Tichys Einblick
"Freiwillige" Corona-Tests in Schulen

Nicht getesteter Schüler musste Klassenarbeit auf dem Schulhof schreiben

Die Corona-Tests von Kindern in Schulen sind freiwillig. In der Praxis können Schüler unter großem Druck stehen. TE rekonstruiert einen beispielhaften Fall.

Letzte Woche musste in Eschborn bei Frankfurt am Main ein 13-jähriger Schüler alleine im Regen auf dem Schulhof eine Klassenarbeit schreiben. Grund? Die Eltern hatten die Einwilligungserklärung zur Corona-Testung nicht unterschrieben. TE sprach mit Thomas L., Stiefvater des Kindes, über den Vorfall. Im Folgenden geben wir seine Schilderungen wieder.

An der Heinrich-von-Kleist-Schule in Eschborn ist seit einiger Zeit eine Teilnahme am Unterricht nur noch möglich, wenn sich die Schüler zweimal wöchentlich auf Covid-19 testen lassen. Vorher müssen die Eltern eine Einwilligungserklärung unterschreiben. Thomas L. berichtet: „Die Einwilligungserklärung sagt aus, dass die Testung freiwillig ist und dass bei einer Nichtunterzeichnung weder dem Kind noch den Eltern Nachteile entstehen.“ Da er und seine Frau ihre Kinder nicht testen lassen, dürfen diese die Schule nicht betreten.

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Vor Kurzem hat der Vater eine E-Mail von der Lehrerin seines Kindes erhalten. Sie teilte mit, dass sie am 25. Mai eine Klassenarbeit in Deutsch schreiben lasse und sein Sohn diese auf dem Schulhof bearbeiten solle. Am besagten Tag erschien der Junge zusammen mit seiner Mutter vor dem Schuleingang. Die Situation sei für den Sohn „sehr komisch“ gewesen. Thomas L. erzählt: „Es war kühl und es regnete. […] Als er zur Schule gegangen ist, war noch Pausenzeit und es haben ihn einige Klassenkameraden begrüßt und gefragt, was er denn hier macht. Die waren dann etwas erschrocken, dass er hier eine Arbeit schreiben muss. Das haben sie nicht gewusst.“

Auch die Lehrerin habe überrascht gewirkt. Der Vater vermutet, dass sie nicht mit ihrem Erscheinen gerechnet habe. Sie stellte dann einen Tisch und einen Stuhl auf den Schulhof und platzierte den Jungen unter einem kleinen Dach neben dem Haupteingang der Schule. Während der Schüler dort für 45 Minuten die Arbeit schrieb, beobachtete die Lehrerin ihn durch die Scheibe.

Die Szene wurde von der Mutter aus der Ferne gefilmt, die Aufnahme liegt TE vor. Sie zeigt einen Jungen, der vorgebeugt an einem Tisch unter einem kleinen Vordach des Schuleingangs sitzt. Der Schüler ist alleine auf dem Schulhof – die Lehrerin ist auf der Aufnahme nicht zu sehen. Über dem Eingang ist deutlich ein Schild mit der Aufschrift „Heinrich-von-Kleist-Schule“ lesbar. Der Himmel ist grau, ob es regnet, ist nicht zu erkennen.

„Es war demütigend“ 

Auf die Frage, wie der Sohn die Situation verkraftet habe, sagt Thomas L.: „Es ging. Es war kalt, er ist am Rücken etwas nass geworden. […] Aber er hatte Selbstvertrauen, die Sache durchzuziehen, um zu zeigen: Ihr kriegt mich nicht klein!“ Laut dem Vater seien seine Kinder „Gott sei Dank“ psychisch sehr stabil. Er berichtet: „Es war demütigend, ja, aber durch unsere Hilfestellung […] hat er keinen Schaden erlitten.“

Das Vertrauen zur Lehrerin sei aber weg. Die Eltern fühlen sich zunehmend unter Druck gesetzt, ihr Kind testen zu lassen. Thomas L. erzählt, dass ihnen immer wieder vorgeworfen werde, dass ihre Kinder die einzigen seien, die nicht getestet sind. Auch der Schuldirektor habe ihnen schon eine Mail geschrieben, in der er fragte, warum sie ihr Kind nicht testen lassen.

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Dabei gebe es auch Lehrer an der Schule, die gelassener mit der Situation umgehen. Thomas L. schildert, dass sein anderer Sohn an derselben Schule eine Klassenarbeit online schreiben durfte. Das jüngste Ereignis wirke auf den Vater nun wie ein Druckmittel der Schule, nach dem Motto: „Entweder du lässt dich testen oder du schreibst deine Arbeit draußen im Regen.“

Das wollten Thomas L. und seine Frau nicht auf sich sitzen lassen. Sie entschieden, den Fall an die Presse zu geben, ihr Sohn war einverstanden. Beiden gehe es darum zu verdeutlichen, dass „dem Kind Nachteile entstehen, wenn es gedemütigt wird, draußen bei so einem Wetter eine Arbeit zu schreiben“. Es sei für sie „ein Riesenproblem“ wie mit den Kindern umgegangen werde. „Sie werden wie Aussätzige behandelt“, erläutert der Vater und erklärt: „Ich will die Sache öffentlich machen, damit die Leute sehen, […] dass die Kinder die Leidtragenden sind“. Rechtliche Schritte möchte er aber nicht einleiten.

Die Schule wollte sich auf TE-Anfrage nicht zu den Geschehnissen äußern. Grund seien laut Schulleiter „datenschutzrechtliche Gründe“.

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