Tichys Einblick
Die SPÖ blamiert sich bis auf die Knochen

Stimmen handschriftlich zusammenzählen reicht digitalen Funktionären wohl nicht

Ex-SPÖ-Bundesobmann Christian Kern gratuliert Andreas Babler und konstatiert: "Der Ablauf des ganzen Vorgangs ist allerdings eine eindrückliche Bestätigung, dass man es in der Politik nicht so dumm denken kann, wie es hinterher kommt."

Marco Pogo, Präsidentschaftskandidat (a. D.) • Bierpartei-Gründer

https://twitter.com/marcopogo666/status/1665727380151754753

Wer den Schaden hat, spottet bekanntlich jede Beschreibung. Aus dieser selbst gemachten Funktionärsposse kommt die SPÖ nicht so schnell raus. Warum selbst gemacht? Wegen Verstoßes gegen den Grundsatz KISS: keep it simple stupid.

Wozu braucht es beim Zählen von Stimmen Excel? Simple Zettel Papier und handschriftliches Zusammenrechnen reichen und sind nachzählbar. Wenn sauber gearbeitet wird. Wenn nicht, kommt es leichter ans Licht.

Wie haben diese Organisationsgenies das eigentlich gemacht? Chefredakteur Florian Klenk von der Wochenzeitung Falter klärt auf:

„Es wurde auf Papier gewählt, also angekreuzt. Es gab 12 Wahlurnen. Die wurden auf 11 Tischen ausgeleert und dann von mehreren gezählt. Die Ergebnisse aus den Urnen wurden in ein Protokoll eingetragen. Mit diesem Protokoll ging es dann zu einem Mitarbeiter der Löwelstraße, der die Zahlen in eine Excel-Tabelle eintrug. Offenbar falsch. Schlamperei? Ein Streich? Fest steht: niemand der Wahlkommission hat das Endergebnis noch einmal nachgeprüft.“

Übrigens: Wer sagt denn, dass bei der Mitgliederabstimmung nicht noch mehr Excel-Fehler gemacht wurden als beim Delegiertenparteitag?

Dieser Tweet geht jedenfalls in die Geschichte der einstigen Arbeiterpartei ein:

Heute meldet die SPÖ das:

War Journalist Martin Thür wirklich der Auslöser, ohne den es vielleicht bei Doskozil geblieben wäre?

Hier die Faust aufs Auge:

Die meisten Tweets sind übrigens ebenso witzschwach wie die Parteienwelt sonst die ganze Zeit über auch (Löwelstraße, Sitz der SPÖ-Zentrale):

Der Tweet der Bierpartei ist einer der besseren:

Ex-Bundesvorsitzender, Förderer von Nachfolgerin Rendi-Wagner, Unterstützer von Doskozils Kandidatur Christian Kern steuert einen guten „Sager“ bei, wie man in Wien statt Spruch sagt:

Das Bild von Pamela Rendi-Wagner gesternnachmittags spricht für sich:

Na ja:

Alt-Journalist Christoph Kotanko hält’s ernst:

Was kann Wahrscheinlich-Vorsitzender Babler gegen einerserienverdächtige Fortsetzung dieser Art tun?

Diese Geschichte ist noch lange nicht zu Ende:

Und wenn Sie mich fragen, solche Unprofessionalität ist kein Unfall, sondern systemisch in allen Parteien. In diesem Fall sind nur ausnahmsweise einmal nicht die Bürger die Opfer, sondern nur die Funktionäre.

Anzeige