Tichys Einblick
Von der Werft direkt zum schrottplatz

Neuer Skandal um Schwesig: Tausende Tonnen nagelneuer Luxus-Schrott

Nach Nord Stream 2 hat Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig offenbar ein weiteres Desaster mitverursacht. Mit der Insolvenz der MV Werften droht zwei riesigen Luxus-Schiffen noch vor der Fertigstellung die Verschrottung. Schwesig hatte für Landesbürgschaften gesorgt.

Manuela Schwesig, Ministerpräsidentin des Landes Mecklenburg Vorpommern, 16.06.2022

IMAGO / BildFunkMV

„Global Dream“ und „Global Dream II“ sollten mit Tausenden Passagieren als Kreuzfahrtschiffe über die Meere schippern. Mit allem Drum und Dran: Restaurants, Shopping-Malls, Kinos und Wasserparks. Sie wären mit 208.000 Bruttoregistertonnen die größten Kreuzfahrtschiffe der Welt geworden. Doch es kam alles ganz anders. Die beiden riesigen Schiffe sind bis heute nicht fertiggebaut und werden aller Voraussicht nach alsbald verschrottet. 

Angefangen hatte alles 2016, als das Hongkonger Unternehmen Star Cruises bei den MV Werften beide Luxusliner in Deutschland bestellte. Zuerst wurde 2018 mit dem Bau der „Global Dream“ in Warnemünde begonnen, er wurde später in Wismar fortgesetzt. Der Bau sollte 1,5 Milliarden Euro kosten und war für den asiatischen Markt gedacht. 

Der Bau der „Global Dream II“ startete im Jahr 2019 – und dann kam eine Pleitewelle. Zuerst die der MV Werften, die im Januar Insolvenz anmeldeten. Kurz darauf ging auch der alleinige Gesellschafter der MV Werften, der Glücksspiel- und Kreuzfahrtkonzern Genting aus Hongkong und Malaysia Pleite, ebenso wie deren Kreuzfahrttochter Dream Cruises. 

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Grund waren die Lockdowns, weshalb der Weiterbau der beiden „Global Dreams“ 2020 eingestellt wurde. „Global Dream“ ist zwar schon zu 75 Prozent fertiggebaut, doch die Insolvenzen bedeuten das Ende von „Global Dream II“. Der Liner sei nicht zu retten, betonte Insolvenzverwalter Christoph Morgen. Er liege seit drei Jahren im Trockendock in Warnemünde. Christoph Morgen wird zwar alles unternehmen, um die Maschinen und Anlagen loszuwerden, doch der Rumpf wird verhökert. So hofft Morgen, den Stahlgiganten „scheibchenweise“ doch noch verkaufen zu können. Die hohen Stahlpreise könnten womöglich bei der „Entsorgung“ helfen.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Und was die „Global Dream“ betrifft: Sie sei zu Dreivierteln fertiggebaut und schwimmfähig, ließ der Pressesprecher von Insolvenzverwalter Morgen mitteilen; doch es gibt keinen Käufer, weder für ein halbfertiges, noch für ein beinahe fertiges Kreuzfahrtschiff. Die „Global II“ dagegen sei nicht schwimmfähig und müsse an Land zerlegt werden. Das sorgt dann für Tausende Tonnen nagelneuen Schrotts. 

Aus dem Global Dream wird nun offenbar ein Albtraum für Ministerpräsidentin Manuela Schwesig. „Denn die Anzeichen verdichten sich, dass Schwesig persönlich Landesbürgschaften für die Werften locker gemacht hat, als sich bereits abzeichnete, dass der Schiffsbauer nicht mehr überlebensfähig sein würde“, ist bei Focus Online zu lesen. 

Seit der Pleitewelle im Kreuzfahrt-Schiffsbau, so der Focus weiter, „drohen dem Bund und dem Land Mecklenburg-Vorpommern, die den Kreuzfahrtschiffbau im Nordosten mit Milliarden-Krediten und Bürgschaften fördern und im Rahmen der Pandemie sogar mit Notkrediten unterstützt hatten, ein Nettoverlust, der nach Berechnungen eines Reporterteams des NDR deutlich über einer Milliarde Euro liegen könnte.“

Nun also nach Nord Stream 2 das nächste Schwesig-Desaster. „Es ist Steuergeld, was da versenkt worden ist und es wäre zu retten gewesen. Allerdings standen Schwesig und ihr Team im vergangenen Jahr im Wahlkampf, und da hätte es nicht gut ausgesehen, den Traditionswerften in Wismar und Warnemünde die Unterstützung zu verweigern“, berichtet der Focus. 

Unklar sei deswegen auch der genaue Verlust für den Steuerzahler, der sich aus den Bürgschaften für ausfallende Kredite ergibt. Er dürfte auf jeden Fall im dreistelligen Millionenbereich liegen und sei abhängig davon, was der Insolvenzverwalter noch erlöse, wenn er Teile der Werften und der angefangenen Schiffe verkaufen kann.

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