Tichys Einblick
Neckar: keltisch für böser Fluss

Heidelberg: Für den „Klimaschutz“ durch „Klimanotstand“ alles unter „Klimavorbehalt“

Nach dem grünen Erdrutschsieg bei den jüngsten Kommunalwahlen läuft ein Wettrennen um Ideen zum Schutz des Klimas. Der »Klimaschutz« erschöpft sich bisher allerdings im Schröpfen der Anwohner.

Tod, Gefahr, Verderben – auf diesen Nenner lässt sich bringen, was in Heidelberg droht. Nach der Klimapanik in Konstanz will auch die ursprünglich romantische Stadt am Neckar nicht hintenanstehen und packt eine »Giftliste« aus. Bürgermeister Wolfgang Erichson jedenfalls kündigte drastische »Klimaschutzmaßnahmen« an.

Nach dem grünen Erdrutschsieg bei den jüngsten Kommunalwahlen hat ein Wettrennen um die absurdesten Ideen zum Schutz des Klimas eingesetzt. Der »Klimaschutz« erschöpft sich bisher allerdings im Schröpfen der Anwohner. So sollen Bewohner der Innenstadt für einen der raren Parkplätze 42 Euro im Monat löhnen. Denn, so der grüne Erichson, »Autofahren muss man mindestens so teuer machen wie den Nahverkehr, wenn man es mit dem Klimaschutz ernst meint. Das soll jeden treffen, wenn er sich um einen Parkplatz bemüht.« Der Umweltbürgermeister offenbarte vor den Parteimitgliedern bei der Jahreshauptversammlung der Grünen: »Treibt mich vor Euch her, damit tut Ihr mir einen Gefallen. Ich werde liefern!« Die »Giftliste« würde »wehtun« und »sehr unpopulär« sein.

In Heidelberg soll der totale Klimaschutz absoluten Vorrang haben, fordern die Grünen. Fragen einiger Parteimitglieder, ob denn die Partei nur das eine Thema Klimaschutz habe, fielen kaum mehr ins Gewicht.

Schon vorher hatte Oberbürgermeister Eckart Würzner in einer Sitzung des Gemeinderates den Klimanotstand für Heidelberg ausgerufen. Nach Konstanz, das schon zuvor den Klimanotstand am Bodensee erklärt hatte, will sich Heidelberg verpflichten, die CO2-Emissionen noch stärker als bisher zu reduzieren.

Bereits im April hatte die grüne Gemeinderatsfraktion den Antrag gestellt, den Klimaschutz als zentrales Leitmotiv für politisches Handeln zu machen. So sollte auch den internationalen Gästen jener ominösen Klimakonferenz in Heidelberg Ende Mai signalisiert werden, dass ab sofort alle Entscheidungen unter einem Klimavorbehalt stehen. Bei dieser Klimakonferenz reisten Vertreter internationaler Organisationen und Initiativen aus aller Welt sowie Minister und Bürgermeister kräftig CO2-emittierend an und sollten über Koordinierung und Zusammenarbeit in Sachen »Klimaschutz« reden.

»Klimavorbehalt« – was das konkret bedeutet, weiß zwar niemand, klingt aber erst einmal nett. Über konkrete Projekte kann der neue Gemeinderat allerdings erst ab Herbst entscheiden, solange muss sich das Klima noch gedulden.

Das hatte es die vergangenen Jahrhunderte bereits getan. Der Neckar, alter keltischer Name und »böser Fluss« bedeutend, zerstörte früher mit seinen gefährlichen Hochwasserabflüssen und Eisschollen immer wieder die hölzernen Brücken, bis eine neue endlich aus Stein gebaut wurde und bis heute noch steht. An einem der Brückenpfeiler künden Hochwassermarken von früheren Überschwemmungen. Am 27. Februar 1784 erreichte der Wasserpegel mit 31 badischen Fuß seinen höchsten Stand seit Beginn der Aufzeichnungen, seinen zweithöchsten am 30. Oktober 1824. Das war zur Zeit der kleinen Eiszeit von etwa 1480 bis 1800, damals gab es noch keine Dieselfahrzeuge und kohlebefeuerten Kraftwerke, also kein hausgemachtes CO2.

Die ersten Anwohner der Heidelberger Gegend wussten um die Gefahren des Flusses. Sie siedelten sich hoch droben auf dem Michaelsberg an und bekamen im Tal neben dem bösen Fluss keine nassen Füße. Grüne waren eher nicht darunter; Furcht vor menschengemachter Klimakatastrophe kam sicherlich niemandem in den Sinn, eher die vor bösen Geistern in den dunklen Wäldern.

Mittlerweile ist der Neckar durch Schleusen gezähmt, lediglich bei Hochwasser bekommen die Bewohner direkt am Neckarufer noch nasse Füße. Wer mehr zur Geschichte wissen will, bitte hier.

In unseren Zeiten will sich der parteilose Oberbürgermeister Würzner ungern grün überholen lassen und betont die Rolle Heidelbergs als Vorreiterstadt. Heidelberg, so sagt er immer wieder gern, sei seit 2012 »Masterplan-Kommune« und habe sich daher verpflichtet, die Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 95 Prozent und den Endenergieverbrauch um 50 Prozent zu reduzieren. Für den Unsinn gab es vier Jahre lang Geld vom Bundesumweltministerium im Rahmen der nationalen Klimaschutzinitiative. Würzner verweist darauf, dass die Gebäude der neuen Bahnstadt neben dem Hauptbahnhof im Passivhaus-Standard gebaut werden; zudem habe Heidelberg den höchsten Fahrradanteil in Baden-Württemberg.

Praktisch allerdings ärgern sich viele Radfahrer über zu enge und holprige Radwege, die von den umliegenden Orten nach Heidelberg führen. Über eine Verbesserung reden vor allem grüne Politiker schon seit Jahrzehnten, doch dabei blieb es bisher.
Hoffentlich bekommen in der gerade laufenden Hochsaison nicht allzuviele Touristen aus Amerika die Klimagefahren mit, die ihnen in Heidelberg drohen, das könnte alarmierend wirken. Amerikanische Anwälte sind in Sachen Schadenersatzforderungen ziemlich geübt, wie das derzeit unter anderem das Unternehmen Bayer erleben muß. Für Heidelberg nicht auszudenken, spräche sich das Geschäftsmodell weiter herum.

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