Tichys Einblick
Auf der Suche nach der Demokratie

Bei Maischberger: „Das ist absolut unamerikanisch, und damit wird er nicht durchkommen!“

Der Politologe in der Runde der acht Gäste (sieben davon gegen Trump) fragte sich, ob Trump eher uramerikanisch oder unamerikanisch sei. Keine schlechte Frage, aber sie blieb ohne Antworten.

Screenprint ARD/Maischberger

Da sucht man als Deutscher schon den ganzen Tag nach Wahllokalen, um den Amerikanern endlich mal zu zeigen, wie Demokratie richtig funktioniert, und dann bleiben einem letztlich doch nur die deutschen Medien. Wenigstens ist auf Frau Maischberger Verlass. Eine ganze Stunde Berichterstattung über Trump und die Wahl. Um es vorwegzunehmen, von dero Maischberger acht Gästen waren sieben gegen Trump. Da lacht das deutsche demokratische Herzchen.

„Ich habe das vorausgesagt, Trump wird sich als Sieger deklarieren“, meinte der frühere US-Korrespondent Ansgar Graw. Dies sei sein „Wahlkampf-Mittel“

Und wenn du glaubst, es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Politologe her: US-Experte und Politikprofessor Christian Hacke findet deutliche Worte gegen Trump. „Absolut undemokratisch und eine Missachtung des Wahlvorgangs“ sei die Ankündigung Trumps gewesen, die Stimmauszählung juristisch prüfen zu lassen. Hacke erklärte, er habe sich danach gefragt, ob Trump eher uramerikanisch oder unamerikanisch sei. Aus diesem Wahltag könne angesichts der von Trump angekündigten Klagen gegen die Wahlauszählung in den Bundesstaaten „auch eine Wahlwoche, vielleicht sogar ein Wahlmonat werden“.

„Trump versteht US-Justizsystem nicht”

Weitere Vorhersagungen bekam man durch John Bolton, den ehemaligen Sicherheitsberater von Donald Trump. Bolton, der 2019 von Trump entlassen worden war und nun sein Buch vermarktet, erklärte, dass es zwar nach einem Biden-Sieg aussehe, Trump aber sicher rechtliche Schritte gegen das Wahlergebnis einleiten wird.

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Für diese illustre Runde der Meinungseinheit war es bezeichnend, dass selbst Ralph Freund, US-Republikaner in Deutschland und CDU-Mitglied, zwar auf wirtschaftspolitische Erfolge von Trump hinwies, aber sich nicht als Unterstützer von Trump festlegen lassen wollte. Er sinnierte vielmehr über die verschiedenen Szenarien nach der Wahl. Laut Freund würde Trump schnell von der politischen Bildfläche verschwinden, sollte er die Wahl verlieren. Er könne sich nicht vorstellen, dass Trump zu zivilem Ungehorsam aufrufen würde.

„Tief enttäuscht“ zeigte sich der Afro-Amerikaner und US-Demokrat Kenton E. Barnes über die Tatsache, dass die Anzahl der Schwarzen in den USA, die Trump gewählt haben, um vier Prozent auf zwölf gestiegen ist. Dabei seien „schwarze Männer vom Aussterben bedroht wegen Polizeigewalt“. Sie merken, auch in dieser Sendung geht der Trend zum Kabarett. Dies insbesondere in Gestalt der aufgedrehten Gayle Tufts, die alle vier Jahre aus der Maischbergerschen Mottenkiste rausgeholt wird. Sie brachte viel Sympathie für die als Vizepräsidentin auserkorene Kamala Harris mit, die für den Fall „ja einspringen könne“.

Parteigrenzen über Bord!

Die differenzierteste Bewertung des Abends kam von Sahra Wagenknecht, Bundestagsabgeordnete der Linken, die den sachkundigen Ruhepol dieser Runde darstellte. Wagenknecht warnt vor falschen Hoffnungen bei Biden. Im Gegensatz zu anderen US-Präsidenten habe Trump keinen Krieg angefangen, sondern sogar Truppen abgezogen. Bereits 2016 hatte sie die Wahl Trumps „nicht als Katastrophe“ sehen wollen, denn auch „wir brauchen eine konsequente Industriepolitik“. Ein mutiges Statement einer Linken inmitten von Biden-Jüngern. Für den FDP-Politiker und Erben eines großen Namens Alexander Graf Lambsdorff ist Trump hingegen der „Gegenentwurf zur deutschen Politik“. Trump sei „unberechenbar“, Biden aber wäre ein Partner. Deutschland weiß wieder Bescheid.

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