Tichys Einblick
TE-Interview 06-2023

Kommunikationsforscher Meyen: Medien und Politik rücken noch enger zusammen

Trotz vorsichtiger Selbstkritik stützen die meisten Medien die Regierungslinie

Frank Walter Steinmeier, zu dem Zeitpunkt Außenminister und Vizekanzler, mit Journalisten auf dem Rückflug von Afghanistan nach Deutschland, 30.04.2009

IMAGO/photothek

München. Obwohl die Leitmedien in Deutschland inzwischen auch Fehler in der eigenen Coronaberichterstattung einräumen, sieht der Münchner Kommunikationsforscher Prof. Michael Meyen weiterhin das Grundproblem, dass die Leitmedien die Regierungspolitik stützen. „Wir haben dort niemanden, der sich entschuldigt hätte für die Corona-¬Politik, der sich bei den Kritikern entschul¬digt hätte, die delegitimiert wurden, der sich bei den Menschen entschuldigt hätte, die in existenzielle Nöte, in Ge¬wissensnöte gebracht worden sind“, kritisiert Meyen im Gespräch mit der Juni-Ausgabe des Monatsmagazins Tichys Einblick.

„Eher negativ“ sieht Meyen die Zukunft der Leitmedien. „Ich nehme dort eine Wagenburgmentalität wahr, einen Zusammenschluss von Politik und Redaktionen. Das sehen wir bei jeder Fehlleistung von Kabinettsmitgliedern. Die Leitmedien kritisieren das nicht, sondern verteidigen die Minister“, so der Kommunikationsforscher. „Wir werden in Zukunft ein noch engeres Zusammenrücken der politisch-medialen Eliten erleben. Daraus folgt eine Spaltung der Öffentlichkeit. Auf der einen Seite Konzernmedien und politiknah finanzierte Medien, also der öffentlich-rechtliche Rundfunk – auf der anderen Seite konzernfreie Medien.“


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