Tichys Einblick
Der Wortbrecher

Schulz demonstriert an Gabriel, was er unter Solidarität versteht

Wenn es eines möglicherweise baldigen Tages ein Verzeichnis der Wortbrecher in der Politik und im öffentlichen Leben überhaupt gibt, wird in diesem der Name Martin Schulz nicht fehlen.

© John MacDougall/AFP/Getty Images

Martin Schulz hat Sigmar Gabriel über die Medien wissen lassen, dass er keinen Anstand hat und sich an gegebene Versprechen nicht hält. Leute wie Schulz gibt es in allen Parteien. Ich habe solche auch erlebt. Dem Tagessieg, den der Typus Schulz einfährt, folgt früher oder später die Höchststrafe: Mit ihm verfährt irgend jemand ganz genauso. Bei Schulz eher früher als später.

Gabriel malte in seinem Interview mit der Funke Mediengruppe das Kainsmal an die Stirn von Schulz, das dieser nie wieder los wird:

«„Was bleibt, ist eigentlich nur das Bedauern darüber, wie respektlos bei uns in der SPD der Umgang miteinander geworden ist und wie wenig ein gegebenes Wort noch zählt …“»

Wortbruch und Respektlosigkeit lautet der zentrale Vorwurf. Warum hat Schulz das Selbstverständliche nicht getan, Gabriel unter vier Augen zu sagen, was er vorhat? Die Mitglieder der SPD und die Bürger des Landes brauchen nicht zu wählen zwischen Unanständigkeit, Ich-Sucht, Rücksichtslosigkeit, Feigheit und Hinterlist. Alles trifft zu.

Im normalen Leben, und dieses existiert noch mehr, als die Mandarine der polit-medialen Klasse wissen, in diesem normalen Leben nähme keiner von einem wie Schulz ein Stück Brot mehr. Er wäre für sie Luft, träfen sie ihn auf der Straße. Auf der virtuellen Straße von Twitter, Facebook und Co werden sie Schulz mit Verbalinjurien bewerfen.

Geht der Mitgliederentscheid der SPD entgegen meiner Erwartung negativ aus, hat das unsägliche Verhalten von Schulz den Löwenanteil. Diese menschliche Sauerei kann sogar den Aufbruchseffekt zunichte machen, der von der Ankündigung der Parteivorsitzenden Andrea Nahles ausgeht, ihm jedenfalls einen kräftigen Dämpfer versetzen.

Was anderes soll irgendjemand im Lande empfinden, dem dieses widerwärtige Postengeschacher der Politik vorgeführt wird, als tiefen Ekel? Es ist, als hätten alle Hauptdarsteller dieses Schmierenstücks nichts anderes im Sinne, als sämtliche Vorurteile und Klischees des Berufs Politik unter Beweis zu stellen.

Gibt es nach diesem Wortbruch von Martin Schulz und den diversen Wortbrüchen davor noch jemanden, der ihm über den Weg traut? Und was sagt es über jene, die es doch tun?

Aus dem Interview Gabriels wird querbeet auch das Folgende zitiert:

„Für mich beginnt jetzt eine neue Zeit. Meine kleine Tochter Marie hat mir heute früh gesagt: ,Du musst nicht traurig sein, Papa, jetzt hast Du doch mehr Zeit mit uns. Das ist doch besser als mit dem Mann mit den Haaren im Gesicht‘…“

Das ist der Blattschuss für Schulz, der verdiente. Schulz geht als Wortbrecher in die Annalen ein, zu einem richtigen Eintrag in die Geschichtsbücher wird es bei ihm nicht reichen, nur zu einer kleinen Fußnote.