Tichys Einblick
Greenpeace:

Meldeheld:in statt Denunziant

Meldestellen sind „in“: Die Öko-NGO Greenpeace bietet eine Anlaufstelle an, um Gastronomen zu melden, die keine Mehrweg-Alternativen anbieten.

Greenpeace bei einer Demonstration für Mehrwegprodukte, hier in Wien am 25. Februar 2021.

IMAGO / photosteinmaurer.com

Wer prüft, ob Recht und Gesetz eingehalten wird? Richtig: Greenpeace. Die NGO prangert an, dass bei einer Stichprobe sich jeder zweite Gastronomiebetrieb nicht an ein seit dem 1. Januar geltendes Gesetz hält. Seit dem 1. Januar 2023 müssen Restaurant, Imbiss und Lieferservice eine Mehrweg-Alternative anbieten. Laut Angaben von Greenpeace hätten sich aber nur 52 Prozent der 687 getesteten Gastro-Betriebe daran gehalten.

Besonders negativ seien bei der Recherche Fast-Food-Ketten und Lieferdienste aufgefallen. Es sei daher „dringend nötig“, dass etwas passiere. „Greenpeace fordert von den verantwortlichen Landesbehörden die strafrechtliche Durchsetzung des mit bis zu 10.000 Euro Bußgeld versehenen Gesetzes“, schreibt die NGO auf ihrer Webseite.

Deswegen ruft Greenpeace „Unterstützer“ dazu auf, Geschäfte zu melden, die keine Mehrweg-Alternativen anbieten. Dafür hat die NGO eine eigene Seite eingerichtet. Nachdem Nordrhein-Westfalen bisher nur Meldestellen für Diskriminierung angekündigt hat, ist Greenpeace deutlich flexibler bei der Denunzierung von Mehrweg-Sündern. Vielleicht kann in Zukunft dann auch Herr Müller angezeigt werden, der viel zu lange duscht, oder auch Frau Meier, die es viel zu warm in der Wohnung hat?

Wenig begeistert zeigten sich davon User in den sozialen Netzwerken. Etwa, dass eine Beschönigung als „Meldeheld“ noch keiner Diktatur gelungen sei. Andere sprechen offen von Stasi-Methoden. Ein Kritiker hebt hervor, dass die Gastronomie nun nach den mageren Corona-Jahren von Greenpeace unter Beschuss genommen werde. Auf die zahlreichen Kritiken entgegnete Greenpeace: „Mit dem Meldeportal geht Greenpeace gegen die Ignoranz der Take-Away-Branche vor, damit die gesetzliche Mehrweg-Angebotspflicht endlich umgesetzt wird. Die Behörden sind auch ein 1/4jahr nach Inkrafttreten des Gesetzes weitestgehend tatenlos.“

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