Tichys Einblick
Tribut an den Größten

Die zehn besten Sprüche von Harald Schmidt

Er ist 64 Jahre alt und hat sich aus dem Geschäft zurückgezogen. Doch er ist immer noch für eine Schlagzeile gut. Und auch für den gerechten Zorn der Selbstgerechten. Ein Blick auf die zehn besten Sprüche von Harald Schmidt zeigt, was im deutschen Buntfernsehen heute fehlt.

IMAGO/photothek

In den hässlichen Teilen des Internets gibt es Ecken, da mag man Harald Schmidt nicht. Sei es, weil er in Hannover übernachtet, wenn er in Berlin zu tun hat. Oder weil er in Jan Böhmermann nur eine „Krawallschachtel“ sieht. 1000 Accounts hetzen jedenfalls gegen Schmidt. Und 35 davon gehören nicht mal Jan Böhmermann selbst. Doch seine Anhänger sind es, die sich an Schmidt reiben. Sei es, weil er den ZDF-Aktivisten nicht zu schätzen weiß. Oder weil sie bei Schmidt sehen, was ihrem Idol fehlt.

Vielleicht sollte man aber auch nicht nach der Logik von Böhmermann-Fans fahnden, sondern ihnen über die Straße helfen und in die Sprechstunde vom Professor gehen, um ihn zu bitten, den Kleinen gnadenhalber das Soziologiestudium bestehen zu lassen, weil sonst wieder einer für die Grünen arbeiten muss.

Aber keine Angst, bei den zehn besten Sprüchen geht es um Böhmermann nur auf dem letzten Platz, dem

10. „Ich wusste immer, dass er es als Moderator nie schaffen würde, es aber als Krawallschachtel weit bringen würde … Das große Geld verdient Lanz, abend für abend im Hauptprogramm. Und Böhmi strampelt im Off, sorgt aber für Klicks und Randale.“

Ein guter Beobachter des Mediengeschäfts war Schmidt schon immer. Etwa wenn es um die Frage ging, ob ein Format funktioniert oder nicht. Zum Beispiel Interviews mit der Kanzlerin auf Platz

9. „Ein Gespräch mit Angela Merkel ist vor der Kamera völlig uninteressant. Die Idee, ich knacke mal so eine Bundeskanzlerin oder ich zeige sie von einer ganz anderen Seite, kann man sich völlig abschminken. Zu glauben, wenn ich da sitze mit meinen Kärtchen und sage, sie haben 1812 gesagt, sie trinken kein Wasser und jetzt haben sie da einen Sprudel stehen … Vollkommen uninteressant.“

Auch war Schmidt stets gut darin, Luft aus dem aufgeblasenen Apparat Fernsehen zu lassen. Etwa bei der Angewohnheit, sich Dinge schenken zu lassen gegen Gefälligkeiten wie auf Platz

8. „Ich hab’s immer gesagt, kauf die Fernseher. Nicht so ein kleiner Billigdeal wie beim ZDF: Fernseher umsonst, aber dafür musst du dann die ganze Zeit die Leute von Toshiba einladen.“

Durch diesen klugen Humor ist Schmidt zu einer moralischen Instanz geworden. Ein Druck, der ihn dazu bewogen habe, aufzuhören. Aber er hat auf diese Weise Erkenntnisse gebracht, die wie Gebote in Stein gemeißelt gehören. Wie auf Platz

7. „Natürlich darf man Witze über den Holocaust machen. Aber sie müssen gut sein.“

Wobei es Schmidt verstanden hat, moralisch standhaft ohne moralin krampfhaft zu sein. Gerade dem grün-roten Zeitgeist tat es gut, wenn er durch seinen eigenen Auftritt dessen Pathos konterkariert hat, wie auf Platz

6. „Vollkornbrötchen kaufen? Da drücke ich mir die Körner doch lieber gleich selbst in den Badeschwamm.“

Apropos gesunde Ernährung und ökologisches Bewusstsein. Darum geht es auch auf Platz

5. „Die Deutschen leben jetzt gesünder: Viele machen im McDrive den Motor aus … während sie warten.“

Wobei Schmidt in seinen Sendungen die große Weltpolitik genauso thematisiert hat wie das kleine Private. Gerne auch im gleichen Satz so wie auf Platz

4. „Bill Clinton soll vor etlichen Jahren mit einer gewissen Paula Jones etwas gehabt haben. Paula kann Bills bestes Stück beschreiben. Jetzt hat man Angst, dass Hillary das Beweismaterial vernichtet.“

Wobei Praxisnähe hilft. Wie auf Platz

3. „Bei Erektion denke ich immer an Ikea-Regale: Hoffentlich hält’s fünf Minuten.“

Und das alles mit einem hellseherischen Talent. Das Phänomen Karl Lauterbach hat Harald Schmidt schon vor Jahren beschrieben mit dem Satz auf Platz

2. „Muss man denn am Satzende noch dieselbe Meinung haben, wie am Satzanfang?“

Eine hellseherische Fähigkeit, die ihm auch bei anderen half. Daher steht auf Platz

1. „Als ich Kriegsdienst verweigert habe, da wurde ich noch gefragt: Was machen Sie, wenn der Russe kommt? Heute ist die Antwort darauf: Ich frag’ ihn, ob er einen Job für mich bei Gazprom hat.“

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