Tichys Einblick
49-Euro-Ticket

Bahn liefert mit „#ÖfterÖffis“ eine peinliche PR-Panne

Die Deutsche Bahn will für das 49-Euro-Ticket werben und liefert ein Lehrstück über moderne PR. Also darüber, wie sie nicht aussehen sollte. Unter dem Hashtag der Bahn versammeln sich jetzt ihre Kritiker.

IMAGO / MiS, Screenprint via Twitter – TE Collage

Das Zweit-Peinlichste auf der Welt sind Erwachsene, die wie junge Menschen sprechen wollen. Oder halt so, wie sie denken, dass junge Menschen sprechen. Peinlicher sind nur noch erwachsene PR-Strategen, die diese Strategie wählen. So wie die der Deutschen Bahn. Die haben für Twitter eine peinliche Kampagne entwickelt unter dem Hashtag „#ÖfterÖffis“.

Mit dem Hashtag-Zeichen „#“ markieren Nutzer auf Twitter Stichwörter, zu denen andere Nutzer vielleicht Beiträge suchen könnten. Kommt ein Hashtag in die Trends, fördert das wiederum seine Reichweite. „#ÖfterÖffis“ hat die Bahn gesponsert, also Geld an das soziale Netzwerk gezahlt, damit dieses den Hashtag weiter verbreitet, als es durch das reine Interesse anderer Nutzer ohnehin passieren würde.

Das mutmaßliche Kalkül der Bahn-Strategen: Nutzer sollten sich motiviert fühlen, auf Twitter zu schildern, wie sie sich das 49-Euro-Ticket kaufen und künftig öfters Bus und Bahn nutzen. Die nennen sie Öffis. Weil sie geben den eigentlichen Namen ja gerne so coole und crazy Spitznamen. Diese jungen Leute. Verrückt.

Nun. Wie auch immer das Kalkül der Bahn-Peris war, es dürfte kaum dem tatsächlichen Ergebnis entsprechen. Peris ist übrigens das Jugendwort für PR-Strategen, weil es den Begriff PR-Strategen so schön abmackert. Allerdings zeigten sich die Peris wenig kundig in Twitter. Das fängt schon damit an, dass die Nutzer in Hashtags Umlaute meist mit einem E versehen. Aus Öffis wird dann entsprechend Oeffis. Aber das sind Details.

Wie kaum anders zu erwarten, nutzten die Twitter-Nutzer die gesponserte Steilvorlage der Bahn, um ihrem allgemeinen Unmut über den real existierenden öffentlichen Nahverkehr in Deutschland Luft zu machen: Die meisten greifen die bekannten Probleme der Bahn auf: Eines davon ist der Preis, wobei der ja nun mit dem 49-Euro-Ticket besser werden soll. Aber die fehlende Pünktlichkeit und die fehlende Planungssicherheit bleiben. So wie es zum Beispiel der Nutzer Mario Teran aufgreift.

John Bender erinnert an versiffte Bahnhöfe „und Sitznachbarn, die stinken wie altes Gemüse“. Barbara Ott ergänzt das „schlimme Gedrängel“, das in den Bussen und Bahnen herrsche. Sie sei überzeugte Autofahrerin. Oder Auti – wie es die Peris der Bahn vermutlich nennen würden, wenn sie dafür Werbung machen müssten.

Diese Sprache der Peris macht Dani zum Thema. Die klinge „irgendwie lustig-süß“. Das sei ihr Statement und mehr habe die Bahn von ihr nicht zu erwarten: „Ätsch-bätsch“. Das erinnert wiederum an die ehemalige SPD-Vorsitzende und Leiterin der Agentur für Arbeit, Andrea Nahles. Was dem Autor dieser Zeilen eine Lektion erteilt. Wer mit den größtmöglichen Peinlichkeiten in einen Text einsteigt, sollte immer noch etwas Luft für Andrea Nahles lassen. #Bätschi. #IndieFresse #Wittewittewitt

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