Tichys Einblick

Bei Illner: Urlaub planen mit Katja Kipping

Illners komische Frage lautet diesmal: „Reise ins Ungewisse – wie gefährlich wird der Urlaub?“ Das kommt natürlich drauf an, was man macht. Von Marmorklippen springen? Mit weißen Haien tauchen? Mit dem SPD-Reiseservice „für Mitglieder und Freunde“ einen Ausflug nach Goslar und Wernigerode?

Screenprint: ZDF/maybrit illner

Wer definitiv keine gescheite Antwort auf die Illner-Frage geben kann, sind Katja Kipping von der SED, der Bergfex Reinhold Messner, Armin Laschet vom Homeland NRW oder der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Deswegen sitzen diese Personen, zugeschaltet oder tatsächlich, in der Runde – damit Illner zeigen kann, wie gut sie es versteht, auf einer Glatze Locken zu drehen (no offense, Dr. Jonas).

Jedenfalls erfuhren wir, dass die Kippings wohl wandern werden und bei sozialistischen Freunden im Garten zelten. Vielleicht aus Solidarität mit den gerade Verarmenden, für die es nun heißt: „Statt Kreuzfahrt Paddelboot, statt Flugzeug Fahrrad“ – wie in der guten alten Täterätä. Nu, des hatte ooch sinne gudn Saidn.

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Der Virologe könnte sich vorstellen, „im Dezember nach Thailand“, sieht uns auf dem Wege von „pauschalen Maßnahmen zu intelligenten“, was versehentlich viel sagt über das, was bisher so gelaufen ist, aber das meinte er natürlich nicht, denn er gehört zum Drosten-Panik-Lager. Messner empfiehlt, na was wohl, die Berge, und einen Besuch in seinem Museum. Armin Laschet freut sich wie ein Schnitzel, dass SED-Genosse Bodo aus Thüringen angeblich der Ost-Laschet genannt wird, außerdem hat er schon „immer gesagt“, und die Grenzen im Homeland auch nicht geschlossen, weshalb die NRWler in Holland ohne Masken shoppen gehen. Beim Urlaub machen ihm nur die Rückkehrer Sorgen, „wo die Menschen auf Fremde stoßen“ und hinterher nicht mehr wissen, wo sie sich angesteckt haben könnten. Außerdem verurteilt er das Sagria aus Eimern trinken.

Wer nun wirklich sachdienliche Urlaubshinweise wünschte, war am besten bei Marija Linnhoff aufgehoben, die als Verbandsvorsitzende (noch) 2.000 Reisebüros vertritt. Seit November beraten die Büros – „die Leute wollen reisen!“ – allerdings ohne Bezahlung, denn reisen kann ja keiner, stattdessen wollen viele ihr Geld zurück. Die Verunsicherung ist groß, selbst für Reisende aus Schleswig nach Cochem oder umgekehrt, weil keiner weiß, ob er an Bundesländergrenzen abgewiesen wird. Aber wir erfuhren, Griechenland sei besser als Ballermann – der Grieche habe sich bestens vorbereitet. Trotzdem: Festland-Spanien ist schwerer getroffen als Mallorca, aber es muss ja nicht unbedingt Arenal sein. Dem Österreicher traut sie nicht so ganz. Was hilft, was ist Show?

Natürlich fragten die Leute immer nach Corona-Infos. „Wir fummeln uns das dann alles selbst zurecht“, so die Reisefrau. Mehr macht die Regierung übrigens auch nicht, Frau Marija. Die war recht sanft mit den Politikern, aber mehr Geld müsse schon sein, viele Unternehmen pfeifen aus dem letzten Loch. Armin versprach „ein großes Konjunkturprogramm“.

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Ein Einspielfilm zeigte dann Corona-Strand-Ampeln in Portugal und das Desinfizieren eines Jumbos. Dazu Buffetgäste mit Maske. Dass auch andere Länder beschränkte Politiker haben, zeigte dann das Beispiel, bei dem die bemützte Gewalt einen einzelnen Sonnenbadenden an einem menschenleeren Strand mit Maßnahmen bedrängte. Selbst der Virologe war in diesem Fall sicher: Ein Einsiedler an einem Strand braucht keine Maske. Potenzielle Italienurlauber wurden beruhigt, dass der Italiener an sich nicht mehr sauer auf Deutschland ist, seit Merkel und Leyen 100 Milliarden Euro versprochen haben.

Inzwischen machen die Deutschen halt in Deutschland Urlaub. Volle Autobahnen, volle Strände, volle Cafés, volle Parkplätze inklusive. 55 Millionen Reisewillige wären für Nord- und Ostsee wohl etwas viel, waren sich unsere versammelten Experten einig. Bei Kipping zeigte sich, dass die SED noch immer nicht in der Reise-Freiheit angekommen ist. Es sind mitnichten die Reichen, die es nach draußen drängt, sondern Ballermann und Lloret de Mar erlaubt den Ärmeren preisgünstige Erholung. Aber was reden wir.

Was Armin Laschet aus Corona gelernt hat? Wir müssen europaweit noch besser zusammen arbeiten und die EU-Behörden stärken – also in Wahrheit: nichts. Denn es gibt längst eine teure und gestärkte EU-Seuchenbehörde, von der hat nur niemand etwas mitbekommen. Gute Nacht.


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