Tichys Einblick
Lebst du noch oder gehorchst du schon?

Immer nur dagegen: Vorschreiben und Verbieten

Die Fünf Verbote: Du darfst nicht Fisch und Fleisch essen. Du darfst dich nicht verkleiden. Du darfst nicht schneller als 30 kmh sein. Du darfst deinen Kamin nicht heizen. Du darfst nicht dürfen.

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Gottseidank muss ich sie und ihr Haus nicht aufsuchen. Barbara Hendricks, SPD, hat für Gäste des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) Fleisch- und Fischverbot erteilt. In einer „Rund-E-Mail“ wies Staatssekretär Jochen Flasbarth an: Alle „Dienstleister und Caterer“ müssen nun fleisch- und fischlos kochen! Auf zwei Seiten heißt es: „Beauftragte Caterer verwenden weder Fisch oder Fischprodukte noch Fleisch oder aus Fleisch hergestellte Produkte.“ Ihr Kanzlerkandidat Schulz aß noch neulich auf Wahlkampf Bratwurst, damit ist jetzt Schluss.

Nach Nordhessen sollte Martin Schulz in nächster Zeit nicht, denn dort soll beim Kasseler Stadtteilfest kein Platz für Wurst mehr sein. Das ist höchst bedenklich in einer Gegend, von der Soziologe Daniel Kofahl von der Universität Bielefeld weiß, der sich seit langer Zeit mit Ernährungskultur auseinandersetzt: „Die Leute fühlen sich in ihrer Identität angegriffen, denn Essen zeichnet die Menschen aus“, sagt Kofahl, der an der Universität Bielefeld lehrt. „Gerade in Nordhessen ist die Wurst ein Teil der Identität.“ Womit dem Letzten klar sein muss, warum es heißt: Es geht um die Wurst.

Es ist nicht bekannt, ob der Staatssekretär die „Rund-E-Mail“ nicht mit der „Rundablage“ verwechselt hat. Jedenfalls ist klar, warum Bundesministerien zu keiner dem Allgemeinwohl dienenden Arbeit kommen, wenn sie sich mit solchem Schwachsinn befassen (müssen).

Es tröstet nicht, dass Ernährungsminister Christian Schmidt, CSU tatsächlich wagt, keinen Veggie-Day durch die Hintertür zu wollen. Und typisch reaktionär die Stirn hat zu behaupten, Fleisch und Fisch gehörten zu einer ausgewogenen Ernährung. Immerhin hat sich der PC-Vorwurf noch nicht etabliert, dass wer nicht isst, was er soll, ein „Klima-Rassist“ ist (hoffentlich habe ich da niemanden animiert).

Wer aber das falsche Kostüm trägt – Vorsicht Karnevalisten, Fasnachter und Fastnachter, Faschinger und andere Narren – , kriegt es mit dem „Forum gegen Rassismus und Diskriminierung“ zu tun:

„’Ich bin kein Kostüm!‘ – So wird es an den Tagen des diesjährigen Straßenkarnevals auf den Infoscreens in den U-Bahnen zu lesen sein. Denn einige Kostüme stärken rassistische und stereotype Bilder. Europäer_innen benutz(t)en diese Bilder, um Ausbeutung und Unterdrückung von bestimmten Menschengruppen zu rechtfertigen. Dies ist den wenigsten Träger_innen der Kostüme bewusst. Die Zeit des Kolonialismus und der sogenannten „Entdeckungen“, die mit Massenmorden und anderen Gräueltaten einhergingen, wird bislang nicht ausreichend aufgearbeitet. Das sog. ‚Indianderkostüm‘ und andere diskriminierende und teils romantisierende Bilder bestimmter Gruppen geben die Älteren so immer wieder an die nächste Generation weiter.“

Begnügt euch also mit eurem normalen Aufzug, dann diskriminiert ihr euch wenigstens nur selbst. Das ist nach meinem möglicherweise unvollständigen Informationsstand noch nicht politisch kriminialisiert. Schaue ich in den Blätterwald zum Thema falsches Kostüm, ahne ich, dass es Karneval und Co. in deutschen Landen nicht mehr lange gibt. Ist ja auch eine klimaschädliche Tradition, die mehr Feinstaub in die Innenstädte bringt, als der Berliner Senat durch Fahrverbote für Dieselfahrzeuge  uns die baden-württembergische Landesregierung durch Kaminsperre gerade verjagen wollen:

„Beim nächsten Feinstaubalarm müssen Komfort-Kamine in Stuttgart aus bleiben. Laut Stadt gilt die entsprechende Verordnung seit Freitag. Die Stadt will stichprobenartig kontrollieren.“

Dafür noch einzustellende neue Mitarbeiter sollen künftig kontrollieren,  ob ca. 20.000 Komfort-Kamine in Stuttgart bei Feinstaubalarm auch wirklich brav nicht benutzt werden. Beratungunsresistenten drohen Bußgelder. Öfen, die nach dem 1. Januar 2015 eingebaut wurden, dürfen auch weiterhin betrieben werden. Es trifft also keine wohlhabende – also auch keine grüne – Wählerklientel.