Tichys Einblick
Neues von der CDU

Armer Friedrich Merz! In der CDU kaum mehr Freunde aber viel Ärger über seinen Führungsstil

Die Basis meutert. Die Partei mache die Beschlüsse des Kleinen Parteitags nicht öffentlich. In der Zwischenzeit befördert Friedrich Merz einen Mitarbeiter, der ihn öffentlich beleidigt hat.

IMAGO/photothek
Friedrich Merz ist ein „alternder Schönwetterpolitiker“, der sich aus dem Ruhestand zurückgemeldet hat. Als Aufsichtsrat von Blackrock ist er für den Vorsitz der CDU nicht geeignet. Es ist nicht die AfD, die so viel Hass und Hetze über Merz ausgeschüttet hat. Auch stammen die Worte nicht von TE – sondern von Christian Wohlrabe. Wer ihn nicht kennt: Wohlrabe ist der neue Bereichsleiter in der CDU für Kampagnen und Mobilisierung.

Merz hat Wohlrabe befördert, der ihn noch vor fünf Jahren derart beleidigt hat. Er legt im Medienzeitalter die Kommunikation in die Hand eines Mannes, der ihn offen verachtet. Der Kakao, durch den er gezogen wird, scheint das Lieblingsgetränk von Friedrich Merz zu sein. Schon einmal hat er in Marian Bracht jemanden zum Büroleiter gemacht, der sich davor massiv gegen ihn ausgesprochen hatte.

Das Problem der CDU: Sie findet keinen anderen Nachwuchs. Unter der Generation „Kreissaal – Hörsaal – Plenarsaal“ leidet die Effizienz aller Parteien. Es ist eine abgehobene Kaste, die es sich erlauben kann, grün zu denken, weil Zeit ihres Lebens das Geld von der Bank und der Strom aus der Steckdose kam. Doch die CDU spielt diese Generation noch übler mit. Ihr Nachwuchs hat sich vor drei, fünf oder sieben Jahren gegen das grüne Herz für die Christdemokraten entschieden, weil die mehr Möglichkeiten versprochen haben – nun muss dieser Nachwuchs zusehen, wie die Posten und Fördertöpfe, von denen er selbst geträumt hat, an die Graichen dieser Welt geht.

Wohlrabe hat natürlich eine Erklärung parat, warum er für Merz der richtige Mann ist: „Es ist kein Geheimnis, dass ich im innerparteilichen Wahlkampf 2018 – 2021 einen anderen Kandidaten unterstützt habe.“ Alternder Schönwetterpolitiker? Geschwätz von gestern also. Wichtiger sei: „Wir alle haben jetzt dasselbe Ziel.“ Karriere? Persönlich nach vorne kommen? Das auch, aber das schreibt Wohlrabe nicht öffentlich, sondern: „Gemeinsam als Team CDU die Partei erneuern.“

Aber Wohlrabe ist nicht nur biegsam wie ein Ostsee-Aal. Er ist auch Mitglied der Klimaunion. Jener Flügel der CDU, der aus den Christdemokraten gerne die anderen Grünen machen würde. Für den „alternden Schönwetterpolitiker“ genau der richtige Mann. Denn auch Merz will die CDU so kompatibel zu den Grünen machen, dass künftig beide zusammen in einer Koalition darüber entscheiden, wer neben den Graichens die ganzen schönen staatlichen Posten und Fördertöpfe bekommt. Den, der über ihn „alternder Schönwetterpolitiker“ ätzte, befördert Merz. Einen anderen kanzelte er in der Fraktion ab. Er hatte in einer internen Sitzung die Grünen zu deutlich kritisiert. Das lässt nicht einmal der „alternde Schönwetterpolitiker“ durchgehen, wie die Bild berichtete.

Und ja: Die Bild und Friedrich Merz vertragen sich wieder. Anfang vergangener Woche hatte sich das Flaggschiff des Springer-Verlags entschieden, Hendrik Wüst zum Kanzlerkandidaten der CDU zu machen. Es folgten Storys darüber, was für ein wilder Typ der Wüst ist, sowie harte Kritik an Merz Versagen im Duell mit der AfD. Doch für länger angelegte Kampagnen hat die Bild keinen Atem mehr. Und Merz hat den Kakao, durch den die Bild ihn gezogen hat, tapfer getrunken und nun schenkt der Verlag, der in den USA investieren will, seine wohlwollenden Geschichten wieder dem Mann von Blackrock.

Also alles gut? Nun ja. Nein: Die AfD wächst weiter, statt sich halbieren zu lassen, wie Merz das einst angekündigt hat. Stellt jetzt sogar den ersten Landrat. Vom Bundesausschuss der CDU wiederum ist so viel Aufbruchstimmung ausgegangen, wie von der letzten Betriebsversammlung bei Schlecker. Und jetzt sorgt der Bundesausschuss noch für Ärger. CDU-Mitglieder haben sich bei TE gemeldet. Die Partei arbeite intransparent. Was der „Kleine Parteitag“ beschlossen habe, hätten sie schriftlich nicht erhalten. Es würde viel Brimborium um das neue Grundsatzprogramm und die Beteiligung der Mitglieder am Programm gemacht. Aber was drin steht, sollen sie erst im Mai erfahren, wenn der nächste richtige Parteitag es beschließt. Der Inhalt des Programms, so fürchten die Kritiker, werde dann aber untergehen, weil auf dem gleichen Parteitag der Kanzlerkandidat gekürt werde und entsprechend keine Zeit für eine Aussprache des Programms sei.

Stimmt das, wollen wir von der CDU wissen, erhalten aber erstmal keine Antwort. Wir haken nach und bekommen im zweiten Anlauf eine Mail mit dem Link zum Fahrplan des Grundsatzprogramms. Ein Anfang. Aber wir wissen immer noch nicht, ob Grundsatzprogramm und Spitzenkandidat vom gleichen Parteitag gewählt werden und warum die Mitglieder die Beschlüsse des kleinen Parteitags nicht schriftlich erhalten haben. Wir erinnern die CDU daran. Noch einmal. Und bekommen wieder eine Mail. Dieses mal unter anderem mit einem Link, von dem uns ein Mitarbeiter verspricht: „alle Informationen, Anträge und Beschlüsse des Bundesausschusses finden Sie hier“.

Das ist der Link:
https://www.cdu-bundesausschuss.de/etztes

Richtig. Uns zeigt der Link auch an, dass die Seite nicht gefunden wurde. Es läuft nicht mit der Kommunikation in der CDU. Nicht mit den Medien und scheinbar auch nicht mit der Basis, die die Partei noch hat. Vielleicht wird es unter Wohlrabe ja besser. Dass er politische Gegner attackieren kann, hat er an Merz, dem „alternden Schönwetterpolitiker“, ja schon bewiesen. Und beide haben ja etwas, das sie verbindet: Die Bewunderung für die Grünen und der Wunsch, selbst ein Graichen zu werden.

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