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LGBTQ-Rechte in Osteuropa und der Welt: Die Doppelmoral von Ursula von der Leyen, DFB & Co.

Die Empörung über die LGBTQ-Politik in Ungarn und Polen ist wieder besonders laut - und selbstgerecht. Da wäre einmal der DFB, der mit Qatar Airways verhandelt, und dann noch von der Leyen, die 2020 von Akzeptanz gegenüber "unterschiedlichen Positionen" in Addis Abeba sprach, wo es bei der Todesstrafe für Homosexuelle bleibt.

IMAGO / Scanpix

Im Zuge der Fußball-Europameisterschaft erreichte die Selbstgefälligkeit der paneuropäische Moralelite ihren neuen Höchststand – ganz vorne mit dabei: Ursula von der Leyen, die das umstrittene ungarische Gesetz über Aufklärung und Homosexualität als „Schande“ bezeichnete. Die Fußballverbände bringen sich eifrig mit ein.

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Im März vergangenen Jahres trat die DFB-Elf noch mit Shirts auf, auf denen „Human Rights“ – Menschenrechte – zu lesen war. Es war das Auftaktspiel der WM-Qualifikation für das Turnier 2022, die Weltmeisterschaft in Katar. Seitdem hat „die Mannschaft“ sich sehr darum bemüht, das eine oder andere Zeichen zu setzen: Manuel Neuer läuft im „Pride Month“- als angebliches Zeichen der Solidarität mit LGBT-Menschen – mit einer Regenbogen-Kapitänsbinde auf. Und die hypermoralische Poserei des DFBs und der Deutschen wird so schnell wahrscheinlich auch keiner vergessen, sei es die gewünschte Regenbogenbeleuchtung beim Spiel gegen Ungarn oder aber das demonstrative Knien „gegen Rassismus“ im Spiel gegen England, bei dem Deutschland nach einem grottenschlechten Auftritt dann auch sportlich in die Knie ging. Dort schied die DFB-Elf aus – aber Moraleuropameister waren sie allemal.

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Nun steht die Weltmeisterschaft in Katar an – im Winter 2022 werden die deutschen Kicker (zumindest für ein paar Spiele) ins kleine Golfemirat fliegen. Ein Land, in dem es weder um „Human Rights“, noch um die Rechte sexueller Minderheiten sonderlich gut bestellt ist. Die massiven Menschenrechtsverletzungen, alleine beim Bau der Stadien für das Fußballturnier, sind unzählbar: Gastarbeiter, häufig vom indischen Subkontinent, werden an der Ausreise gehindert und so quasi als Sklaven gehalten, Rassismus gegen sie und andere ethnische Gruppen ist weit verbreitet. Und auf Homosexualität stehen in Katar Haftstrafen – ein Umstand, für den das Emirat im Rahmen der WM sogar noch „Respekt“ einforderte.

Das ist für den antirassistischen Regenbogen-DFB jedoch anscheinend kein Hinderungsgrund, jetzt eine umfassende Partnerschaft mit der staatlichen Fluggesellschaft „Qatar Airways“ abzuschließen. Das berichtet die „Süddeutsche Zeitung“ unter Berufung auf zahlreiche Quellen. Der Deal sei inzwischen weit fortgeschritten, heißt es. Qatar Airways soll in Zukunft die DFB-Airline sein und „die Mannschaft“ dann durch die Welt fliegen.

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Der DFB hat zuletzt massive Sponsoring-Probleme gehabt. Nicht zuletzt, weil ein derart korrupter Fußballverband mit einer so schlecht auftretenden Kickertruppe wohl kaum ein attraktiven Partner darstellt. Da erscheint Qatar Airways doch wie der passende Partner – Korruption gehört zum Emirat nämlich wie der Schwule zum katarischen Gefängnis.

Das ganze wäre nur ein peinlicher Ausfall eines peinlichen Fußballverbandes, wäre es nicht so sinnbildlich für die große europäische Besserfühlcommunity, allen voran Ursula von der Leyen. Sie gibt sich größte Mühe als Verfechterin von Schwulenrechten überhaupt zu gelten. Polen und Ungarn seien die Hochburg der Homophobie. „LGBTQI-freie Zonen sind Zonen, die frei von Menschlichkeit sind. Sie haben keinen Platz in unserer Union.“, tönte von der Leyen. Gegen Polen und Ungarn ist das ja auch leicht und angesagt – wenn es dann aber um die Sache der Menschenrechte in Staaten geht, in denen sie massiv bedroht sind, wird es merkwürdig still. Als etwa der Kommissionsvorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, um Akzeptanz für die Hinrichtungen von Schwulen in Afrika bat, war Ursula von der Leyen auf einmal ganz verständnisvoll.

Jener Moussa Faki Mahamat, forderte von der EU Akzeptanz für die homosexuellenfeindliche Politik in Afrika. Man will weiterhin an der Verfolgung und auch manchmal an der Hinrichtung von Schwulen festhalten. „Sicherlich haben wir unterschiedliche Standpunkte, etwas bei der internationalen Strafgerichtbarkeit, sexueller Orientierung, Identität und der Todesstrafe“, dies könne nur mit „Anerkennung und Akzeptanz“ angegangen werden, so Faki bei einem Treffen mit EU-Vertretern im vergangenen Jahr.

Auf so einen Schlag ins Gesicht für jeden Homosexuellen in Afrika wird unsere Kommissionspräsidentin sicherlich hart reagiert haben. Knallhart. Oder? Von der Leyen betonte: „Wir versuchen, zu überzeugen, aber erkennen an, dass es unterschiedliche Positionen gibt.“ Unterschiede wolle man ansprechen, aber auch akzeptieren. Die EU dürfe aber nicht von der Afrikanischen Union erwarten, dass sie sich anpasst.

Die „unterschiedlichen Positionen“ die man akzeptieren will, sind etwa Todesstrafe oder Gefängnis für Homosexuelle. Der Fall ging nach einem Tweet von „ArgoNerd“ am Wochenende im Internet viral.

Und das ist nur ein Beispiel von vielen – angefangen bei der anhaltenden EU-Unterstützung für das Homosexuellenmörder-Regime in Gaza.

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