Tichys Einblick
Zunehmende Verwunderung

Anstieg der Flüchtlingszahlen in Deutschland: Anteil der Nicht-Ukrainer bleibt unklar

An deutschen Grenzen sprießen erste Zweifel an der Alle-Aufnehmen-Politik der Innenministerin. Etwa in Oberbayern, wo sich in zwei „Flüchtlingsbussen“ nur eine Handvoll Ukrainerinnen mit Kindern fand, stattdessen junge Männer aus anderen Erdteilen. So habe man sich das nicht vorgestellt. Einchecken konnten sie trotzdem.

IMAGO / Sven Simon

In dem Maße, wie die Flüchtlingszahlen seit Ausbruch des Ukraine-Krieges steigen, wird auch die Frage relevanter, ob diese Menschen tatsächlich alle von dort kommen. Auch wenn das Bundesinnenministerium sich demonstrativ uninteressiert gibt – mehren sich die Indizien dafür, dass die Frage angebracht ist. So wie der Vorsitzende der Bundespolizeigewerkschaft (BPolG) Heiko Teggatz beklagte, dass es derzeit noch immer keine ausreichenden Kontrollen an vielen deutschen Grenzen gebe, obwohl die Bundespolizei und ihre oberste Dienstherrin im Bundesinnenministerin eigentlich seit einem geschlagenen halben Jahr alarmiert sein müsste wegen der verstärkten Migrationsbewegungen über die Ostroute.

In der ausufernden Kriegsführung der russischen Truppen könnte man auch einen Angriff auf die westlichen Freunde der Ukraine zu sehen. Migration und Flucht werden so zur Waffe in den Händen Putins beim Kampf um die Ukraine.

Die Zahl der ankommenden Flüchtlinge aus der Ukraine steigt jedenfalls rasant. Hatte man am Dienstag in Deutschland noch 64.000 von ihnen gezählt, waren es am Tag darauf schon über 80.000. Inzwischen dürfte die 100.000er-Marke längst überschritten sein. Man muss immer wieder daran erinnern, dass Polen in derselben Zeit mehr als das Zehnfache aufnahm, nämlich mehr als 1,3 Millionen Flüchtlinge aus der Ukraine. Daneben lebten in Polen schon seit geraumer Zeit mehr als eine Million ukrainische Gastarbeiter, was die Aufnahme und Unterbringung vermutlich erleichtert hat. Wird es trotz der großen Solidarität mit den slawischsprachigen Nachbarn langsam eng in dem Land? Das werden die nächsten Tage, vielleicht Wochen erweisen.

Früh wurden Araber und Afrikaner an polnischen Grenzübergängen gesichtet

Deutschland steht hier eindeutig in der zweiten Reihe, hat aber durch die von höchster Stelle proklamierte Großzügigkeit gegenüber Drittstaatlern einmal mehr eigene Migrations- oder auch Fluchtanreize gesetzt. Statistiken zu Geschlecht, Alter und Nationalität der Ankommenden scheint es derzeit noch nicht zu geben. Das Ministerium würde sonst sicher darüber informieren. Mittelfristig erwarten Experten bis zu 225.000 Flüchtlinge, die aus der Ukraine nach Deutschland kämen.

Doch wer kommt da nun eigentlich konkret? Laut dem Online-Portal von tagesschau.de „handelt es sich vor allem um Frauen und Kinder mit ukrainischer Staatsangehörigkeit“. Woher man das weiß? Ganz einfach, weil „Männer zwischen 18 und 60 Jahren ihr Heimatland nicht verlassen dürfen“. Dass einige es dennoch getan haben, dafür gibt es aber auch Hinweise: Junge Männer, die eine slawische Sprache sprechen, sind durchaus an den Ankunftsbahnhöfen zu finden. Aber auch Männer und Frauen anderer Herkunft.

Eine Woche nach Kriegsbeginn war einem Fotografen für exxpress.at an polnischen Grenzübergängen aufgefallen: „Es sind recht viele arabisch-stämmige Menschen und Schwarzafrikaner dabei. So wie ein Mann aus Kamerun, der in der Ukraine gearbeitet hat.“

Sind es Migranten ohne „Ukraine-Bezug“?

