Tichys Einblick
Rezession pur

Konjunkturzahlen: Mit Deutschlands und Europas Wirtschaft geht es bergab

Wirtschaft und Gesellschaft brechen durch den Lockdown in nie gekanntem Maße ein. Das Schlimmste kommt noch auf die Deutschen zu.

imago Images

Der Satz von Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) zur Volksberuhigung in der ARD-Talkshow „Hart aber fair“ am 16. März – kein einziger Arbeitsplatz werde wegen Corona verloren gehen – wird in der Reihe historischer Politiker-Lügen einen Stammplatz bekommen. So in etwa wie die Versicherung von SED-Chef Walter Ulbricht: „Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten!“.

Wer jetzt glaubt, mit den nun angekündigten Lockerungen würden Wirtschaft und Gesellschaft wie auf Knopfdruck wieder anspringen, sieht sich demnächst gewaltig getäuscht.

Die Wirtschaftskrise wird viel tiefgreifender und viel länger dauern als der Weltfinanzmarktcrash von 2009. Zudem schwebt über allem der nächste Lockdown, falls die Regierenden wieder den drohenden Untergang in höheren Infektionszahlen im kommenden Herbst und Winter zu erkennen glauben.

Lockdown beim Geschäftsklima

Deutschlands Industrie erwartet einen nie dagewesenen Einbruch der Produktion. Der auf Unternehmensumfragen basierende Index des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo stürzte im April auf den tiefsten Punkt der Wiedervereinigung. Der Ifo-Geschäftsklimaindex ist im April auf 74,3 Punkte abgestürzt, nach 85,9 Punkten im März. Dies ist der niedrigste jemals gemessene Wert.

Genauso düster sieht es beim Konsum aus!

Für den Monat März, als die Wirtschaft heruntergefahren wurde, meldet das Statistische Bundesamt am Donnerstag einen Rückgang der Industrieproduktion um 9,2 Prozent. Es war der stärkste Einbruch seit 1991. Peter Altmaiers Bundeswirtschaftsministerium warnt nun vor einem „nochmals deutlich stärkeren Produktionseinbruch“ für April. Besonders hart trifft es die Autoindustrie: Hier fiel die Produktion um 31,1 Prozent.

In Deutschland und Europa entwickelt sich die Corona-Krise anders als vom Bundeswirtschaftsminister versprochen zum Jobkiller.

Die EU-Kommission erwartet wegen der Corona-Krise eine tiefe Rezession. „Europa erlebt einen wirtschaftlichen Schock, der seit der Großen Depression ohne Beispiel ist“, gesteht Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni. Die Brüsseler Behörde geht in ihrer Frühjahrsprognose für das Jahr 2020 von einem Einbruch der EU-Wirtschaftsleistung von 7,4 Prozent aus, wobei Deutschland mit einem Minus von 6,5 Prozent etwas weniger hart getroffen würde als etwa Frankreich und Italien. Auch die europäischen Staatsschulden laufen völlig aus dem Ruder.

Vor allem exportorientierte Nationen wird die Corona-Krise noch hart treffen, weil die Weltwirtschaftsmärkte einbrechen und der aus China stammende Corona-Virus zu einem globalen Jobkiller mutiert ist.

Falls Print-Journalisten denken, sie könnten mit besonders regierungsnaher und regierungsstützender Berichterstattung während der Corona-Krise ihre Jobs retten, dann sollten sie hier einen Blick in ihre düstere Zukunft werfen:

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