Tichys Einblick
Massiver Stellenabbau

Kahlschlag im Saarland: Tausende Jobs in der Automobilbranche fallen weg

Das Traditionsunternehmen ZF will bis zu 6000 Arbeitsplätze abbauen. Grund: Das von der EU verordnete Verbrenner-Aus. Vorher kündigte schon Ford die Schließung seines Werks an.

Das Gelände der ZF Friedrichshafen in Saarbrücken am Donnerstag, 28.09.2023

IMAGO / BeckerBredel

Einem der wichtigsten Industriestandorte des Saarlands droht ein völliger Kahlschlag: Im Werk von ZF in Saarbrücken, das Automatikgetriebe produziert, könnten nach Angaben des Gesamtbetriebsrats im schlimmsten Fall 6000 Arbeitsplätzen verloren gehen. Die Gesamtzahl der Jobs würde sich demnach von 9500 auf 3500 reduzieren. Durch das von der EU verordnete Verbrenner-Aus sinkt die Nachfrage für Getriebe drastisch – und offenbar sieht das Unternehmen kaum Chancen auf Nachfolgeprodukte an diesem Standort.

Der Stellenabbau soll dem Szenario zufolge bis 2032 erfolgen. Eine betriebliche Beschäftigungsgarantie gibt es für die ZF-Arbeiter in Saarbrücken nur bis Ende 2025. Das ZF-Management weist darauf hin, dass sich das Unternehmen an einer geplanten Chipfabrik des US-Unternehmens Wolfspeed im saarländischen Ensdorf beteiligt. Dort könnten einige der ZF-Mitarbeiter eine neue Beschäftigung finden.

ZF, gegründet 1915 als Zahnradfabrik Friedrichshafen, gehört zu den wichtigsten deutschen Unternehmen auf dem Gebiet der Mobilität. Im Jahr 2022 beschäftigte der Konzern weltweit rund 165.000 Mitarbeiter an 168 Produktionsstandorten, die sich auf 32 Länder verteilen, und erwirtschaftete einen Umsatz von 43,8 Milliarden Euro.

Die Nachricht von dem geplanten Stellenabbau in Saarbrücken trifft das Saarland hart. Dort hatte schon der Autohersteller Ford seinen Rückzug aus Saarlouis angekündigt. Die Produktion des Ford Focus läuft 2025 aus, das elektrische Nachfolgemodell des Kompaktwagens entsteht künftig im spanischen Valencia. Die Hoffnung, an dem Standort einige der derzeit noch 4500 Arbeitsplätze zu erhalten, ruhte zunächst auf den chinesischen Elektroauto-Produzenten BYD und Chery, die beide Interesse zeigten, auf dem Gelände des Ford-Werks eine eigene Produktion aufzubauen. Der mögliche Investor – darüber, um welches der beiden Unternehmen es sich handelte, veröffentlichte die Landesregierung keine Informationen – sprang nach längeren Verhandlungen im Oktober wieder ab.

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