Tichys Einblick
ENTHÜLLUNGEN

Hillary Rodham Clinton hätte nie Kandidatin sein dürfen

Wie Bonny and Clyde sind die beiden Clintons nur zusammen zu verstehen. Ohne sie wäre er nichts. Zusammen sind sie eine Katastrophe. Im ersten Teil der Rezension geht es um Hillary Rodham Clinton. Doug Wead zählt nicht alle Fehltritte auf. Einige reichen.

© Justin Sullivan/Getty Images

Douglas Wead ist intimer Kenner des Weißen Hauses. Er war Berater von Präsidenten und Special Assistant bei Bush Senior. Der gefragte Kommentator hat über 30 Bestseller geschrieben. Sein Buch „Game of Thorns“ ist ein erschreckender Einblick in den politisch-medialen Komplex der USA.

Cattle futures

1978 war Bill Clinton (nachfolgend BC) Gouverneur von Arkansas. Hillary Clinton (HC) arbeitete als Anwältin in der Rose Law Firm. Binnen zehn Monaten machte HC aus einem Investment von 1000 Dollar in Viehmarkt-Termingeschäften stolze 100.000 Dollar (inflationsbereinigt in heutiger Kaufkraft 331.000 Dollar). Experten mit Verbindungen zur Tyson Food Company hatten sie gespickt. Ins Gefängnis ging niemand.

Der Whitewater-Skandal

15 Personen wurden für 40 Verbrechen verurteilt. Vier von ihnen begnadigte BC in den letzten Stunden seiner Präsidentschaft. „Whitewater“ wurde 1979 ein Immobilienprojekt der Clintons und ihrer guten Freunde Jim und Susan McDougal getauft. Die Grundidee vom leichten Geldmachen funktionierte nicht. Hohe Zinsen und der Kollaps der Spar- und Darlehensbranche ruinierten den scheinbar perfekt geplanten Betrug. 1992 erschien der Fall in der „New York Times“. Aber er war fürchterlich kompliziert. Nach zwei Jahren musste das Weiße Haus einen Sonderermittler bestellen. Dokumente über die Rolle von HC verschwanden. Rose Law Firm hatte sie ans Weiße Haus geschickt. Dieses dementierte entschieden. HC musste als erste First Lady vor einem Großen Geschworenengericht aussagen.
Gouverneur Clinton hatte Anwalt Webster Hubell von der Rose Law Firm an die Spitze des Obersten Gerichts von Arkansas gesetzt. Der enge Freund der Clintons wurde Verbindungsmann des Weißen Hauses zum Justizministerium. An dieser Mauer scheiterten alle Nachforschungen. Hubell ging für Unkorrektheiten bei Rose Law Firm ins Gefängnis.

Einem Kollegen von Jim McDougal zufolge versprach BC ihm und seiner Frau Begnadigung für ihr Schweigen. Zu spät. McDougal sagte über die Rolle der Clintons in Whitewater aus. Vor dem Geschworenengericht verweigerte Susan McDougal die Aussage. Sie wurde zu 18 Monaten Gefängnis verurteilt. BC begnadigte sie in seinen letzten Stunden als Präsident. Jim McDougal starb 1998 in einem Bundesgefängnis 57-jährig an einer Herzattacke.

Travelgate

HC gab ihrem alten Freund Vince Foster aus der Rose Law Firm den Auftrag, als neuer Vize-Rechtsberater des neuen Präsidenten die Reisestelle des Weißen Hauses von langjährigen Mitarbeitern frei zu räumen. Clinton-Compañeros sollten diese unter der Führung einer entfernten Clinton-Cousine ersetzen. Das Reisebüro des Weißen Hauses managt lukrative Charter-Airline-Kontrakte. Sie sollten nun an „some Friends of Bill (FOBs)“ gehen. In Arkansas hatten die Clintons die State Troopers weit über ihre Aufgaben in der Residenz des Gouverneurs hinaus für private Dienste eingespannt. Das erwarteten die Clin- tons nun auch vom FBI.

Der Tod von Vince Foster

Der alte Freund der Clintons und deshalb Vize-Rechtsberater wurde am 20. Juli 1993 tot aufgefunden. Den Befund „Selbstmord“ begleiteten unzählige Verschwörungstheorien. In der Todesnacht kommandierte HC die Verbringung von Kisten mit seinen Unterlagen in die private Residenz. Ein Abschiedsbrief wurde in Fosters Aktenkoffer sechs Tage später gefunden – ohne Unterschrift. Der Brief war in 27 Stücke zerrissen, und eines fehlte. Erst Tage später ließ BC das FBI bei den Ermittlungen zu. Auf einem der Briefstücke hinterließ Foster eine Botschaft. Für HC sei das Ruinieren von Menschen ein Sport.

