Tichys Einblick
EZB-Leitzinserhöhung

Steigende Zinsen könnten zum Kollaps des Baugewerbes führen

Experten befürchten: Die Zinserhöhung der EZB könnte das Bauen neuer Wohnungen noch unattraktiver machen. Eine Studie zeigt, dass das langfristige Folgen haben würde.

IMAGO / Revierfoto
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat am Donnerstag beschlossen, den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte zu erhöhen. Erneut. Das bedeutet für Kreditnehmer: Auch die Zinsen für Kredite steigen – das Schuldenmachen wird teurer. Und somit wird es für das Baugewerbe noch unattraktiver, Wohnungen zu bauen.

Laut Bild waren Ratenkredite – die gängigste Kreditart – im März mit durchschnittlich 7,05 Prozent Zinsen fast doppelt so teuer wie im letzten Jahr. Im April habe sich dieser Anstieg fortgesetzt. Konkret bedeutet das einen Anstieg der monatlichen Ratenzahlung. Und das bedeutet: Für Investoren ist es unattraktiver, Kredite aufzunehmen. Für was nehmen viele Menschen einen Kredit auf? Für den Bau. Und in dieser Branche steigt schon jetzt die Sorge vor einem Kollaps.

Tempo verlangsamt
Europäische Zentralbank: Erhöhung des Leitzinses auf 3,75 Prozent
Das „Verbändebündnis Wohnungsbau“ warnte bereits am Wohungsbau-Tag vor wenigen Wochen: „Der Wohnungsmarkt steht am Kipppunkt.“ An diesem Tag stellte Professor Dietmar Walberg eine Studie vor, die zeigt: Immer weniger Unternehmen investieren in Bauprojekte. Die seien einfach nicht mehr finanzierbar, veranschaulicht Walberg in seiner Studie. Neben hohen Baukosten und „Klimaschutz“-Vorschriften der Bundesregierung seien die hohen Zinssprünge ein Faktor, der den Wohnungsbau verteuere. Somit verschlechtern sich die Bedingungen für den Wohnungsbau stark. Dieser „steckt in einer absoluten Ausnahmesituation“, erklärt Walberg.

Wenn die Politik so weitermache, dann werde das zum Abbau von Baukapazitäten führen, warnt das Verbändebündnis. Würde das Personal erstmal abgebaut, dann würde es „Jahrzehnte“ dauern, bis die Baubranche wieder das gewohnte Niveau erreiche, führt Walberg aus. Darum steht das Baugewerbe laut Walberg und dem Verbändebündnis vor dem „Kipppunkt“. Wenn die EZB nun den Leitzins erhöhe (was sie am Donnerstag tat), dann droht das Kippen umso mehr, denn die Bedingungen für den Bau würden sich noch weiter verschlechtern.

Das wäre fatal für das Ziel der Bundesregierung, 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen. So plant die Regierung eigentlich, der ansteigenden Wohnungsnot entgegenzuwirken. Erreichen tut sie das Ziel aber nicht. Letztes Jahr nicht und dieses Jahr wahrscheinlich auch nicht. Das prophezeien jedenfalls die Experten des Verbändebündnis. Der Grund: Für Bauunternehmen ist es schon jetzt nicht mehr finanzierbar zu bauen. Und für Investoren lohnt es sich schon jetzt kaum mehr, Kredite für den Bau aufzunehmen.

Anzeige