Tichys Einblick
Manfred Gburek über die veränderte Marktlage für Anleger

Dax: Kaum Wachstum in den USA – und jetzt?

Der Aufzug an den Börsen fährt nicht nur immer weiter nach oben, sondern manchmal auch Richtung Keller. Aber welche Stockwerke kommen als Nächstes? Halten wir uns mal an die Fakten.





Das US-Wachstum stark abhängig vom Konsum, aber das Verbrauchervertrauen schwindet  dahin.  Immerhin: Die USA-Nachfrage steht für rund ein Viertel der gesamten Weltnachfrage – das ist der längste Hebel der Welt für Kurse. Der Verbraucher-Vertrauens-Index, der dies misst, hat im April minus 6,1 Punkte auf 95,2 verloren. Die Fed-Chefin Yellen zögert Zinserhöhung womöglich bis zum Sankt-Nimmerleinstag hinaus, das wird als Zeichen weiterer Konjunkturschwäche gedeutet. Der Fracking-Effekt, der für billige Energie sorgt, wirkt  nur noch marginal. Vor allem: Der hohe Dollarkurs insbesondere zum Euro erweist sich als Konjunkturbremse. Das bedeutet für die USA insgesamt: Die Wachstumsaussichten insgesamt sind von der Marke mau.

Umgekehrt bedeutet das für Europa: Die Euro-Schwäche wird durch negative US-Zahlen erst einmal aufgefangen. Die berühmte Parität, also 1 Dollar gleich 1 Euro, der ideale Kurs für alle, die im Kopfrechnen schwach sind,  soll nach einer Studie von Goldman Sachs noch in diesem Jahr erreicht sein. Das ist dann möglich, wenn Draghi weiter Geld schüttet und in Europa gespart statt investiert wird.

Das wirkt nun auch auf die Aktienkurse. Der Dax ist angeschlagen, weil Erwartungen der Anleger beim Sprung über 12.000 Punkte weit vorausgeeilt sind. Jetzt muß die Wirtschaft erst in den Kursmantel hineinwachsen, der noch ein paar Nummern zu groß ist. Wahrscheinlich kommt es jetzt zu einer weiteren Welle von Gewinnmitnahmen durch Fonds und andere Großanleger. Bitte beobachten Sie den VDax; den Volatilitäsindex. Er misst wie ein wackelnder Lämmerschwanz die Nervosität der Kurse. Schiesst er weiter nach oben, ist Vorsicht angebracht. Denn zunehmende Angst, also die zittrigen Hände der Anleger, geben gerne Aktien her, um Kursgewinne zu realisieren. Das ist zwar nie verkehrt, aber wenn es mehr zittrige als mutige Hände gibt, dann rumpeln die Kurse nach unten. Was kein Schaden sein muß. Da Bargeld nichts mehr Wert ist, wird die Liebe zu Aktien so schnell nicht erkalten. Und der Aufzug ändert dann wieder seine Richtung.