Filegate und Hillarys Fingerabdrücke

Die Clintons schufen ein neues Sicherheitsbüro des Weißen Hauses mit zwei früheren Compañeros an der Spitze. Ein Untersuchungsausschuss des Kongresses stellte die Qualifikation von Craig Livingstone und Anthony Marceca infrage. Sie wurden des unlauteren Zugangs zu FBI-Akten beschuldigt. HC ließ die beiden das Feuern der Reisebüroleute nachträglich rechtfertigen. Dabei erlangten sie Zugang zu Hunderten von Unterlagen mit persönlichen Informationen über alle möglichen Leute (400 bis 800) wie die führenden Republikaner Brent Scowcraft und Marlin Fitzwater.
Am Tag nach Watkins’ Memo tauchten die verlorenen Akten aus der Rose Law Firm auf. Clinton-Freundin und Mitarbeiterin Carolyne Huber fand 115 Rechnungsseiten im privaten dritten Stock der Residenz. Sie dokumentierten die führende Rolle von HC im Whitewater-Projekt. Das FBI fand ihre Fingerprints auf praktisch allen Seiten.
Craig Livingstone wurde der Prügelknabe. Niemand schien ihn eingestellt zu haben. Mitarbeiter erzählten plötzlich viel und wenig Schmeichelhaftes über ihn. Seine Anheuerung durch HC wurde geleugnet. Er hatte sich wohl selbst zum Sicherheitschef des Weißen Hauses ernannt.

Stabschef Leon Panetta entschuldigte sich bei den prominenten Republikanern für die „gänzlich unentschuldbaren“ Vorfälle. Marceca verweigerte die Aussage vor dem Justizausschuss des Senats. Da rettete ironischerweise „Monica-Gate“ die First Lady. Vom 13. Januar 1998 an beherrschten die aufgezeichneten Telefongespräche von Monica Lewinsky und Linda Tripp die Medien. „Filegate“ ging in der Großwelle von Monica-Gate unter.

Die Frau hinter dem Thron

Auf dem Weg der Clintons zur Macht war Bill die öffentliche Figur und Hillary die Geldbeschafferin. Sein Image war der superbe Politiker. Sie gab das Bild der gierigen, aber nicht erfolgreichen Geldrafferin. Dann verließen sie das Weiße Haus und tauschten die Rollen. Sie wurde die öffentliche Figur als Senatorin und Außenministerin. Und er sorgte äußerst erfolgreich fürs Geld.

Zu Beginn der Präsidentschaftskampagne 2016 hatten die Clintons ein Reinvermögen von ca. 111 Millionen Dollar. Ihre Stiftung hatte zwei Milliarden gesammelt. 2014 sagte HC zu Diane Sawyer von ABC: „Nach dem Weißen Haus waren wir gebrochen und hoch verschuldet.“ Die neue Reise begann bescheiden.
Der Satz des ausgefuchsten alten Demokraten in Kalifornien Jesse Unruh war den Clintons bekannt: „Geld ist die Muttermilch der Politik.“ Die Clintons hatten zweierlei gelernt. Es brauchte Millionen zum Generalstaatsanwalt, Gouverneur, Präsidenten. Aber dann verdiente man nur in den Tausenden. Nach dem Amt brauchte es wieder viel Geld. Sonst ist es mit dem öffentlichen Leben vorbei.

Bei Beginn des Whitewater-Skandals warben die Clintons öffentlich Geld für ihre Verteidigung ein. Das hatte es noch nie gegeben. War das nicht eine andere Form von Bestechung? Jedenfalls wurde er im Juni 1994 etabliert: The Presidential Legal Expense Trust Fund. Aufgabe: den Präsidenten und die First Lady vor drohenden Steuern zu „schützen“. Bis 1999 sammelten die Clintons 4,5 Millionen. Robert De Niro und viele andere Hollywoodstars spendeten.

Aber das führte nur zum nächsten Clinton-Skandal. Denn Geld kam auch aus dem Ausland. Vor allem floss es aus der Volksrepublik China in die Präsidentschaftskampagne und ins National Democratic Committee (NDC).

Das Chinarestaurant in Little Rock

Die Clintons wurden bei ihren vielen Besuchen Freunde des Kochs und Miteigentümers Charles Yah Lin Trie im Fu Lin Chinese Restaurant. Mit dem Aufstieg der Clintons stieg auch er auf und wurde eine wichtige öffentliche Person und prominenter Financier der Clintons. Im Oktober 1991 kündigte BC seine Präsidentschaftskandidatur an. Trie begann mit der Daihatsu International Trading Company ein neues Geschäft. BC gewann das Rennen, und Trie eröffnete ein Büro in Washington, D. C.

Das FBI entdeckte später die Einkommensstränge. Eine Million Dollar kam von Bankkonten eines Ng Lap Seng aus Hongkong und Macau (er unterhielt einen Prostitutionsring in Macau). Charlie Trie verhalf zu 220.000 Dollar. Er zahlte 100.000 Dollar für die Teilnahme an der Präsidentengala mit Ng Lap Seng als Gast. Beim dankbaren BC avancierte Trie zum White House Frequent Visitor. Er lieferte zahlreiche Zahlungsorder in Umschlägen ab. Sie lauteten auf verschiedene Namen. Aber die Handschrift war stets dieselbe und die Anweisungen waren fortlaufend nummeriert. Die Summen variierten von 400.000 bis 640.000 Dollar. Nach der Übergabe schrieb Charlie Trie dem Präsidenten einen ernsten Brief. Er verlangte eine andere China-Politik und warnte vor einem Krieg. Hier sprach die chinesische Regierung. BC antwortete höflich und brav.

