Tichys Einblick
DIHK-Umfrage

Deutsche Unternehmen befürchten, dass das Schlimmste noch kommt

Die meisten Unternehmen gehen von einer Verschlechterung ihrer Geschäfte in den nächsten Monaten aus, der DIHK erwartet eine Rezession von drei Prozent. Das IW errechnet pandemie- und kriegsbedingte Einbußen von 420 Milliarden Euro für die deutsche Wirtschaft.

Martin Wansleben, Hauptgeschäftsführer des DIHK

IMAGO / Jens Schicke

Die deutschen Unternehmen stellen sich für die nächsten zwölf Monate auf einen weiteren Wirtschaftseinbruch ein. Das zeigt die bundesweite Konjunkturumfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) unter insgesamt mehr als 24.000 Betrieben aus allen Branchen und Regionen. Den Umfrageergebnissen zufolge gehen mehr als die Hälfte der Unternehmen (52 Prozent) davon aus, dass sich ihre eigenen Geschäfte in den nächsten zwölf Monaten verschlechtern werden. Nur noch 8 Prozent rechnen mit einer Besserung. „Die Unternehmen befürchten, dass das Schlimmste noch kommt“, sagte DIHK-Hauptgeschäftsführer Martin Wansleben anlässlich der Vorstellung der Ergebnisse. Der DIHK geht davon aus, dass das Bruttoinlandsprodukt auch im gesamten Jahr 2023 um rund drei Prozent einbricht.

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Fast zeitgleich haben Ökonomen des arbeitgebernahen Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln errechnet, wie sehr die Corona-Pandemie und der Ukraine-Krieg die deutsche Wirtschaft konjunkturell sowie strukturell zurückwerfen. In einer Studie kommt das IW zum Ergebnis: „Würden diese beiden unheilvollen Ereignisse das Wirtschaftsleben nicht beeinträchtigen, dann wäre die Wertschöpfung in Deutschland in den Jahren 2020 bis 2022 um insgesamt 420 Milliarden Euro höher ausgefallen.“ Und weiter: „Die kriegsbedingten Versorgungsprobleme mit Energie und Rohstoffen sorgen für bislang ungekannte Kostenschocks.“

Außerdem leide die gesamtwirtschaftliche Nachfrage. Nach den Konsumeinschränkungen durch die Corona-Pandemie zehren nun die extrem hohen Inflationsraten an der Kaufkraft der Konsumenten und: „Angesichts anhaltend unsicherer Wirtschaftsperspektiven halten sich Unternehmen mit ihren Investitionen weiter zurück.“

Das IW vergleicht die tatsächliche Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts mit einem irrealen Szenario der Jahre 2020 bis 2022, wenn es Pandemie und Krieg nicht gegeben hätte. Die Lücke zwischen beiden beträgt 175 Milliarden Euro im ersten Corona-Jahr 2020, dann 125 Milliarden Euro 2021 und 120 Milliarden Euro im Jahr 2022. „Damit nähert sich das Ausmaß der gegenwärtigen Wertschöpfungsverluste jenen 500 Milliarden Euro infolge der globalen Finanzmarktkrise.“

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