Eine ähnliche Erfahrung machten nun auch die Bürger von Garmisch-Partenkirchen, als am Mittwoch die ersten beiden Busse mit Ukraine-Flüchtlingen in der oberbayerischen Gemeinde ankamen. 100 Flüchtlinge stiegen dort am Atlas-Sporthotel aus, wie die Website Merkur.de berichtet. Hotelbetreiber Ibrahim Kavun hatte kostenlose Zimmer für sie bereitgestellt, in der Annahme, dass es sich um durch Kriegshandlungen vertriebene Frauen und Kinder handelte. Doch im ersten Bus fanden sich nur sechs Frauen mit vier Kleinkindern, die nach einem Corona-Test, medizinischer Untersuchung und Registrierung als erste ins Hotel einchecken dürfen.

Eine Familie aus Vietnam, ebenfalls mit kleinen Kindern, scheint auch noch keine ernsthaften Einwände hervorzurufen und wird zur Rezeption durchgelassen. Nur beim Rest der Busladung wissen die Anwesenden nicht so recht, was tun. Es sind Männer aus Afrika und Westasien. Auch der Hotelier hatte sich das anscheinend anders vorgestellt, wollte eigentlich Flüchtlinge mit „Ukraine-Bezug“ aufnehmen. Illegale Migration wollte man in Garmisch dagegen nicht unterstützen. Aber wer wollte überprüfen und entscheiden, worum es sich nun wirklich handelte? Reichen die von den Migranten vorgewiesenen Visa aus, um einen Aufenthalt im Land glaubhaft zu machen?

Eilfertig wurde behauptet, die jungen Männer hätten vermutlich in der Ukraine studiert. Allerdings war auch eine Osteuropäerin vor Ort, die Ukrainisch sprach, während die Migranten diese Sprache ebenso wenig wie Russisch verstanden oder sprachen. „Sie studieren wahrscheinlich in Englisch“, vermutete eine Mitarbeiterin der Caritas. Doch auch in dieser Sprache konnte man sich nur mit Mühe und Not verständigen.

Landratsamt: „Erst einmal ankommen lassen, dann weitersehen“

Am Ende siegte wie meist in diesen Fällen der Aufnahme-Pragmatismus. Da die Männer in einem Bus mit Ukraine-Flüchtlingen saßen, wurde auch ihnen ein „Ukraine-Bezug“ zugesprochen. Der Sprecher des Landratsamts meint dazu: „Wir müssen sie nun erst einmal ankommen lassen und dann weitersehen.“ Ihren Status könne man ja auch später noch entscheiden. Und der Landrat Anton Speer (Freie Wähler) ergänzte bereits, dass nicht nur „Mütter und Kinder“ aus der Ukraine in Garmisch-Partenkirchen willkommen seien, sondern „jeder, der in Not ist“. Auch kein ganz neues Bekenntnis, das viele deutsche Gemeinden seit längerem wie eine Monstranz vor sich hertragen.

Aber die Geduld der Bürger wird immer stärker getestet, auch und gerade mit Täuschungsmanövern wie der Umwidmung tausender Drittstaatler zu „Ukraine-Flüchtlingen“, wie sie nun durch die Innenministerin geschah. In Garmisch-Partenkirchen waren jedenfalls laut Merkur nur die wenigsten der Angekommenen auch tatsächlich ukrainische Staatsbürger. Vielleicht fünf, zehn oder 15 Prozent wie jüngst in einem Bus in Freilassing?

Reicht das langfristig, um die Erzählung vom großmütig helfenden Deutschland aufrechtzuerhalten? Vielleicht. Aber eventuell bemerken immer mehr Bürger, dass ihnen nur die neueste Fassung des alten Stücks von 2015 aufgetischt wird, in dem es nicht – oder nicht nur – um Hilfe für die kriegsversehrte Ukraine geht, so wie es damals längst nicht nur um den Krieg in Syrien ging. Eigentlich geht es dabei nur um Deutschland, ein Land, das sich für entvölkert hält, aber das Gegenteil ist und Menschen aus aller Welt bei sich aufnimmt – weil es keine Alternative gibt.

Anzeige