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Baer statt Bär – Annalena beichtet alles

Berlin. Nach dem enttäuschenden Wahlergebnis bei der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt hat sich die Grünen-Führung zu einem drastischen Kurswechsel entschlossen.

IMAGO/photothek

Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock will mit einer Fernsehbeichte die für sie schädliche Debatte über die Falschangaben in ihrem Lebenslauf beenden. Deswegen hat sie am Montag ausführlich mit Katrin Bauernfeind und Thilo Mischke gesprochen, die schon nach der Ausrufung von Baerbock zur Kanzlerkandidatin der Grünen Ende April als erste ein großes Fernsehinterview mit ihr führen durften. Offenbar hatten die beiden Befrager, die das Gespräch damals mit „Das war toll“ und Klatschen beendeten, das Vertrauen von Baerbock gewonnen.

Die Aufzeichnung, die Bauerfeind, Mischke und Baerbock deutschen Fernsehsendern für einen Bieterwettbewerb anbieten wollen, bietet zum Teil spektakuläre und überraschende Erkenntnisse über den Lebensweg der 40-jährigen grünen Hoffnungsträgerin. TE ist eine Kopie vorab auf verschlungenen Wegen zugeleitet worden.

Baerbock bestätigt eingangs klipp und klar, dass alle bisher bekannt gewordenen 10 Falschangaben oder Ungereimtheiten in ihrem Lebenslauf zuträfen: “Ich bin auch nur ein fehlbarer Mensch“, so Baerbock wörtlich. Aber sie habe alles ihrem religiösen Oberhaupt Pfarrer Bedford-Strohm schon lange vor der Kanzlerkandidatur gebeichtet und sei danach davon ausgegangen, dass das nach einem Ablass von 25 000 € zur Finanzierung des Flüchtlings-Rettungsschiffes „Sea-Watch-4“ alles „vergeben und vergessen sei“, wie Bedford-Strohm es ihr versprochen habe. Erst später habe sie erfahren, dass es in der evangelischen Kirche das Instrument der Beichte gar nicht gebe. „Da bin ich ein Stückweit enttäuscht“, so Baerbock auf Nachfrage. Aber sie stehe zu ihren Fehlern und werde deshalb auch etwas tun, was sie bisher verschwiegen habe: „Ich werde das mir vom Bundespräsidenten verliehene Bundesnebenverdienstkreuz zurückgeben“.

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Wie es denn zu den Falschangaben ihrer Mitgliedschaften kommen konnte, wollen die Interviewer wissen. „Da bin ich wohl bei meinen Spenden durcheinander geraten, das Finanzielle überlasse ich ja ganz meinem Mann. Er kommt ja aus der Wirtschaft, ich aus dem Völkerrecht“, so Baerbock. Er habe eben die Details im Blick, sie eher das große Ganze. Deswegen habe sie die ganzen Bezeichnungen auf den Belegen für Organisationen gehalten, bei denen sie als Spitzen-Politikerin Mitglied sei. Als Bauerfeind nachbohrt, wie sie denn eine Spende für die Uno-Flüchtlingshilfe mit dem internationalen Flüchtlingshilfswerk UNHCR verwechseln könne, bei dem nur Staaten Mitglied sein könnten, antwortet Baerbock: „Wenn der Zweck gut ist, ist das doch eh dasselbe“. Auf die Frage, wieso sie denn „Doktorandin“ im Lebenslauf angegeben habe, obwohl sie seit 2015 nicht mehr an ihrer Doktorarbeit schreibe, gesteht Baerbock, das sei ein Fehler gewesen. Sie stelle die abgebrochene Doktorarbeit gerne einem Völkerrechtsstudierenden zum Fertigschreiben zur Verfügung, wolle aber bitte in einer Fußnote als Mitautorin genannt werden.

Baerbock gesteht dann „kleine Sünden“, wie sie sagt. „Mein Mann schultert ja weitgehend den Haushalt alleine. Und wenn ich dann sage: hol` Fleisch und Holzkohle zum Grillen, dann gibt’s nicht immer nur Bio aus regionalem Anbau oder zertifizierte Grillkohle, dann bringt er, wenns zeitlich eng wird, auch schon mal Bruzzler vom Discounter und Kohle von der Tanke“. Aber das passiere nur sehr selten, „wir achten darauf, dass wir nur ganz wenig CO2 verbrauchen“.

Baerbock geht dann für die Interviewer sichtlich überraschend in die Offensive: „Bevor irgendjemand noch weiter in meinem Leben herumwühlt, mache ich es selbst öffentlich. Ich habe meinen Namen geändert, von Bärbock in Baerbock. Das hat mir Joe Kaeser geraten, der Ex-Siemenschef, der ein großer Freund und Bewunderer von mir geworden ist“. Joe Kaeser heißt ursprünglich Josef Käser und nennt sich nach seinen beruflichen Stationen für Siemens in den USA Joe Kaeser. „Mädchen“, habe Kaeser bei einem Empfang in Berlin zu ihr gesagt, „für eine große Karriere muss dein Name weltläufiger klingen, Namen sind auch Statussymbol und Erfolgsfaktor“. Er habe es mit bloßem Fachabitur in Cham und BWL-Fachhochschuldiplom in Regensburg bis an die Spitze des Weltkonzerns Siemens geschafft, in dem es von Leuten mit Doktor-und Professorentiteln nur so wimmelt. Was er, der Käser-Joseph aus Niederbayern geschafft habe, könne die Annalena aus Niedersachsen ebenso. Deshalb habe sie entschieden „weg mit dem deutschen ä, her mit dem englischen ae“. Andere Frauen würden Schönheitsoperationen vornehmen, sie habe ihren Namen verschönert. „Und das hilft auch, wenn ich mit Boris Johnson und Joe Biden als Kanzlerin verhandeln muss“.


Claudia Pritt

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