Tichys Einblick
Zur Lage im Ukraine-Krieg

US-Dienst half bei Tötung russischer Generale – Moskau droht mit „Iskander“-Raketen in Kaliningrad

Den russischen Truppen gelingen offenbar keine größeren Vorstöße, die Ukrainer halten teils die alte Front im Donbass. Mitte Juni will die Ukraine eine Gegenoffensive einleiten. Moskau lässt derweil die nuklearen Muskeln spielen. 

Ukrainische Soldaten in der Region Kharkiv

IMAGO / NurPhoto

Die ukrainische Armee hat an mehreren Stellen im Osten des Landes mit Gegenoffensiven begonnen. Laut dem militärischen Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte haben mehrere Verbände einen Vorstoß in der Region Kharkiv unternommen. Auf die Großstadt fallen unterdessen wieder russische Bomben.

Im Südosten des Landes hat sich die Front weitgehend entlang der alten Kontaktlinie zu den Separatisten-Gebieten stabilisiert. Eine ernsthafte Gegenoffensive wird jedoch erst im Sommer erwartet. Der Selenskyj-Berater Olexij Arestowytsch rechnet damit, dass die ukrainischen Streitkräfte im Juni genug westliche Waffenlieferungen erhalten haben werden, um eine kriegsverändernde Offensive gegen Russland einzuleiten. Dass die Russen bis zum 9. Mai, dem russischen Feiertag des Sieges über Nazi-Deutschland, noch nennenswerte Gewinne erzielen würden, bezweifelt Arestowytsch.

Zeit zum Lesen
„Tichys Einblick“ – so kommt das gedruckte Magazin zu Ihnen
Russlands Regime gibt sich unterdessen, ungeachtet der westlichen Unterstützung für die Ukraine, siegessicher. „Unserem Militär ist bekannt, dass die USA, Großbritannien und die Nato als Ganzes ständig Geheimdienstinformationen und andere Daten an die ukrainischen Streitkräfte übermitteln“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Donnerstag der Agentur Interfax zufolge. Peskow verwies zudem auf westliche Waffenlieferungen an die Ukraine. „Das sind alles Handlungen, die nicht zum schnellen Abschluss der Operation beitragen, aber zugleich nicht in der Lage sind, das Erreichen der für die militärische Spezial-Operation gesetzten Ziele zu verhindern.“ 

Aufsehen erregte heute eine Nuklearwaffenübung in der russischen Exklave Kaliningrad (früher Königsberg). Hunderte russische Soldaten hätten den Kernwaffenschlag mit „Iskander“-Raketen trainiert, bestätigt der Kreml. Die Kurzstreckenwaffen sind in dem früheren Ostpreußen stationiert und nuklear bestückbar. Die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), rief dazu auf, auf Putins Drohgebärden nicht einzugehen. Nukleares Machtgehabe gehöre zur psychologischen Strategie des Kremls.

Dennoch scheint die westliche Unterstützung zu wirken. Dass die Ukraine beispielsweise bereits mehrere russische Generale töten konnte, ist auch auf amerikanische Geheimdiensthilfe zurückzuführen. Das berichtet die New York Times unter Berufung auf ranghohe US-Militärs. Die ukrainische Armee nimmt für sich in Anspruch, seit Beginn des russischen Angriffskriegs im Februar zwölf russische Generale durch gezielten Beschuss getötet zu haben. Demnach versorgten die USA die Ukrainer mit Angaben über Bewegungen russischer Stäbe, die ukrainische Armee ergänzte dies mit Ergebnissen ihrer eigenen Aufklärung.

Pentagon-Sprecher John Kirby bestätigte, dass die USA der Ukraine Informationen lieferten, „die sie braucht, um sich verteidigen zu können“. Bei den Schwierigkeiten des russischen Vormarsches in den ersten Wochen des Krieges mussten sich viele Generale selbst an die Front begeben und setzten sich damit unmittelbar der Gefahr aus, getroffen zu werden. Von russischer Seite sind lediglich zwei gefallene Generalmajore bestätigt. 

Anzeige