Tichys Einblick
Interview TE 07-2022

Tellkamp will auch nächstes Buch bei Suhrkamp veröffentlichen

Jeder Satz von Uwe Tellkamp wird abgeklopft, jeder Kontakt beäugt, jeder Text auf Skandaltauglichkeit überprüft. Wie er damit umgeht? Das Interview zum Erscheinen seines neuen Romans.

IMAGO / Eberhard Thonfeld

Dresden. Der Schriftsteller Uwe Tellkamp will auch das Nachfolgewerk seiner Bücher „Turm“ und „Der Schlaf in den Uhren“ im Suhrkamp Verlag veröffentlichen. Im Gespräch mit dem Monatsmagazin Tichys Einblick sagt Tellkamp auf die Frage, ob es ein Nachfolgebuch geben wird: „Ich hatte den Verlag gefragt, ob er bereit ist, das ganze Projekt zu machen. Das war er. Ja, von mir aus geht es weiter.“

In einem Interview voller Sarkasmus und Ironie reagiert Tellkamp in Tichys Einblick auf die Rezensionen seines neuen Romans „Der Schlaf in den Uhren“. Der Schriftsteller, der inzwischen als „rechts“ diffamiert wird und dessen Worte jederzeit auf Skandaltauglichkeit überprüft werden, zieht im Gespräch ein erstes Fazit der Rezensionen in den deutschen Feuilletons. Es ist kein schönes Fazit. „Auf vieles kann man nur mit kabaret­tistischen Mitteln reagieren“, konstatiert Tellkamp.

Besprechungen seines neuen Buches gebe es kaum. „Sie rezensieren ja vor allem den Autor und kaum das Buch.“ Die Beschreibungen seiner Person hätten mit der Realität längst nichts mehr zu tun. „Ich frage mich tatsächlich ab und zu: Was treibt diese Leute? In den Medien werden offenbar Figuren gebraucht, die zwar Namen und Gesicht real existierender Personen haben, ansonsten aber völlige Erfindungen sind.“ Auf seine Verortung als rechts antwortet er mit beißender Ironie. „Zur nächsten Lesung wollen wir am Buchhaus ein Schild mit der Aufschrift »Die Kaderschmiede« aufstellen. Die Erzählung einer Buchhändlerin, die nur zur Tarnung Bücher verkauft und in ihrem Häuschen in Wirklichkeit rechte Kader schmiedet – das ist durchaus eine Art Literatur. Auch die mediale Figur ,Uwe Tellkamp‘ ist eine Fiktion.“

Auf die Frage einer Nachrichtenagentur, warum er 14 Jahre für sein neues Buch benötigt habe, entgegnet Tellkamp nur noch mit Ironie: „Meine Musen waren Klimaleugner*innen und mussten durch die Schwurbelwüste nach Canossa ziehen, um erleuchtet zu werden. Dabei sind sie leider megaloman geworden und lagen ungeimpft auf Intensivstationen rum, waren also unsolidarisch. Aber jetzt, mit dem Segen der Kirchentage, ist ja wieder genug Toilettenpapier da.“

Was er von den ersten Rezensionen seines Buches hält? „Wenig. Die Zeitungen sagen, dem Pressesprecher des Tellkamp fehle es an Humor, und was in den Zeitungen steht, erst recht was das 1. und 2. Trevische Fernsehen sagt, ist schließlich faktengecheckt und gegengelesen; es besitzt diverse Qualitätsstempel. Auch muss man aufpassen, mit wem gelacht werden würde, wenn man lachen würde. Es könnte zu Kontaktgelächter kommen. Wie heißt es bei Günter Grass? »Wer hier lacht, macht Verdacht / dass er aus Gründen lacht«.“

Auf die Beschreibung der Nebensächlichkeit seiner „cognacfarbenen Lederschuhe“ bei einer Lesung in Dresden durch einen Feuilleton-Redakteur antwortet Tellkamp in Tichys Einblick mit purem Sarkasmus. „Die von mir an diesem Abend getragenen Lederschuhe sind rot, an einigen Stellen altersgerecht und belastungsbedingt nachgedunkelt, ein changierendes Rot also. Der Toma­tenfrosch hat in grafischen Abbildungen dieses Rot, auch einige Kröten, als Warnfarbe; man muss ja bei sich blei­ben. Zu diesen Schuhen hatte ich in Dresden übrigens rote Socken mit klei­nen Vampirabbildungen getragen. Die sah der Feuilletonmitarbeiter nur nicht so gut.“


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