Tichys Einblick
Zielerreichung unsicher, Kosten garantiert

Vahrenholt: Merkels „Klimaneutralität” kostet Deutschland 3.000 Milliarden Euro mehr

Kostenbelastung stiege auf bis zu 1.050 Euro monatlich pro Haushalt.

Tobias Schwarz/AFP/Getty Images

Berlin. Die Erhöhung der Klimaschutzziele, die Bundeskanzlerin Angela Merkel auf dem Evangelischen Kirchentag angekündigt hat, würde die deutsche Volkswirtschaft und jeden einzelnen Haushalt erheblich belasten. Wird das von Merkel formulierte Ziel wirklich umgesetzt, das CO2-Reduktionsziel von 90 auf 100 Prozent bis 2050 zu erhöhen, entstünden dadurch nach einer Berechnung des früheren Hamburger Umweltsenators Fritz Vahrenholt (SPD) Mehrkosten von rund 3.000 Milliarden Euro. Damit stiegen die Kosten für das Erreichen der „Klimaneutralität” bis zum Jahr 2050 von bislang geschätzten 4.600 Milliarden auf 7.600 Milliarden Euro. Das ist etwa doppelt so viel wie das Bruttoinlandsprodukt Deutschland im Jahr 2018. Das berichtet das Magazin Tichys Einblick in seiner neusten Ausgabe.

Bei diesen Zahlen stützt sich Vahrenholt auf eine Studie im Auftrag der Bundesregierung über die Kosten der Energiewende, die die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, die Deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften im November 2017 vorgelegt hatten. Danach rechnen die Forscher mit Kosten zur Erreichung des 90-Prozent-Ziels bis 2050 in Höhe von 4.600 Milliarden Euro. Das entspricht laut Studie einer Mehrbelastung der Haushalte in Deutschland von im Schnitt 320 Euro monatlich.

Eine Erhöhung der Klimaschutzziele über das 90-Prozent-Ziel hinaus, wie jetzt von Angela Merkel als Ziel formuliert, ist besonders teuer, weil alle „günstigen“ Möglichkeiten zur CO2-Einsparung und Ersetzung schon ausgeschöpft sind. „Der technische Aufwand für jede weitere Minderung wird bei bereits hohen Werten ungleich höher, da alle Potenziale für direkte Stromnutzung ausgereizt sind und kostengünstiges fossiles Erdgas durch aufwendig hergestellte synthetische Energieträger ersetzt werden muss“, konstatierten die Forscher schon 2017. Auf Basis der Kostenannahmen der Forscher hat Vahrenholt die Kosten für die letzten zehn Prozent fortgeschrieben. Danach liegen die Kosten für die letzten zehn Prozent bei 3.000 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Forscher haben in ihrem Regierungsgutachten die Mehrkosten für die Erhöhung des Klimaschutzzieles von 85 auf 90 Prozent mit 1.300 Milliarden Euro angegeben.

Würde man der Forderung der Klimademonstranten von „Fridays for Future“ nachkommen, und die „Klimaneutralität” schon 2035 erreichen wollen, fallen die Kosten in kürzerer Zeit an. Die Kostenbelastung würde laut Vahrenholt pro Haushalt auf 1.050 Euro steigen – pro Monat!


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