Tichys Einblick
Die Serie setzt sich fort

Terror in Barcelona, Cambrils und Alcanar

Barcelona ist dasselbe Muster wie in Berlin, Nizza, Stockholm und London, Attentate mit Lastwagen oder Kleintransportern, die der IS für sich reklamiert.

Medics and police tend to injured people near the scene of a terrorist attack in the Las Ramblas area on August 17, 2017 in Barcelona, Spain. Officials say 13 people are confirmed dead and at least 100 injured after a van plowed into people in the Las Ramblas area of the city this afternoon

© Getty Images

Die Großstadt Barcelona. Ein Mann rast mit einem Kleintransporter durch die beliebte und belebte Allee Las Ramblas: 13 Tote, über 100 Verletzte. Die Kleinstadt Cambrils, 100 Kilometer südlich. Einsatzkräfte erschießen fünf Personen und verhindern so einen Terroranschlag mit Sprengstoff-Gürteln. Vier Zivilisten und ein Polizist werden verletzt. Der IS reklamiert den Terror als sein Werk. Alcanar. Eine Explosion in einem Haus, ein Toter, ein Verletzter. In der Kleinstadt Vic wird ein weiterer Kleintransporter sichergestellt, wohl von denselben Tätern angemietet. Für die spanische Polizei hängen alle vier Orte zusammen. Das Tatfahrzeug wurde in der spanischen Exklave Melilla an der marokkanischen Nordküste angemietet. Das ist für das in Deutschland übliche „Narrativ“ ziemlich verheerend: Die beliebte Einzeltäter-These wirkt selbst für den Gutgläubigsten schäbig. Gruppenweises, abgestimmtes Auftreten von psychisch gestörten Einzeltäter dürfte die neue Erklärung sein.

"Einzeltäter" oder "Einzelgänger"
Terror: Das Hamburger Messer-Attentat im Zusammenhang
Es ist dasselbe Muster wie in Berlin, Nizza, Stockholm und London, Attentate mit Lastwagen oder Kleintransportern, die der IS für sich reklamiert. In Madrid zündeten Islamisten im März 2004 Sprengsätze in Nahverkehrszügen (191 Tote, über 1.800 Verletzte). Die spanischen und katalanischen Behörden waren gewarnt. Nach El Periódico hat der CIA vor zwei Monaten Barcelona als Ziel des IS genannt. Alles deutet auf ein größeres, geplantes Attentat und gegen Taten Einzelner ohne Koordination hin. Der Terror trifft Katalonien in einem empfindlichen Moment. Die Autonomieregierung bereitet für den 1. Oktober eine Abstimmung über die Unabhängigkeit Katalaniens vor, das Madrid verbieten will.

Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy nennt es „dschihadistischen Terrorismus“. Auf die „globale Bedrohung“ müsse die Antwort „global“ sein. Auch Merkel, Macron und Trump lassen die üblichen Formeln bekannt geben. Nichts deutet darauf hin, dass die verantwortlichen Politiker irgendetwas Ernsthaftes unternehmen werden, um Europa sicherer vor Terror zu machen. Alles spricht dafür, dass weiter reagiert statt agiert wird. Nach ersten Meldungen soll es 3 deutsche Todesopfer geben. Ihre Namen werden wir nicht erfahren, ihre Gesichter nicht sehen. Während Spanien seine Toten beweint, werden die Deutschen still und heimlich verscharrt werden. Alles andere könnte zu Beunruhigung führen. Das ist im Wahlkampfzeiten schon gar nicht erwünscht. Bereits gestern war die Berichterstattung in ZDF und ARD denkbar knapp, gemessen an den sonstigen Nicht-Themen wie der in solchen Fällen routinemäßigen Aufhebung der Immunität von Frauke Petry. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.

Ex-Präsident Obama witterte:“Americans will always stand with our Spanish friends. Un abrazo.“ Sein Nachfolger dagegen „Be tough & strong“. Da zeigen sich Unterschiede. Die Bundeskanzlerin sonderte die übliche Formel vom „widerwärtigen Anschlag“ ab, als ob es auch nette Mordanschläge gäbe.

Dass der Bevölkerung etwas schwant, zeigt sich daran, dass „Je Suis Barcelona“ mit in Landesfarben eingefärbtem Porträt in den Sozialen Medien nur selten zu sehen ist. Gibt es doch eine gemeinsame, geheimnisvolle Kraft dahinter?