Tichys Einblick
Zwangsweise geschlossenes Unternehmen

Greensill-Skandal: Auch öffentlich-rechtliche Sender legten Gelder bei dubioser Bank an

Die zwangsweise geschlossene Greensill-Bank verwaltete nicht nur Geld mehrerer deutscher Kommunen, sondern auch von u.a. NDR und SWR. Wieiviel Geld den Anstalten dadurch verloren geht, ist noch unklar.

imago Images/Christian Grube

Vergangene Woche verhängte die BAFIN ein Moratorium über die Bremer Bank Greensill. Damit wendete die deutsche Bankenaufsichtsbehörde ihr schärfstes Instrument an, um Kapitalabflüsse von der Bank, die dem australischen Unternehmer Lex Greensill gehört, abzuwenden. Nachdem Greensill-Banken international in Schieflache gerieten, hat es auch den deutschen Ableger erwischt. Nun bangen auch viele Kommunen um große Summen – die Stadt Osnabrück legte beispielsweise 14 Millionen Euro bei der Greensill Bank AG an, das rheinische Monheim sogar 38 Millionen.

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Wie der Bremer Weser-Kurier nun berichtet, sind offenbar auch mehrere ARD-Anstalten von dem Bankenskandal betroffen. Der NDR bestätigte gegenüber der Lokalzeitung, Kunde bei der Bank zu sein. Auch der SWR und der Saarländische Rundfunk haben dort Termingeldanlagen getätigt. Über die Höhe der Einlagen wollte keine der Rundfunkanstalten eine Angabe machen – der NDR ließ lediglich durch eine Sprecherin verlautbaren, dass die Abwicklung „bisher stets ordnungsgemäß“ gewesen sei. „Er hat sich an alle internen und gesetzlichen Vorgaben gehalten. Durch das Moratorium kann es für den NDR zu einer Verzögerung der Rückzahlung der Termingelder kommen.“ Die Verzögerung der Rückzahlung habe für den NDR keine negativen Auswirkungen auf die laufende Liquidität. Es handele sich um Gelder, die nicht dem unmittelbaren Zahlungsverkehr dienten, wie beispielsweise Pensionsrückstellungen.

Während viele Kommunen jetzt Gefahr laufen, ein Vermögen zu verlieren, könnte die Schließung der Greensill Bank für die Sendeanstalten der ARD glimpflich verlaufen. Zwar sind seit dem 1. Januar 2020 Geldanlagen von Anstalten des öffentlichen Rechts, zu denen die ARD-Sendeanstalten gehören, nicht mehr grundsätzlich bei Privatbanken abgesichert – jedoch gilt dies nur bei einer Einlagen-Laufzeit von über 18 Monaten. Der NDR, bestätigte, dass die Anlagen des Senders diesen Zeitraum nicht überschreiten. Sie haben also die Chance, ihr Geld bei einem wahrscheinlichen Insolvenzfall zurückzubekommen – die britische Muttergesellschaft der Bank hat in London bereits einen Insolvenzantrag gestellt.

Warum die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten bei der Bank investierten, ist offensichtlich: Das 2014 aufgekaufte Bremer Bankhaus versprach positive Zinsen auf Termingeldanlagen und stach so in der Wüste von Null- und Negativzinsen hervor wie eine Oase – oder eher eine Fata Morgana.

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