Tichys Einblick
TE-Exklusiv

Letzte Generation beschmiert das Bundeskanzleramt

Die Letzte Generation intensiviert ihre Aktionen in Berlin wieder. Nachdem es am Wochenende schon zu Verkehrsblockaden kam, wurde nun das Bundeskanzleramt mit Farbe beschmiert.

Schmierereien an der Fassade des Kanzleramtes

Maximilian Tichy
Am Dienstag beschmierte die Letzte Generation das Bundeskanzleramt. Die Frauen bildeten eine Menschenkette vor dem Eingang und hielten Schilder hoch, auf denen „Olaf lügt“ stand. Wände und Boden wurden mit orangener Farbe beschmiert. 

An der Aktion waren ausschließlich Frauen beteiligt. Gegenüber TE erklärten Vertreter der Letzten Generation, das sei so geplant, weil „ziviler Widerstand, bei dem sich auch Frauen anschließen, erfolgreicher ist“. Anlass für diesen Protest war die Gerichtsverhandlung, die am selben Tag stattfand. 

„Vor zwei Jahren waren wir das erste Mal mit fünf Frauen hier am Kanzleramt“, erklärte eine Demonstrantin. Damals habe man die Forderung nach einem „Essen-Retten-Gesetz“ und einer „Agrarwende bis 2030“ gefordert. An diesem Dienstagmorgen fand der Gerichtsprozess statt. „Dabei kam unter anderem raus, dass das Bundeskanzleramt uns Kosten für den Graffiti-Schutz dieser Wände unterjubelte“. An anderer Stelle wurde erklärt, dass außerdem die Kosten für ein Streichen der Fassade in bis zu fünf Meter Höhe geltend gemacht werden sollen.

Diese Kosten halten die Extremisten der Letzten Generation für ungerechtfertigt. „Heute sind wir hier, mit 70 Frauen, erneut am Bundeskanzleramt, weil Olaf Scholz lügt“, und weiter: „Am gleichen Tag, wo sein Expertenrat sagt, dass alle Ziele bezüglich des Klimaschutzes gerissen werden, stellt er sich hin und sagt er hätte alles im Griff“. 

Schmierereien an der Fassade des KanzleramtesExtremisten, die direkt an der Sachbeschädigung beteiligt waren, wurden getrennt festgesetzt

Die nicht angemeldete Versammlung wurde nach einiger Zeit aufgelöst. Stattdessen wies die Polizei der Demonstration einen neuen Ort zu, kündigte aber eine Identitätsfeststellung aller Teilnehmer an. Die Mitglieder der Letzten Generation versuchten daraufhin, sich vom Vorplatz des Kanzleramts zu entfernen. Von davonlaufen kann aufgrund ihres gemütlichen Tempos nicht die Rede sein. Die Polizei drängte die meisten wieder zusammen. Für die anwesenden Fotographen, erfahrungsgemäß in einigen Fällen von der Letzten Generation dazugerufen, eine gute Situation um medienwirksame Bilder zu machen. 

Es waren viele prominente Mitglieder der Letzten Generation beteiligt, neben Carla Hinrichs und Carla Rochel zum Beispiel auch Lina Eichler, die sich an Gemälden festklebte. Wer die Aktionen verfolgt, der erkennt viele Teilnehmer wieder – auch jene, die sonst nicht im Rampenlicht stehen. 

Die Polizei in Berlin wusste wohl schon im Vorfeld von der Aktion. Es waren Zivilpolizisten anwesend, die die Extremisten schon kurz nach Anfang der Beschmierungen verhafteten. Genauso wusste auch die Berliner Presse bescheid: Mindestens ein Reporter der Berliner Zeitung war dabei, der dokumentierte, wie ein Zivilpolizist einer Frau mit dem eigenen Farbpinsel das Gesicht beschmutzte. Da beides zum Anfang der Aktion geschah, müssen sie schon im Vorfeld davon gewusst haben.

In den vergangenen Wochen intensivierte die Letzte Generation ihre Proteste und Aktionen in Berlin wieder. Das Brandenburger Tor ist nach wie vor mit Farbresten verschmutzt. Die Reinigung wird voraussichtlich 115.000 Euro kosten, wie die Verwalter des Wahrzeichens mitteilten. Die Staatsanwaltschaft ermittelt in diesem Fall gegen 14 Personen. Am 28. Oktober besetzte die Letzte Generation in Berlin die Straße des 17. Juni zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule. Die Polizei meldete 600 Teilenehmer, die Letzte Generation selbst spricht von 1.400 Teilnehmern. Doch deutschlandweit sind die Proteste im Abschwung: Der anfängliche Enthusiasmus konnte nicht in eine neue Massenbewegung umgesetzt werden. So scheint sich die Letzte Generation nun auf wenige öffentlichkeitswirksame Aktionen zu konzentrieren.

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