Tichys Einblick
Schlechter Deal weg, guter her

Bilder siegen, aber nicht jedes

Die Welt darf eher früher als später darauf zählen, dass die Achse Trump-Xi zusätzlich dafür sorgen wird, dass Teheran in Sachen Atomwaffen beidreht. Xi lässt sich sein Super-Projekt Neue Seidenstraße doch nicht von den Mullahs vermiesen.

© Getty Images

Das Bild der drei von Nordkorea freigelassenen US-Bürger mit Trump wird durch die vielen Veranstaltungen ziehen, die bis zu den Midterm-Elections im November dieses Jahres stattfinden. Neue Bilder von der Eröffnung der US-Botschaft in Jerusalem und vor allem vom Treffen Trump mit Kim Jong-un in Singapore und, und, und werden dazukommen.

Die NZZ meldet heute dpa folgend wie viele andere Medien auch:

«Nur zwei Tage nach der Aufkündigung des Atomdeals hat die amerikanische Regierung erstmals neue Sanktionen gegen Iran verhängt. Mit der Massnahme solle die Geldversorgung der Revolutionsgarden unterbunden werden … Mittelsmänner des iranischen Regimes und der Zentralbank hätten in den Vereinigten Arabischen Emiraten örtliche Währung im Wert von Millionen Dollar für die Revolutionsgarden gewechselt … Mit dem Geld seien terroristische Aktivitäten der Al-Kuds-Brigaden, der Eliteeinheit der Revolutionsgarden, finanziert worden. Neun beteiligte Individuen und Firmen würden daher auf die Sanktionsliste gesetzt.»

Der Iran im Brennpunkt
Pulverfass Nahost – Was will Trump?
Trump und die Seinen zielen auf zweierlei. Erstens soll Teheran wie Pjöngjang für neue Verhandlungen weichgekocht und zweitens Entlastung für Israel jenseits der Golanhöhen geschaffen werden, indem iranischen Truppen der weitere Ausbau ihrer Infrastruktur in Syrien erschwert wird. Gelingt das, gibt es immer neue Bilder für den heimischen US-Wahlkampf. Den Slogan für 2020 gab Trump gestern bekannt: Keep America Great.

Schon das heimische Bild, das unsere Medien zeichnen, leidet unter den bekannten Verzerrungen, mehr durch Weglassen, Auslassen und Ausklammern als durch simple Lügen. Dass lokale und regionale Medien näher an der Wahrheit sind als überegionale, mulitpliziert sich in der Berichterstattung über andere Länder in Europa oder gar auf fernen Erdteilen. Mit der Entfernung des Geschehensortes sinkt die Kontrollmöglichkeit des Einzelnen gegen Null.

In der NZZ von heute steht auch diese dpa-Meldung:

«Kurz nach dem Ausstieg des amerikanischen Präsidenten Donald Trump aus dem Atomabkommen mit Teheran, hat China eine neue Zugverbindung nach Iran eröffnet. Der erste Güterzug der neuen Strecke startete am Donnerstag aus der nordchinesischen Stadt Bayannur … Der mit 1.150 Tonnen Sonnenblumenkernen beladene Zug soll die 8.352 Kilometer lange Reise in die iranische Hauptstadt Teheran demnach in 15 Tagen zurücklegen … eine Zeitersparnis von mindestens 20 Tagen im Vergleich zum Seeweg. Nach dem Ende der Sanktionen gegen Teheran hatten China und Iran vor zwei Jahren vereinbart, den wechselseitigen Handel beider Länder in den kommenden zehn Jahren auf 600 Mrd. $ mehr als zu verzehnfachen. Für Peking ist die Vernetzung mit dem Iran ein wichtiger Bestandteil seiner Neuen Seidenstrasse, ein gewaltiges Infrastrukturprojekt, in dessen Zuge neue Wirtschaftskorridore von China nach Europa und Afrika entstehen sollen.»

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Die Welt darf also eher früher als später darauf zählen, dass die Achse Trump-Xi zusätzlich dafür sorgen wird, dass Teheran in Sachen Atomwaffen beidreht. Xi lässt sich sein Super-Projekt doch nicht von den Mullahs vermiesen. Ein Dreieck Trump-Xi-Putin zusammen könnte an vielen Ecken und Enden punkten. Ich wäre nicht überrascht, wenn das im nächsten Jahr auf der Agenda erscheint. Xi und Putin haben ihre Machtschäfchen im Trockenen. Trump nicht. 2020 sind US-Wahlen.

Das radikale Gegenszenario ist eine Spirale von gegenseitigen Militärschlägen Iran-Israel, die außer Kontrolle gerät, Saudi-Arabien hineinzieht und am Ende zu einem massiven Militärschlag der USA gegen Iran führt. Funktioniert Trumps Bauchgefühl, passiert das nicht. Aber selbstverständlich agiert auch dieser US-Präsident nicht annähernd so allein, wie es uns die Medien glauben machen wollen, sondern innerhalb des US-Gefüges von Geheimdiensten und mächtigen Industrien.

Das Problem von Think Tanks, Stäben, herkömmlichen Politikern und Journalisten ist: sie denken, alle denken wie sie. Dass Trump tut, was er in seiner Kampagne versprach, verstehen sie nicht. Denn die herkömmlichen Politiker tun nach Wahlen regelmäßig nicht, was sie vorher sagten. Obendrauf ist Trump ein business man: ein schlechter Deal ist durch einen guten zu ersetzen.