Tichys Einblick
Schleppende Aufklärung

Gesundheitsministerium verschleiert Zahl der Impfnebenwirkungen

Das Bundesgesundheitsministerium veröffentlicht Zahlen über Impfnebenwirkungen – und verrechnet sich dabei massiv mit den Daten des hauseigenen Paul-Ehrlich-Instituts. Nach dem Leugnen kommt das Verschleiern.

IMAGO / U. J. Alexander
Karl Lauterbachs Gesundheitsministerium erweckt den Anschein, dass lediglich 0,02 Prozent aller Geimpften an schweren Impfnebenwirkungen leiden. Selbst nach Daten des Paul-Ehrlich-Instituts liegen die Zahlen jedoch weitaus höher.

„Eine von 5000 Personen ist von einer schweren Nebenwirkung nach einer Covid19-Impfung betroffen“, behauptet das Bundesgesundheitsministerium in einem Tweet. Diese Aussage ist mindestens irreführend. Das Ministerium bezieht sich in seinem Tweet auf Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI). Diesen Angaben zufolge treten Impfnebenwirkungen nicht bei 0,02 Prozent aller Geimpften, sondern bei 0,02 Prozent aller Impfdosen auf.

Das Gesundheitsministerium könnte sich auf die Position zurückziehen, dass unter der Formulierung „nach einer Impfung“ je eine Impfdosis zu verstehen ist. Doch selbst dann muss man sich Verschleierungsvorwürfe gefallen lassen. Denn dann wäre es einer von 5000 – allerdings mehrmals im Jahr.

Gesundheitsminister Lauterbach sprach selbst lange von einer „nebenwirkungsfreien Impfung“. Erst kürzlich musste auch er einräumen, dass Impfnebenwirkungen durchaus vorkommen. Der Tweet des Gesundheitsministeriums zeigt, dass die Politik der Intransparenz weitergehen wird. Man ist offenbar weiterhin nicht willens, die Bevölkerung zu Risiken und Nebenwirkungen aufzuklären.

Dabei gibt es schon an den Zahlen des PEI, auf die sich das Bundesgesundheitsministerium bezieht, scharfe Kritik. Beanstandet wird vor allem das Meldesystem. Impfnebenwirkungen müssen durch die Ärzte regelmäßig unentgeltlich in ihrer Freizeit gemeldet werden. Impfgeschädigte berichten zudem häufig davon, dass ihre Beschwerden von den Ärzten als psychosomatisch abgetan werden. Die tatsächliche Zahl der Impfnebenwirkungen dürfte also deutlich über den 0,02 Prozent pro Impfdosis liegen.

Die Hinweise hierauf verdichten sich auch immer mehr. Die Universität Marburg hat eine Spezialambulanz für Patienten mit Nebenwirkungen nach der Impfung eingerichtet. 200 bis 400 E-Mails erreichen die Ambulanz pro Tag. Auf einen Termin muss man mehrere Monate warten.

Tom Lausen, der für die BKK-ProVita Datenanalysen vorgenommen hat, behauptet sogar, dass von den 11 Millionen Versicherten 137.000 wegen Impfnebenwirkungen ärztlich behandelt wurden. Hochrechnungen der Versicherungsdaten würden allein in Deutschland eine Nebenwirkungszahl von 2,5 bis 3 Millionen ergeben.

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