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Anne Will: Ethisch Autofahren mit Katrin Göring-Eckhardt

War was heute? Berlusconi in Italien vorne, die SPD sagte „Ja, ich will“, die Schweiz stimmte über den Öffentlichen Rundfunk ab. Na gut, dann machen wir „Diesel“, sagte Anne Will.

Screenprint: ARD/Anne Will

Vielleicht muss man ja sogar dankbar sein, dass Anne Will uns mit Andrea Nahles oder Heiko Maas verschont, die uns erklären, wie es zum Pro-Groko-Votum gekommen ist. Dafür Diesel-Schummeleien. Mal wieder. Kurz für die, die die letzten Monate auf der Mond- oder Marskolonie tätig waren: Diesel eigentlich toll, weil weniger Verbrauch und Sprit billiger, weniger CO2 und trotzdem flott. Urplötzlich bemerkt: Stickoxyde nicht gut. Deshalb: Diesel nicht gut. Dazu schwammige Gesetzeslage, raffinierte grüne Klagewüteriche, schon sagt ein Gericht, Fahrverbote möglich. Und dann haben wir den Salat mit Olivenöl.

Kann Katrin Göring-Eckardt, die Biene Maja der großdeutschen Politik, uns gefühlsmäßig das Thema schmackhafter machen? Oder der hübsche Nico Rosberg, der als Formel-1-Weltmeister noch so richtig Freude am Fahren hatte? Wie redet sich VW heraus, und wie Christian Schmidt, geschäftsführender Verkehrsminister?

Biene Maja war eine Enttäuschung. Selbst am Ende, als sie so mehr aus der Hüfte ihre Vision von der Verkehrswelt von morgen vortrug, fehlten ihre berühmten Sprachbilder aus der Welt der Kinder und der Natur. Durch die Robotik wird alles gut und anders als heute, glaubt sie, und damit die Leute den Verbrennungsmotor stehen lassen, will sie „Gesetze machen und fördern“. Wer jetzt die Hoffnung hatte, dass wir, wenn erst mal nur noch selbstfahrende Elektroautos, E-Busse und Fahrräder durch die Gegend sausen, eigentlich auch Katrin Göring-Eckardt einsparen könnten, wurde allerdings enttäuscht. Weil eine „ethische Frage“ noch nicht geklärt ist: Was entscheidet der Algorithmus? Fährt der jetzt den alten Mann über den Haufen oder das Kind? Verstehen Sie nicht? Wir auch nicht. Das war‘s schon an Göring‘schem Blödsinn. Ansonsten gab sie die Hilde Benjamin und vertrat die Anklage. Nebenklägerin Anne Will.

Betreutes Fernsehen
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Den Herbert Diess muss man sich merken. Das Vorstandsmitglied von VW mit dem „Können diese Augen lügen?-Blick” streute gekonnt Asche auf sein Haupt und verkaufte gleichzeitig Zuversicht und vielleicht sogar noch ein paar E-Autos. Eigentlich war mit dem Satz „Ohne Betrug hätten wir in den USA überhaupt keine Zulassung gekriegt“ alles gesagt. Der Staat (etwa Kalifornien) macht klare Ansagen, wer sich nicht dran hält und erwischt wird, zahlt, bis er quietscht. Weil Will gelesen hatte, dass eine Hardware-Umrüstung die Lösung aller Probleme sei, insistierte sie auf sofortige Aktion. Das konterte der Volkswagenmann damit, dass das zwei, drei Jahre dauern würde. Er fände eine Sofortmaßnahme besser: Städte kaufen E-Busse! Und mit der schlauen Formulierung von einer „kleinen Chemiefabrik“, die dann in die Autos eingebaut werden müsste, nahm er auch Biene Maja den Wind aus dem Öko-Segel.

Christian Schmidt, CSU, nutzte seinen letzten TV-Auftritt als Minister, um dickköpfig bis zum Schluss den Dieselfahrer in Schutz zu nehmen. Fahrverbote? Nie! Außerdem sei die Belastung bereits um 50% reduziert worden, der Rest folge sogleich. Als Prügelknabe machte Schmidt eine derart gute Figur, dass KGE ihm nicht mal mehr widersprach, sondern nur noch „Sie sind für Glyphosat verantwortlich!“ entgegen schleuderte. Da klatschte das Berliner Radfahrerpublikum.

Thomas Geisel ist OB von Düsseldorf und hat sich gerade einen neuen Diesel (Euro 6) gekauft. Weil er fünf Kinder hat und Platz braucht. Zudem ist er vehement gegen den Abgesang auf den Dieselmotor. Der unaufgeregteste Sozialdemokrat, den wir in den letzten Monaten gesehen und gehört haben, machte Herrn Diess die klare Ansage: Hardware-Umrüstung – und Sie zahlen! Bewundernd erklärte uns Will, Herr Geisel sei „Volljurist“.

Nico Rosberg wurde tatsächlich vorgeworfen, schon als kleiner Junge verrückt auf Verbrennungsmotoren gewesen zu sein. Nun fährt er Diesel, weil ihm erzählt wurde, der sei umweltschonend und verbrauche weniger Sprit. Aber er hat des Pudels Kern schnell gefunden. Die weltweite Politik habe sich nur auf C02 konzentriert. Stickoxyde waren kein Thema. Jetzt hat Nico Angst, dass wieder mit einem Riesenschritt von einem Tag auf den anderen agiert wird. „Das gibt nur Chaos.“ Ja, so ist das, wenn die Hysterie-Karawane weiterzieht.

Natürlich wurde erwähnt, dass die Öko-Bilanz von Elektroautos eine Katastrophe ist, aber eben nur am Rande. Man will sich schließlich seine Utopien nicht zerstören lassen. Wahrscheinlich hängt nun alles am Ordre per Mutti – Totalverbot? Weiterfahren? Schließlich wurde ja „der Diesel von uns auch empfohlen“, wie die Kanzlerin sagte. Aber Merkels Worte verwehen allzu oft wie der Abgasrauch eines Diesel Euro-5. Was fährt eigentlich Joseph „Joschka“ Fischer, der Abgasbeauftragte von BMW?