Anfang 1996 brachte Trie einen besonderen Gast zum Kaffee im White House des wiedergewählten Präsidenten mit: Wang Jun, den Chef von Chinas staatseigenem Investment Conglomerate. Im September desselben Jahres berichtete die „LA Times“ von der Rückgabe einer Spende über rund 250.000 Dollar einer koreanischen Elektronikfirma für das NDC. Bald danach servierten Bob Woodward und Brian Duffy in der „Washington Post“ Entlarvendes: BC hatte das Treffen mit Wang Jun öffentlich als Fehler eingestanden.

Nun folgte eine ausgewachsene Untersuchungswelle. Stammten Tries Spendengelder direkt von der chinesischen Regierung? Die Quelle waren vom FBI abgehörte Gespräche in der chinesischen Botschaft: China versuchte die Präsidentschaftswahlen zu beeinflussen. Eine Untersuchung des Kongresses zielte auf Charlie Trie. Der floh, ebenso wie Ng Lap Seng, prompt aus Amerika. Ende der Untersuchung. 1998 kehrte Charlie Trie lautlos zurück. Er kooperierte mit den Behörden und wurde zu drei Jahren Gefängnis verurteilt.

Johnny Chung

Eine besondere Figur ist der kalifornische Geschäftsmann und chinesische Amerikaner Johnny Chung. Seit 1994 spendete er an das NDC insgesamt 366.000 Dollar. Innerhalb von zwei Jahren war er als Freund von Bill und Hillary 49-mal Gast im Weißen Haus. Ermittler richteten ihr Augenmerk auf Chung und andere chinesische Spender. Fast alle flohen aus Amerika.

Chung kooperierte und bekannte sich schuldig. Er bestätigte die Verbindung zur Volksrepublik China. Chung verdanken die Ermittler wertvolle Einsichten in den Umgang der Clinton-Leute mit Geldgeschenken. Der Stabschefin von HC, Margaret A. Williams, übergab er im Weißen Haus einen Scheck über 50.000 Dollar. Die nahm ihn, unbeeindruckt vom Gesetzesverstoß, und reichte ihn an das NDC weiter. Chung wörtlich: Das Weiße Haus ist wie eine U-Bahn. Münzen einwerfen und du bist drin. Seine Anhörung im Untersuchungsausschuss des Kongresses sah die Nation live im Fernsehen. Dort berichtete er von Drohungen der amerikanischen und chinesischen Regierung. Über sein Verhältnis zu den Clintons: Sie haben mich benutzt und ich sie.
Jahre später besuchte ein pensionierter FBI-Mann Chung und zeichnete dessen umfangreiches Wissen auf Video auf. Kopien wurden Chungs Familie und Freunden zugeleitet. Sie sollten das Dokument im Bedarfsfall an die Medien weiterleiten können.

Der Arkansas-Banker

1984 wurde John Huang, Einwanderer aus Taiwan, Vice President der Worthen Bank in Little Rock. 1994 zog er ins obere Management im Handelsministerium ein. Dort war er der perfekte Verbindungsmann ins NDC. Das machte ihn zum Vice Chairman of Finance. Er sammelte 1,6 Millionen Dollar. Das FBI fahndete zunächst erfolglos nach den Herkünften des Huang-Geldes. Dann geriet ein buddhistischer Tempel in Taiwan ins Visier von Journalisten und TV-Kanälen. Jetzt fand das Justizministerium einen Weg. Huang musste weder sich noch die Clintons belasten. Für die Aufklärung des Tempelrätsels wurde Huang Immunität angeboten.

Nach der Wahl zahlte das NDC Huangs 1,6 Millionen Dollar zurück. Sie stammten von Firmen aus Indonesien und anderswo. Am 12. August 1999 bekannte sich Huang schuldig und kam mit einem Jahr auf Bewährung davon. Das war die Belohnung für die Auslieferung der Tempel-Chefin.

Die buddhistischen Nonnen

Maria Hsia hatte Mönchen und Nonnen im Hsi-Lai-Tempel im kalifornischen Hacienda Heights den Weg zur Umgehung der Gesetze bei Spenden für die Wiederwahl von BC gewiesen. Die Gesetze beschränken die Summe pro Kopf des Spenders. Sie verbieten Firmenspenden, Geld aus dem Ausland, von Kirchen und religiösen Non-Profit- Organisationen.

Fortsetzung folgt in Tichys Einblick Ausgabe 08/2017

Dieser Beitrag ist in der Ausgabe 07/2017 von „Tichys Einblick“ erschienen: