Tichys Einblick
Vaatz, Irmer, Henkel

CDU-Politiker entsetzt über Karin Priens Wahlkampf gegen die eigene Partei

Karin Prien, Mitglied in Laschets Zukunftsteam, hatte indirekt empfohlen, nicht den CDU-Kandidaten Hans-Georg Maaßen zu wählen. CDU-Politiker kritisieren das gegenüber TE aufs Schärfste. "Es ist den Priens dieser Welt zu verdanken, dass die CDU da steht, wo sie jetzt ist", sagt Hans-Jürgen Irmer.

Collage aus IMAGO / photothek - IMAGO / Christian Spicker - IMAGO / Jürgen Heinrich

Zwei Wochen vor der Wahl gibt es Zoff in der CDU: Nachdem die schleswig-holsteinische Bildungsministerin Karin Prien sich öffentlich von Bundestagskandidat Hans-Georg Maaßen distanzierte, wehrt dieser sich. Prien ist Teil von Laschets „Zukunftsteam“ für die Bundestagswahl.

Prien saß am Dienstagabend in der ZDF-Sendung von Markus Lanz. Wie sie es denn finde, dass Hans-Georg Maaßen in Südthüringen von der CDU aufgestellt wurde, fragte der Moderator. „Das muss ich hinnehmen, auch wenn ich davon natürlich überhaupt nicht begeistert bin und mich frage, was Herr Maaßen eigentlich in der CDU sucht.“ Auf die Anschlussfrage, ob sie Maaßen denn wählen würde, sagte Prien: „Ich sag mal so, ich bin von Leistungssportlern immer wieder fasziniert.“ In Südthüringen kandidiert mit Frank Ullrich ein ehemaliger Biathlon-Athlet und -Trainer gegen Maaßen. Eine wenig verklausulierte Absage.

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Karin Prien ist eine der bekanntesten Vertreterinnen des linken Flügels der CDU und war einst führendes Mitglied der „Union der Mitte“. Jetzt demontiert sie öffentlich den Wahlkampf eines Kandidaten der eigenen Partei – das empört nicht nur Hans-Georg Maaßen selbst, der sich gegenüber der Bild die Abberufung Priens aus Laschets „Zukunftsteam“ fordert. Prien würde dem CDU-Wahlkampf in der aktuell ohnehin schwierigen Situation massiv schaden. Auch andere CDU-Politiker zeigen Unverständnis für ihre Aussagen.

Arnold Vaatz, stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, erklärte gegenüber Tichys Einblick: „Als Herr Günther uns geraten hat, im Osten mit der Linkspartei zu koalieren und damit die Ergebnisse der friedlichen Revolution auf den Misthaufen zu werfen, habe ich Parteidisziplin gewahrt und nicht die Frage gestellt, was dieser Herr eigentlich in der CDU sucht. Aber wenn der Hass und die Hetze des Merkel-Flügels jetzt diese Dimension annehmen, kann man ja auch auf der angegriffenen Seite mal über eine andere Wortwahl und über Aufrufe, den einen oder anderen Parteifreund nicht zu wählen, nachdenken. Wolfgang Bosbach hat bereits seine Konsequenzen gezogen. Ich weiß von etlichen Kollegen, dass sie mit ähnlichen Gedanken spielen.“

Mit „Herrn Günther“ ist der Ministerpräsident und CDU-Landeschef in Schleswig-Holstein gemeint. Der frühere CDU-Abgeordnete und Innenpolitik-Experte Wolfgang Bosbach hatte nach auch parteiinterner Kritik an einem Auftritt für Maaßen („Ich hätte mir nie vorstellen können, wie man als CDU-Mitglied in die Nazi-Ecke gerückt wird, weil man zu einer Wahlkampfveranstaltung in Thüringen geht“, sagte Bosbach der F.A.Z.) angekündigt, sich künftig nicht mehr in Wahlkämpfen für die CDU zu engagieren.

Auch der CDU-Bundestagsabgeordnete Hans-Jürgen Irmer äußerte sich gegenüber TE: „Unfassbar – es ist den Priens dieser Welt zu verdanken, dass die CDU da steht, wo sie jetzt ist.“

Frank Henkel, bis 2016 Innensenator und CDU-Landesvorsitzender in Berlin, erklärt: „Karin Prien hat bei Markus Lanz Wahlkampf gegen einen Kandidaten der CDU gemacht – und das nicht einmal drei Wochen vor der Bundestagswahl. Damit verabschiedet sie sich eigentlich selbst aus dem Team Laschet. Die CDU muss Volkspartei bleiben – das bedeutet: Das Votum unserer Mitglieder und unserer Kreisverbände ist zu respektieren.“

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