Tichys Einblick
Karl Lauterbach:

„… reicht es nicht, den Ungeimpften auf die Nerven zu gehen, da muss man mehr tun“

Karl Lauterbach strauchelt nach zu vielen Fehlern in zu kurzer Zeit. Jetzt versucht er offenbar mit rhetorischer Aufrüstung den Befreiungsschlag. Wie lange ist er noch haltbar?

IMAGO / Chris Emil Janßen

Frankreichs Präsident sorgte Anfang Januar für Empörung, als er wörtlich sagte: „Les non-vaccinés, j’ai très envie de les emmerder.“ Das kann man sittsam mit „Ich habe große Lust, die Ungeimpften zu nerven“ übersetzen – oder wörtlicher mit: „… die Ungeimpften anzuscheißen“. Und das dann auch noch „… jusqu’au bout“ – „bis zum Ende“.

Karl Lauterbach hat es sich nun offenbar zum Ziel gesetzt, auch im Ausland den Rekord der martialischsten Corona-Äußerung aufzustellen. Im Interview mit der französischen Nachrichtenagentur AFP sagte er nun: „In Deutschland reicht es nicht, den Ungeimpften auf die Nerven zu gehen, da muss man mehr tun.“

Was kommt denn nach nerven? Bei diesem Bundesminister sind offenbar alle Hemmungen gefallen.

Lauterbach sagte außerdem: „Bestimmte Dinge, die anderswo möglich sind, sind bei uns noch nicht möglich, weil wir zu Recht Rücksicht nehmen müssen auf ältere Ungeimpfte“, Grund sei die im Ausland höhere Impfquote. Dass in Israel und den Niederlanden, wo jetzt die Einschränkungen fallen, die Impfquote niedriger ist als in Deutschland – wohl nebensächlich.

Vor wenigen Tagen hatte Lauterbach noch „ausgerechnet“, dass wenn wir so vorgehen würden wie Israel, in Deutschland 400 bis 500 Menschen am Tag sterben würden. Auf Nachfrage des ZDF nannte man keine Einzelheiten, wie diese Berechnung zustande gekommen sein soll. Angesichts einer niedrigeren Impfquote in Israel als in Deutschland, müsste man da aber schon sehr gegen Adam Riese rechnen. Lauterbach verheddert sich immer schneller in widersprüchlichen und gleichsam radikalen Äußerungen. Er ist angeschlagen.

12 von 15 Bundesländern kündigten ohne Rücksprache und gegen die ausdrückliche Meinung von Lauterbach ihre 2G-Regeln im Einzelhandel auf. Bayern und Sachsen wollen die Pfleger-Impfpflicht einfach nicht umsetzen, und auch Saarlands Ministerpräsident Tobias Hans will das Gesetz kippen.

Die FDP attackiert Wieler, dessen RKI sich seit der umstrittenen Verkürzung des Genesenenstatus kaum mehr auf Wissenschaftlichkeit berufen kann. Und das Vorhaben einer allgemeinen Impfpflicht steckt fest und wird dadurch von Tag zu Tag unwahrscheinlicher.

Olaf Scholz ist aktuell wohl eher mit der Ukraine-Krise beschäftigt. Lauterbachs Position hängt jedoch am seidenen Faden – für Scholz könnte sich der Gesundheitsminister als Bauernopfer zum richtigen Zeitpunkt herausstellen.

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