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Corona-Update zum 30. April: Die Fallzahlen – Tendenz sinkend

Im Vergleich mit Spanien, Italien, Frankreich und Österreich steht Deutschland ganz gut da. Die Rate der Neu-Meldungen sinkt stetig weiter, aber im Ländervergleich überrascht Bremen mit einem raschen Anstieg der Fälle.

imago Images

In der vergangenen Woche war oft die Rede davon, dass die Zahl der aktiven Fälle in Deutschland fällt. Doch nicht nur in Deutschland sind weniger Personen akut mit SARS-CoV-2 infiziert. Besonders in Österreich fällt auf, dass die Zahl der aktuell infizierten Personen schon seit dem Höhepunkt Ende März abnimmt, und ohne Unterbrechungen fällt.

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Tatsächlich sinkt in allen hier betrachteten Ländern die Zahl der aktiven Corona-Fälle, mit einer Ausnahme: Frankreich. Wieso dort, trotz der strengen geltenden Ausgangssperren und Verordnungen die Zahl der aktiven Fälle konstant bleibt, ist nicht ersichtlich. Die Lage in Italien ist weiter kritisch, doch sie scheint sich langsam zu verbessern; die Kurve flacht ab. Spanien zeigt deutlich, warum von einer virulenten Infektionskrankheit eine derartige Gefahr ausgeht: Im Zeitraum zwischen dem 14. April und dem 4. März stieg die Zahl der Fälle dort exponentiell an.

Warum die Zahl der aktiven Corona-Fälle in Spanien um den 18. März so sprunghaft anstieg, ist nicht klar. In dieser Zeit kam es jedoch auch zu sehr vielen Todesfällen, vor allem in Pflegeeinrichtungen. Das könnte dann dazu geführt haben, dass die besonders vulnerabelen Pflegeeinrichtungen gezielt auf Corona-Fälle untersucht wurden – was dann natürlich besonders viele Corona-Fälle zu Tage fördert. Dadurch springt die Zahl der aktiven Fälle dann kurzzeitig hoch, normalisiert sich aber nach einiger Zeit wieder.

Interessant ist auch ein Blick auf die logarithmische Darstellung. Diese Graphik beschreibt allerdings die Summe aller Corona-Fälle, einschließlich verstorbener und genesener, pro hunderttausend Einwohner. Diese Darstellung macht die Rate der Ausbreitung der Virusinfektion in verschiedenen Ländern vergleichbar – unter der Annahme, das die Testverfahren und Erfassungssysteme in den betrachteten Ländern ähnlich genug sind.

Der Logarithmus hat den Vorteil, dass er exponentiell wachsende Kurven als lineare Kurve darstellt.

Vereinfacht gesagt: das immer schneller werdende Wachstum, das das Virus besonders in der Frühphase der Pandemie in Europa an den Tag legte, äußert sich dadurch, dass die Kurven in dieser Graphik bis ungefähr zum 19. März fast gerade sind. Danach flachten die Linien ab, bis sie fast horizontal verlaufen: was ein Null-Wachstum der Corona-Fälle darstellt.

Dabei sind in der obrigen Graphik alle Nationen-Linien so verschoben, als ob die Pandemie in allen Staaten gleichzeitig angekommen wäre. Die Linien bewegen sich dabei fast synchron, mit Spanien als dem offensichtlichsten Ausreißer und einem anfänglich etwas flacheren Verlauf in Frankreich. Das bedeutet, dass die Pandemie sich in den verschiedenen Ländern ähnlich verhält.

Diese Graphik beschreibt die Zahl der neu gemeldeten Fälle in Deutschland in den vergangenen fünf Wochen. Dabei beschreiben die grauen Balken den absoluten Anstieg immer der am Mittwoch zurück liegenden Woche, die rote Linie beschreibt, wie sich dieser absolute Anstieg im Vergleich zur gesamt Zahl bekannter Corona-Fälle verhält. In der letzten Woche wurden 11.540 neue Corona-Fälle gemeldet; im Verhleich dazu wurden in der Woche vom 26. März bis zum 1. April 35.624 Fälle gemeldet, im Zeitraum von 2. April zum 8. April 35.465 Fälle.

Tatsächlich ist die Zahl der Neu-Meldungen dynamischer, als sie sich hier darstellt: Auf Tage mit sehr wenigen Neu-Meldungen folgen (besonders montags und dienstags) Tage, in denen es wieder zu einem Anstieg der Neumeldungen kommt. Doch über die Wochen hinweg gesehen zeigt sich: Die Tendenz geht seit der zweiten April Woche nur nach unten.

Hier die vertraute Darstellung der gemeldeten Corona-Fälle je hunderttausend Einwohner pro Bundesland (einschließlich verstorbener und geheilter Fälle). Wieder ist die Darstellung nicht für jeden Tag genau, sondern immer wochenweise. Nach wie vor führt Bayern diese Statistik mit 323 Fällen pro Hunderttausend an und Mecklenburg-Vorpommern bildet mit 43 Fällen weiter das Schlusslicht. Besorgnis erregend ist Bremen, dort steigen die Fälle seit ungefähr dem 15. April schneller an als in Bayern. Waren in Bremen am 15. noch 74 Fälle/HT bekannt, sind es mittlerweile 121 gemeldete Fälle/HT. Aber: Bremen ist ein kleines Land. 121 Fälle pro Hunderttausend, dass sind 827 Fälle absolut – von denen 422 schon genesen und 29 verstorben sind. Es gibt also gut 376 aktuelle Corona-Fälle in Bremen. Laut Länderinformationen werden 61 Corona-Infizierte im Krankenhaus behandelt, davon wiederum 14 Personen auf der Intensivstation. In Bremen gibt es laut offiziellen Angaben 40 Intensivbetten, es ist also noch Kapazität vorhanden.

Ostersonntag war der 12. April, möglicherweise steckten sich da Viele in Bremen mit SARS-CoV-2 an.

Im deutschlandweiten Durchschnitt sind 192 Fälle/HT gemeldet. Doch dies schließt sowohl aktive als auch geheilte und verstorbene Personen mit ein.

Insgesamt sind in Deutschland 159.048 Corona-Infektionen bekannt (stand 29. April, 20:00), davon ungefähr 111.100 genesene – rund 48.000 aktive Fälle also. Tatsächlich sollten es sogar weniger sein, denn Hessen veröffentlicht keine Daten, wie viele als infiziert gemeldete Personen als geheilt gelten können.

Im Kreis Heinsberg, einem der aktivsten Corona-Hotspots der Republik, gibt es 1.745 gemeldete Fälle – macht 691 Fälle/HT. Davon werden 1.446 Fälle als genesen eingeschätzt, 62 Personen sind verstorben.


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