Tichys Einblick
Haltung statt Wissen

ZDF bedauert Einordnung islamistischer Massaker als „Streit“

Wieder einmal hatte sich das Social-Media-Team eines öffentlich-rechtlichen Senders grob vergriffen. Das Problem der politischen Einseitigkeit bleibt.

Thomas Lohnes/Getty Images
Der Empörungssturm gegen den „Nazisau“-Tweet eines WDR-Mitarbeiters ist für die ARD-Anstalt noch nicht ausgestanden – da zog der andere öffentlich-rechtliche Sender auf sehr ähnliche Art die berechtigte Kritik vieler Zuschauer auf sich. Wie beim WDR kam der grobe Fehlgriff auch hier aus dem Social-Media-Team. Das hatte einen Kommentar zum Jahrestag des Massakers in der Redaktion des französischen Satireblatts „Charlie Hebdo“ am 7. Januar 2011 getwittert und darin behauptet, der islamistische Mord an 12 Menschen in Paris und das Attentat auf das Ariana-Grande-Konzert in Manchester 2017 seien „der Streit zwischen der islamischen und der christlichen Welt“.

Die Einordnung von zwei blutigen Mordanschlägen als „Streit“ ist dabei ebenso absurd wie die Entgegensetzung von „islamischer und christlicher Welt“ – so, als hätte sich islamisch begründeter Terror nicht auch immer wieder gegen Muslime gerichtet, etwa in Algerien. TE fragte ZDF-Chefredakteur Peter Frey, ob diese Einordnung tatsächlich die Sicht des Senders sei.

Das ZDF bedauerte die Entgleisung seines Social-Media-Teams.

„Der Beitrag wurde wegen falsch gewählter Formulierungen korrigiert und mit einem entsprechenden Hinweis am Ende versehen; der Tweet wurde deswegen gelöscht“, antwortete ZDF-Sprecher Thomas Hagedorn auf die TE-Anfrage.

Über personelle Konsequenzen teilte der Sender nichts mit.

Mit seinen offiziellen Twitteraktivitäten und den halbprivaten seiner Mitarbeiter bringt sich der öffentlich-rechtliche Rundfunk zurzeit immer weiter in die Defensive. Für seine Forderung nach drei Milliarden Euro mehr in der kommenden Gebührenperiode ab 2021 ist das eine denkbar schlechte Voraussetzung.


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