Tichys Einblick
Ruf nach AKW-Laufzeitverlängerung

Ifo: Jede vierte Firma plant Arbeitsplatzabbau, viele klagen über Kreditschwierigkeiten 

Die hohen Energiekosten drohen auf den Arbeitsmarkt durchzuschlagen. Ein Viertel der Unternehmen reagiert mit Stellenabbau oder sogar Verzicht auf ganze Geschäftsbereiche. Die wichtigste Forderung an die Politik laut aktueller Umfrage: längere Laufzeiten für Kernkraftwerke.

Stahlblechproduktion in der Westfalenhütte der ThyssenKrupp AG in Dortmund, 13.10.2022

IMAGO / Rupert Oberhäuser

Die Deindustrialisierung wegen der Energieknappheit nimmt immer konkretere Formen an. 25 Prozent von insgesamt 1060 repräsentativ ausgewählten Unternehmen sagen laut einer Umfrage des Münchener Ifo-Instituts für die Stiftung Familienunternehmen, dass sie auf die Kostenbelastung mit dem Abbau von Arbeitsplätzen reagieren. Vor einem halben Jahr waren es nur 14 Prozent. In derselben Umfrage sagten 17 Prozent der Firmen, dass sie besonders energieintensive Geschäftsbereiche in Deutschland komplett aufgeben wollen. Das waren vor einem Jahr nur elf Prozent.

Befragt nach den gewünschten Maßnahmen der Politik zur Begrenzung der Energiekosten steht die befristete Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken ganz oben, gefolgt vom Ruf nach einer Senkung der Steuerbelastung auf Strom. Beide Forderungen werden von Familienunternehmen noch nachdrücklicher gestellt als von anderen.

Zugleich berichtet das Ifo-Institut über eine weitere hohe Hürde für deutsche Unternehmen: Es wird schwieriger, an neue Kredite zu kommen. Aktuell berichten 24,3 Prozent jener Unternehmen, die gegenwärtig Verhandlungen führen, von Zurückhaltung bei den Banken. Dies ist der höchste Wert seit 2017, wie Umfragen des Ifo-Instituts zeigen. „Die aktuell ungünstige wirtschaftliche Entwicklung lässt die Banken vorsichtiger werden“, sagt Klaus Wohlrabe, Leiter der Ifo-Umfragen. „Für manche Unternehmen könnte das wirtschaftliche Überleben ohne neue Kredite schwierig werden.“

Bei den Dienstleistern sind es sogar 28,8 Prozent der kreditsuchenden Firmen, die von Zurückhaltung der Banken berichten. In der Chemie-Industrie berichten 8,4 Prozent, in der Auto-Industrie 22,5 Prozent und im Handel knapp 15 Prozent der kreditsuchenden Unternehmen von Schwierigkeiten.

Besonders schwierig ist es für Kleinstunternehmen und Solo-Selbständige. Hier beklagt sich rund jede zweite kreditsuchende Firma. Da diese in der Regel keine Anleihen oder andere Finanzierungsformen nutzen können, sind Bankkredite oft existenziell notwendig. 

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