Tichys Einblick
Gewaltkurve

Schlägerei im Schwimmbad: Polizei kann ohne Dolmetscher keine Befragung vornehmen

Der öffentliche Raum ist für unsere Kinder deutlich unsicherer geworden.

Freibad - Symbolbild

imago images / 7aktuell

Der Bundesverband deutscher Schwimmbäder warnt vor zunehmender Aggressivität. Aber so richtig konkret mag niemand benennen, woran das liegt. Die WELT berichtete zuletzt davon, dass sich ein Dutzend Badegäste in einem Halterner Freibad am Pommes-Stand eine wüste Schlägerei geliefert hatten.

Nun ist das deshalb besonders von Übel, weil Schwimmbäder zunächst mit Eltern und fröhlichen Kindern assoziiert werden, die in den Sommermonaten das Bäderangebot für eine dringend nötige wie erquickliche Abkühlung nutzen. Hormongesteuerte Ausflüge junger Männer und neugierige Erwiderungen von Bikini-Mädchen gab es zwar früher schon – und sicher gab es da auch Reibereien zwischen den Poseidons beim Imponiergehabe, aber irgendwas muss in den letzten Jahren arg aus dem Ruder gelaufen sein, wenn Schwimmbäder neuerdings Security-Mitarbeiter einstellen müssen, um Übergriffigkeiten zu verhindern.

In der Großstadtgastronomie ist das übrigens längst gang und gäbe: Wo früher nur Diskotheken zum Zwecke der Eintrittspreiserhebung und der Aussiebung von Betrunkenen und Kulturfremden mit Türstehern eingriff, leisten sich heute schon kleinere Kneipen ohne Tanzfläche einen Beschützer. Bemerkenswerterweise werden diese Jobs immer häufiger von trainierten Männern angeboten, die einen Migrationshintergrund haben und die dann häufig Migranten abweisen. Möglicherweise geht es ja so am besten.

Im Freibad in Haltern kamen Stühle und Mülleimer als Schlagwerkzeuge zum Einsatz, wie die Kreispolizei Recklinghausen berichtete. In der WELT wird über den Hintergrund der Schläger allerdings nichts vermeldet. Die Pressestelle der Polizei in Recklinghausen hat dankenswerterweise eine Pressemeldung dazu herausgegeben, die über den Sachverhalt und die Beteiligten informiert und Sachverhalte wie diesen hier erwähnt, welcher der WELT und weiteren berichtenden Kollegen offensichtlich für ihre interessierten Leser nicht erwähnenswert erschien: „Eine umfassende Befragung aller Beteiligten konnte vor Ort ohne Dolmetscher nicht erfolgen.“

Dortmund hat jetzt die Nase voll und stellt nicht nur Sicherheitspersonal ein, der Geschäftsführer der Sportwelt Dortmund (vier der sechs Freibäder unter seiner Regie) redet offen darüber, warum eigentlich: „Das Verhalten von einigen unserer Gäste ist nicht mehr tolerabel. Sie sind aggressiv, respektlos, denken, dass sie sich alles erlauben können, nur weil sie Eintritt gezahlt haben.“

Und während der Dortmunder seinem Unmut Luft macht, wird fast zeitgleich aus weiteren öffentlichen Bädern Unmut laut: In Essen werden zwei Bademeister von acht Männern verprügelt, die auf dem Rückzug noch eine Zwölfjährige in den Bauch boxten und in Gelsenkirchen zog ein 21-Jähriger in einem Freibad ein Messer, der Angegriffene musste notoperiert werden.

Nun sind Sicherheitsleute in Freibädern beispielsweise im Revierpark Wischlingen schon länger Praxis: Dort werden in Stoßzeiten zwei Sicherheitsleute eingesetzt, wie der Badeleiter den Ruhrnachrichten gegenüber berichtet.

Also wie ist das nun, wird das Freibad, die früher friedlichste Sache der Welt, neuerdings zur Kampfzone? Zur Kampfarena für rivalisierende oder einfach nur betrunkene randalierende Gruppen junger Männer? Müssen achtsame Eltern ihren Kindern sicherheitshalber mittlerweile Freibadverbote aussprechen und, wenn vorhanden, auf den aufblasbaren Pool im Garten zurückgreifen?

Wie alarmierend sich die Gewalt in öffentlichen Bädern tatsächlich schon entwickelt hat, mag ein Artikel des Tagesspiegel belegen, der tatsächlich über die Zustände in Berlin berichtet: „In diesen Bädern werden die meisten Anzeigen erstattet.“

Man will es kaum glauben, aber im Pankower Freibad helfen schon Konfliktlotsen eines Projektes „Cool am Pool“, dass es nicht zu Streit kommt. Sind dann auch Dolmetscher dabei? Oder werden diese Lotsen der Einfachheit halber gleich mehrsprachig eingestellt?

Zweifellos verschärfen hunderttausende junger testosteronschwangerer, ab 2015 zugewanderter, männlicher, außereuropäischer Ausländer mit entsprechend archaischen Weltbildern und möglicherweise noch einer Reihe von in die Wiege gelegten religiösen Tabus, was beispielsweise weibliche Nacktheit oder Teilnacktheit angeht, die Situation.

Die vielen Meldungen dazu wurden in den Sommermonaten der letzten Jahre inflationär in den sozialen Medien verbreitet, ebenso, wie sich die Pressemeldungen der Polizei und die Meldungen der Medien schon mal einen Eiertanz darum lieferten, ob, wie und wann der Migrationshintergrund auffällig gewordener junger männlicher Bader genannt werden darf oder sogar sollte und wann besser nicht.

Aber – und dieses „aber“ ist ebenfalls nicht unerheblich – diese Zunahme aggressiven Verhaltens ist keineswegs ausschließlich auf diese Klientel zurückzuführen, es wird nur durch sie noch viel erheblicher. Nehmen wir dazu ein weiteres Beispiel aus dem öffentlichen Raum: Den Sportplatz. Dort werden mittlerweile schon Zonen für die zuschauenden Eltern ausgewiesen und es wird streng drauf geachtet, dass diese Zonen auch nicht überschritten werden, wenn die Eltern ihre Sprösslinge in einer Lautstärke, einer Aggressivität und Ausdauer anfeuern und die Kinder der jeweils gegnerischen Mannschaft teilweise beschimpft werden, das man seinen Ohren nicht trauen mag.

Der DFB musste deshalb schon ein Projekt für Frieden auf dem Rasen ins Leben rufen. Wir haben also ein Problem: Zu Wasser und auf dem Land. Und da kann der Rasen noch so schön grün sein und das Wasser noch so abkühlend: Der öffentliche Raum ist für unsere Kinder deutlich unsicherer geworden.