Tichys Einblick
Verzweiflung nach Lockdown-Verlängerung

„Wir machen auf“ – Gastwirte wollen Lockdown nicht mehr einhalten

Der Lockdown wurde gegen alle Versprechen abermals verlängert. Das geht vielen nun endgültig zu weit. Fast 50.000 schlossen sich einer Aktion an, die schnell umso brutalere Gegenreaktionen nach sich zog.

imago images / Sven Simon

Der Lockdown sollte am 11. Januar enden, jetzt ist eine erneute Verlängerung quasi schon beschlossene Sache. Das geht nun vielen Gastwirten und Selbstständigen endgültig zu weit. Haben sie im Sommer mit viel Geld und Mühe Kontaktverfolgung, Hygieneverordnungen Abstandsregelungen umgesetzt, hat die Politik sie dann doch dicht gemacht. Und jetzt noch weiter und immer weiter? Das bedroht Existenzen, zumal die angekündigten Hilfen nur mit massiven Verzögerungen ausgezahlt werden (die Novemberhilfen etwa erst jetzt). Unternehmer und Gastwirte schlossen sich daher zusammen, gründeten eine Gruppe unter dem Motto „Wir Machen Auf“ und verkündeten über ihren Newskanal, dem mittlerweile über 43.000 folgen: „Ab dem 11. Januar öffne ich die Türen. Eine weitere Verlängerung wird nicht mehr akzeptiert”

Sofort erfuhr die Gruppe eine Welle der Solidarität, der Hashtag #wirmachenauf ging auf Platz 1 der Twitter Trends in Deutschland. Doch umso stärker sollte der Gegenwind werden, sofort begannen Nutzer dazu aufzurufen, die betreffenden Geschäfte „auf dem schnellsten Weg anzuzeigen“. Das Gegenmotto „Wir machen euch dicht!“ war schnell erfunden und betreffenden Unternehmern wurde die Insolvenz gewünscht. Andere schrieben „#wirmachenauf für euer Grab?“. Die Antwort, dass es einem als Unternehmer eigentlich egal sei, ob man durch den Lockdown oder die Strafen insolvent wird, ließ die meisten Dichtmacher unbeeindruckt. Es zeigt auch die Bereitschaft zur Denunziation. Blockwarte kontrollieren, wenn ein Händler Kunden in seinen Laden huschen läßt. Bespitzeln wird zur Norm, die Polizei gegen Bürger eingesetzt, die arbeiten wollen. Vermutlich sind die Gegner nicht nur gesundheitlich motiviert – wer ein festes Einkommen vom Staat bezieht kann sich kaum vorstellen, dass dieses Einkommen erst von Pizzabäckern und anderen Tätigen erwirtschaftet werden müssen. Es ist wie ein Klassenkampfszenario, in dem die Klasse der Ausgehaltenen den Erzeugern gegenüber steht. Dabei sind die, die noch arbeiten wollen oder müssen, ganz offensichtlich in der Minderzahl und stehen mit dem Rücken zur Wand. Sie kämpfen gegen ihren Ruin, der durch den Lockdown ausgelöst ist.

„Was wäre die Alternative? Konkurs durch Verbote und Einschränkungen? Sollte man da nicht lieber das Risiko einer Geldstrafe eingehen, die auch noch rechtlich angefochten werden kann?” heißt es. Es ist der Mut der Verzweifelten. Es erinnert an das Märchen der Bremer Stadtmusikanten: Da fliehen 5 Tiere vor dem Schlachter, denn: „Was schlimmeres als den Tod findest Du nicht.“ Es ist also ein Akt der Verzweiflung, in die Gastwirte und Händler getrieben werden.

Das mediale Echo ist bisher noch zurückhaltend, lediglich der Nordkurier berichtete.
Dieser Akt von zivilem Ungehorsam zeigt zweifelsohne zumindest eines: Wie dramatisch die Lage der viel zu oft vergessenen Unternehmer in diesem Land bereits ist.

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