Tichys Einblick
Achtung, Glosse

Lasst die Remmos mit Putin verhandeln

Wie wird man in Deutschland reich? Schmuck klauen, einen Teil zurückgeben und den Rest behalten. Dafür gibt es Haft auf Abruf, unter Bedingungen nach Maß. Fehlt nur noch ein Integrations-Bambi für den Remmo-Clan.

Issa Remmo und rechts Ibrahim Al-Zein bei einer Beerdigung in Berlin, 05.05.2023

IMAGO / Olaf Wagner

Da lachte sie. Die Remmo-Familie. Urteile in deutschen Gerichten sind ein Spaß. Zumindest, wenn man staatlich geprüfter Schwerverbrecher ist. Für sie ist Deutschland eine inklusive Gesellschaft. Der Staat hat fünf Remmos gerade zu Haftstrafen zwischen vier und sechs Jahren verurteilt. Wegen schweren Raubs und, weil sie bei der Spurenvernichtung bereit waren, Menschenleben zu riskieren. Aber das ist lustig für sie. Die Haft. Denn wann sie die antreten, dürfen die fünf Remmos selbst aussuchen.

Wann das dann genau ist? Ja, mein Gott, wenn’s halt passt. Wenn man sich davon erholen muss, das Mitglied eines konkurrierenden Clans erschlagen zu haben. Wenn man für seine Frau ins Ikea klauen gehen muss. Wenn man der Schimpfe der Frau ausweichen will, weil die sich was Edleres fürs Räuber-Wohnzimmer gewünscht hatte. Oder wenn man ein Alibi für einen Mord braucht. Der deutsche Staat kommt seinen Schwerverbrechern da gerne entgegen.

Sie müssen ja auch nicht in Dresden in den Knast. Sondern dürfen sich eine „heimatnahe“ Unterbringung aussuchen. Und wo fühlt sich ein Remmo zuhause? Nicht in der Türkei, nicht im Libanon, sondern in Berlin. Wir machen uns Sorgen, dass wir so ein kaltes, abweisendes Land sind, das keine Willkommenskultur kennt. Doch wer zu Mord, Raub und Nötigung bereit ist, der ist in Berlin bestens integriert.

Bis die fünf Remmos einfahren, können die Berliner Vollzugsbeamten die wichtigsten Vokabeln lernen: „Ja, Herr Remmo“ – „Gerne, Herr Remmo“ – „Selbstverständlich mache ich das für Sie, Herr Remmo.“ Auch können die Vollzugsbeamten bis dahin ihren neuen Diensteid leisten: „Hiermit schwöre ich, kriminellen Clan-Mitgliedern jeden Wunsch zu erfüllen. Wenn ich dies nicht zu ihrer vollsten Zufriedenheit erfülle, haben sie selbstverständlich auch das Recht, mich privat zu sanktionieren. Dies habe ich mir verdient, als ich in den Dienst für einen Staat getreten bin, der nicht die schützen will, die ihn tragen, sondern die, die aufgrund ihrer schweren Kindheit, wegen der mangelhaften deutschen Integration und weil sie überhaupt gar nicht anders können, als zu rauben.“

Falls die Remmos zu dem Schluss kommen, dass Knast gerade nicht in ihre Work-Life-Balance passt, sollten wir ihnen weiter entgegenkommen. Etwa mit dem Integrations-Bambi. Einerseits haben sie kulturelle Werte zerstört, dem Zusammenleben geschadet und waren dabei gewaltbereit. Dafür ist der Bambi nicht gedacht – dafür gibt es den Grimme-Preis.

Andererseits beleben die Remmos mit ihrer vitalen und ruralen Art die deutsche Wirtschaft. Das Ministerium sollte ihnen für ihre weiteren Projekte eine Anschubfinanzierung ermöglichen. Wie früher in der DDR. Nur dass ihnen mit jedem Einbruch etwas von der Rückzahlung erstattet wird. Ansonsten wird die dann fällig, wenn es ihnen gerade passt – also wie bei der Haftstrafe. Im Wirtschaftsministerium wird dafür eigens ein Referat zur Clan-Förderung gegründet – die bisherige Personalabteilung bringt die nötigen Erfahrungen mit.

Letztlich gehören die Remmos in die Politik. Ja, sie sind Verbrecher. Schon. Aber sie können verhandeln und sich durchsetzen. Und mal ehrlich: Wen wünscht man sich in Verhandlungen mit Wladimir Putin? Annalena Baerbock? Die würde Putin das halbe Innere des Bode-Museums, die ganze Außenalster und Stuttgart schenken, noch bevor die Verhandlungen überhaupt losgegangen sind. Die Remmos haben immerhin schonmal eine Dresdner Staatsanwaltschaft über den Tisch gezogen.

Und in solchen Runden ist es ganz wichtig, dass ein privater Draht entsteht. Ein gemeinsames Thema hätten Putin und die Remmos schonmal: Sie könnten sich königlich über den deutschen Staat amüsieren, der sich nicht vorwerfen lassen muss, nichts mehr hinzukriegen – denn den Remmos das Leben leicht machen, das schafft dieser Staat hervorragend.

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