Tichys Einblick
Erneute Kandidatur angestrebt

Die Grünen träumen vom Kanzleramt

Die Grünen wollen 2025 erneut einen Kanzlerkandidaten aufstellen. Oder eine Kanzlerkandidatin. Das hat die Fraktionsvorsitzende Britta Haßelmann angekündigt - entgegen dem Trend in den Prognosen.

Robert Habeck, Britta Haßelmann und Annalena Baerbock bei der Klausur der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag am 21. März 2023 in Weimar

IMAGO / Jacob Schröter

Der Trend in den Prognosen ist eindeutig: Es geht abwärts für die Grünen. Manchem Gegner der Habeck-Partei mag die Geduld ausgehen und er motzt, weil das nur in Schritten von einem halben Prozentpunkt passiert – aber hinter jedem halben Prozentpunkt stehen bis zu 300.000 Wähler. Also bewegt der Trend in den Prognosen die Debatten unter den Grünen.

Die Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Britta Haßelmann, ist jetzt die Flucht nach vorne angetreten. In einem Interview mit der Rheinischen Post sagte sie: „Selbstverständlich ist der Anspruch da, mit einer Kanzlerkandidatin oder einem Kanzlerkandidaten in die Bundestagswahl zu gehen.“ Das wolle aber die Partei in Ruhe entscheiden und solle letztlich von den Mitgliedern entschieden werden.

Das wäre neu. Als die Grünen 2021 zum ersten Mal einen Kanzlerkandidaten aufstellten, kungelten die damaligen Vorsitzenden Robert Habeck und Annalena Baerbock unter sich aus, wer von beiden antritt. Anfangs mit guten Aussichten, doch je mehr Annalena den Wahlkampf verbaerbockte, desto stärker lief der Trend in den Umfragen gegen die Grünen – und behielt am Ende recht. Die Grünen landeten wieder nur auf Platz drei, obwohl weder Olaf Scholz (SPD) noch Armin Laschet (CDU) selbst einen wirklich mitreißenden Wahlkampf hingelegt hatten.

Nun soll es also 2025 eine weitere Kandidatur geben. Doch inwiefern das eine realistische Perspektive ist oder nicht doch die Strategie des Pfeifens im Walde, wird sich zeigen: 2021 waren die Grünen länger als Union, SPD und FDP in der Opposition. Für Wähler, die nach 16 Jahren Angela Merkel (CDU) frustriert waren, waren sie somit eine Alternative. Die „Haltungsjournalismus“ genannte Unterstützung von Medien wie ARD, ZDF oder Süddeutscher Zeitung tat ein Übriges.

Doch aus den „grünen Narrativen“, die in den meisten Medien wohlwollend weitererzählt wurden, sind Lebensmittelpreise geworden, die so teuer geworden sind, wie sich das Grüne wie Cem Özdemir gewünscht haben. Sind Heizungen geworden, die wegen grüner Gesetze zwangsweise ausgetauscht werden müssen – auch wenn es eine gut funktionierende Anlage ruiniert, ein Vermögen und im schlimmsten Fall sogar den Hausbesitz selbst. Sind Verkehrsstaus im Berufsverkehr und blockierte Rettungswagen geworden, weil die letzte Generation dort unbehindert die Straßen blockieren darf, wo die Grünen mitregieren. Mit dieser grünen Realität im Hintergrund hat eine eigene Kanzlerkandidatur derzeit kaum eine Chance – der Trend ist nicht der Freund der Grünen.

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