Tichys Einblick
Requiem

Anne Will: „Keine Ideen, keine Führungskraft!“ – Angie go home?

Für Sonntag 18:00 Uhr war eine Einigung versprochen worden, aber wie das so ist mit atmenden Obergrenzen, die sind lediglich Richtwerte. Christiane Hoffmann (Spiegel) und H.-U. Jörges (Stern) sind bitter enttäuscht. Haben Sie unser Merkel womöglich immer überschätzt?

Screenprint: ARD/Anne Will

Heute können wir es kurz machen. Die Vertreter der fälschlicherweise Mainstream-Medien genannten Blätter Stern und Spiegel, deren Auflagen nahelegen, dass sie nur noch von einem kleinen Teil der Grünen- und SPD-Wählern gekauft werden, sind stinksauer, dass aus Jamaika noch nichts geworden ist. Und schuld daran ist in den Augen von Hans-Ulrich Jörges (Stern) und Christiane Hoffmann (Spiegel) in erster Linie die CSU, in zweiter die FDP, die im Punkt Familiennachzug der CSU gefolgt sei. Und auch Angela Merkel. Bei den Gästen im Studio liegt die Vermutung nahe, sie hätten ihre Platzkarten in einer der beiden Hamburger Illustrierten gewonnen, von Pluralität keine Spur.

Anne Will, in Merkelwasser getauft, ließ, entgegen aller Gewohnheit, die Namen der Diskutanten vor der Sendung im Dunkeln. Sie hatte wohl gehofft, dass sich die Koalitionäre am Abend einigen und alle Details der Einigung in ihrer Sendung kundtun würden. Oder dass Angela, dann die IV., sich nach dem Habemus Mamam alleine vom Ännchen huldigen ließe.

Das war wohl nix. So überraschten uns Johannes Vogel (FDP), smarter Lindner-Kumpel mit partei-obligatorischem Dreitagebart, Stephan Mayer, CSU, und Konstantin von Notz, der – einzige Gemeinsamkeit mit Mayer – einen Anzug mit Krawatte trug. Notz steht, mit Robert Habeck, für die etwas anderen Grünen, wenigstens was Stil und Ausdrucksvermögen anbelangt. Und dann saß da wieder – einmal dürfen Sie raten: richtig, Sahra Wagenknecht.

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Die Positionen der Anwesenden sind hinreichend bekannt. Wir nehmen uns nur mal den Familiennachzug vor. Anne Will, Sahra und Notz finden das ein belangloses Thema, weil da ja nur „60.000“ Nachzügler im Gespräch seien. Anne bezieht sich da auf Zahlen aus Siggis Außenamt, und wo der Siggi die her hat, wissen die Götter. CSU-Mayer rechnet hingegen vor, dass zu 500.000 Anspruchsberechtigten noch einmal 270.000 mit subsidiärem Schutz dazukämen. Macht mindestens 750.000. Plus 200.000 der atmenden Obergrenze. Ja, Plus, denn Claudia Roth habe da wieder eine Rolle rückwärts nach ersten Einigungen gemacht, ließ Mayer wissen.

Dann wurde der Ober-Intrigant Jürgen Trittin eingeblendet, der zwar nicht bei den Sondierung dabei sein darf, aber von Außen so gut es geht, querschießt. Wie soll da Vertrauen entstehen, fragt rhetorisch Johannes Vogel, wenn das, was im kleinen Kreis besprochen wird, kurz darauf von Trittin an die Medien verkauft wird?

Dann ging es um Merkel, und die abtrünnige Journaille stellte fest, das (Moderations-)Talent der Kanzlerin stoße an seine Grenzen. Und es fehle ihr „an Ideen“ (Hoffmann) „und Führungskraft“ (Jörges). Die Journos sind tief enttäuscht vom einstigen Darling.

Also Neuwahlen? Sahra sagte, sie „drücke der Koalition nicht die Daumen“ und war den Abend über bereits voll im Wahlkampfmodus. Aber richtig wünschen mag sie Neuwahlen nicht, aus Sorge um die SPD. Nicht, „dass die so endet wie die Sozialdemokraten in Frankreich und den Niederlanden“ (also im Exitus). Hoffmann und Jörges finden, wenn, dann ohne Merkel und Schulz. Der grüne Notz rät „allen ab“, wegen der Demokratie und dem Wähler, diesem eigenwilligen Wesen. Vogel, Johannes, und seine Partei „würden Neuwahlen nicht fürchten“, aber noch will er um Jamaika ringen.

Minderheitsregierung geht leider nicht, denn dann könne es passieren, fürchtet vor allem Mayer, dass man „mit den Stimmen der AfD das eine oder andere durchsetzen müsse“. Was eine schlechte AfD-Verteufelungsbasis im bayerischen Landtagswahlkampf wäre. Irgendwann rutschte es Herrn Mayer so heraus, dass man sich wenigstens so weit geeinigt habe, dass es mit Jamaika „keine Steuererhöhungen“ gäbe. Keine Steuererhöhungen!? Wie hieß noch der nette Blonde, der im Wahlkampf von Steuersenkungen gesprochen hatte?

Da fiel uns dann die Äußerung der Spiegel-Dame wieder ein, die „Deutschen wollen diese Koalition?“ Woher haben Sie das, gnädige Frau? Aus einer Bertelsmann-Umfrage? Oder einer aus dem Auswärtigen Amt?

23:38 Uhr – Bild meldet: Jetzt bricht das Chaos aus.

0:00 Uhr – Schluss! Aus! Vorbei!