Tichys Einblick
Umfragen sind nicht repräsentativ, Nebenwirkungen Absicht

Politik mit Umfragen

Springer denkt an sich, der Stern möchte Politik machen. Wer von den beiden das wirtschaftliche Rennen macht, ist klar: Springer. Um das zu wissen, braucht es keine Demoskopen.

Demoskopie-Instituten wird seit jeher eine bestimmte parteipolitische Nähe zugeschrieben. Seit einigen Jahren werden Umfragen öfter von Medien in Auftrag gegeben und veröffentlicht als von Parteien. Bei aktuellen Umfragergebnissen fällt auf, dass bei den Ziffern nur Forsa erheblich abweicht: aber nur bei Union und SPD. Auftraggeber von Forsa ist der Stern, Insa hat für BILD ermittelt und Emnid für BILD AM SONNTAG. Zufall, dass Insa und Emnid sich fast nicht unterscheiden? Wenn alle methodisch sauber arbeiten, könnten sie nur zu praktisch gleichen Ergebnissen kommen. Wie es sich mit dem verhält, was Umfragen können, war zuletzt hier zu lesen.

Bilderbuchmäßig ist das BILD-Bild. Grüne und FDP 6,5% je. Linke und AfD 9% je. Nun geht die psychologische Kriegsführung nicht so frontal vor, wie das der unvoreingenommene Leser vielleicht vermutet. Wer die Union so deutlich vorn sieht wie der Stern, will damit nicht der Union nutzen, sondern der SPD. Das Ergebnis signalisiert, Leute wählt SPD, sonst wird das nichts mit Schulz. Die Nebenbotschaft von Forsa ist 5% FDP: Leute, verschenkt eure Stimmen nicht.

Ob der Vorhersagetrend des Jahres anhält, Grüne, Die Linke, FDP und AfD in sich annähernden Ziffern Richtung nicht zu viel über 6 zu zeigen – Union und SPD in Richtung nur noch wenig unter 40, werden wir nach der Landtagswahl in NRW am 14. Mai wissen. Stehen die tatsächlichen Wahlergebnisse diesem Trend nicht völlig entgegen, setzt sich dieser Vorhersagetrend fort.

Die Hauptbotschaft des Stern mithilfe von Forsa: Bis zum Wahltag anstrengen Genossen, Rot-Rot-Grün ist in erreichbarer Nähe.

Springer, schließe ich aus Insa und Emnid, wartet noch ab, auf welche Seite sich seine Blätter mit Umfragen schlagen, wenn klarer ist, wer das Rennen macht. Springer denkt an sich, der Stern möchte Politik machen. Wer von den beiden das wirtschaftliche Rennen macht, ist klar: Springer. Um das zu wissen, braucht es allerdings keine Demoskopen.