Tichys Einblick
Ein Fall von journalistischer Entgrenzung

Pensionierter WDR-Journalist phantasiert über ein Attentat auf US-Präsident Trump

Ein früherer Korrespondent und Moderator des Westdeutschen Rundfunks wünscht sich auf Facebook ein Attentat gegen Trump herbei - und vergleicht ihn indirekt mit Hitler.

screenprint / facebook

„Alter schützt vor Torheit nicht“. Offenbar auch nicht das Alter von pensionierten WDR-Journalisten. So verbreitete der frühere Hörfunkmoderator Horst Kläuser auf seinem privaten Facebook-Profil krude Mordphantasien über den amtierenden US-Präsidenten Donald Trump. „Nachdem Trump offizielle Warnungen vor seinem Besuch in Kenosha zurückweist, weil er ‚Liebe und Respekt‘ vermitteln wolle, denke ich so langsam, dass es Zeit wäre, wenn jemand eine Aktentasche unter seinen Schreibtisch stellte…“ Man muss kein Geschichtsstudium absolviert haben um zu erkennen, dass Kläuser hier bewusst auf das Stauffenbergsche Attentat auf Hitler anspielt. Kläuser löschte seinen Beitrag später.

Kläuser ist nicht irgendein Redaktionsvolontär, der sich im Ton beziehungsweise den Tasten vergriffen hat. Remscheids prominentester WDR-Mitarbeiter arbeitete als Redakteur, Reporter und Moderator vor allem für die Hörfunksendungen von WDR 2. Er war Redaktionsleiter und Moderator der „Weltzeit“, der einzigen Auslandssendung im WDR-Hörfunk. Zuvor war er auch als Korrespondent in Washington. Noch heute moderiert der 64-jährige Journalist für Verbände und Stiftungen und ist in seiner Heimatstadt eine Art „Provinzstar“. Im Remscheider Kommunalwahlkampf war ihm jüngst fehlende Neutralität vorgeworfen worden, weil Kläuser offenkundig eine Werbekampagne für den amtierenden Oberbürgermeister von der SPD lancieren, aber gleichzeitig eine politische Gesprächsrunde im Wahlkampf moderieren wollte. Anlässlich der Wahl von Thomas Kemmerich zum thüringischen Ministerpräsidenten im Februar dieses Jahres hatte Kläuser noch voller moralischer Empörung öffentlich seinen Austritt aus der FDP erklärt und bei Twitter ein Bild seines zerschnittenen Mitgliedsausweises veröffentlicht.

Unabhängig davon, dass die Gleichsetzung des amerikanischen Präsidenten mit dem Völkermörder Hitler völlig unangemessen und historisch deplaziert ist, schaden solche öffentlichen Mordphantasien nicht nur dem persönlichen Ansehen des Journalisten, sondern auch dem Ruf des WDR und auch der journalistischen Reputation der Presse der Bundesrepublik Deutschland bei unserem immer noch engsten Verbündeten und wichtigen Handelspartner USA.

Bekanntlich ist das Stauffenbergsche Attentat am 20. Juli 1944 leider gescheitert. Insofern ist der von Kläuser angestellte Vergleich nicht nur unmoralisch, sondern auch noch ziemlich dumm.

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