kreuzfahrten und persönliche Mobilität zu retten vorgibt, wobei die eigene Funktionärsschicht natürlich opferbereit die verbotenen Flugzeuge, Luxusdampfer und Dienstautos besetzt, um so deren falschen Gebrauch durch die Falschen durch den Einsatz der eigenen Körper zu vermeiden. Und weil Bernd Zeller nicht nur ein Mann des Zeichenstifts ist (und weiß noch dazu), sondern auch Sprache wunderbar beherrscht, schafft er es, die Verbiegung und Vergewaltigung der Sprache ins Bild zu setzen, mit der unser Denken gereinigt werden soll.

Bernd Zeller zeichnet. Immer weiter und immer wieder neu. Setzen wir uns dafür ein, dass Karikaturen nicht aus unserer Welt verschwinden, sondern weiter provozieren und zum Denken anregen, statt es abzuflachen.


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