Tichys Einblick
ARD-Interview

Baerbock verspricht, den Lebenslauf nicht weiter zu korrigieren

In der Sendung "Farbe bekennen" macht Baerbock ein Versprechen, das ihr noch Probleme bereiten könnte: Mehrere Punkte in ihrem Lebenslauf bleiben fragwürdig, doch sie will nichts mehr ändern.

Screenshot ARD: "Farbe bekennen"

Am Donnerstagbend sprach Annalena Baerbock zur Primetime in der Sendung „Farbe bekennen“ 15 Minuten lang mit den ARD-Moderatoren Tina Hassel und Oliver Köhr. Für ARD-Verhältnisse sind die Fragen einigermaßen kritisch, wenn auch vorhersehbar.

Auf die erste Frage in Bezug auf den Lebenslauf: „Warum machen Sie sich toller als Sie eigentlich sind?“ antwortet sie: „Das habe ich nicht gemacht!“. Sie habe lediglich alles „sehr komprimiert“ und „kompakt“ darstellen wollen, allerdings wäre das „sehr missverständlich“ gewesen und „sehr schlampig“. Sie ärgere sich besonders deshalb, weil sie sich immer bemühe, alles sehr korrekt zu machen. Offenbar meint sie mit dem Versuch durchzukommen, eine mehrfache Überhöhung der eigenen Leistungen im Lebenslauf als bloßes Versehen darzustellen. Auf die Frage, ob das nun die Professionalität sein soll, die man von den Grünen im Kanzleramt erwarten könne, antwortet Baerbock, dass es ja um „Große Veränderungen“ im Land gehe. Wie beruhigend: Wer mit den Kleinigkeiten nicht klarkommt, ist ihrer Meinung nach offenbar umso besser für die ganz großen Dinge geeignet. Aber das „ruckelt sich jetzt alles ein“ sagt sie.

Nur an einer Stelle wird sie im Weiteren konkret – nämlich auf die Frage, ob das jetzt wirklich alles gewesen sei, ob der Lebenslauf jetzt Bestand habe. Erstmal schwimmt sie ein wenig, versucht allgemein zu bleiben, doch als Tina Hassel nochmal nachfragt, sagt sie schließlich: „Ja“ und schiebt ein leiseres „Ja“ hinterher.

Womöglich wird sie dieses Ja noch bereuen: Denn Baerbock hat noch nicht alle Fehler, die ihr nachgewiesen wurden, korrigiert. Es geht etwa um ihre Behauptung,  Büroleiterin der Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter gewesen zu sein.

Allerdings leitete Baerbock jedenfalls zunächst nur die weitaus weniger prestigeträchtigen (Wahlkampf-)büros in Berlin und Potsdam – sie strich schließlich die Ortsangabe „Brüssel“. Allerdings wurde sie, wie aus Webarchiven hervorgeht, zunächst als Mitarbeiterin an der Website, und nicht als Büroleiterin eingestellt

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Eine Sprecherin der Grünen erklärte vor wenigen Tagen dazu, Baerbock wäre im Herbst 2005 als Mitarbeiterin eingestellt worden und habe „nach kurzer Zeit ausfallbedingt Büroleitungstätigkeiten“ übernommen. „Ende 2006 wurde sie auch formell Büroleiterin“. Allerdings, wie sich zeigte, bis mindestens 2007 eben in Berlin und Potsdam, dann wechselte sie nach Brüssel, was bedeutet, dass sie ab dann zumindest ein anderes Büro leitete.

In Baerbocks gegenwärtig online einsehbaren Lebenslauf steht allerdings weiterhin: „2005 – 2008: Büroleiterin der Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter“. Die Aussage ist (wohlwollend ausgedrückt) präzisierungsbedürftig, wenn man es genau nimmt: falsch. Denn die Grünen bestätigten selbst, dass Baerbock offiziell eben erst 2006 Büroleiterin wurde und nicht 2005. Die Behauptung, sie habe „Büroleitungstätigkeiten“ übernommen und könne sich deshalb als „Büroleiterin“ bezeichnen, dürfte wohl kein Arbeitgeber  akzeptieren.

Mittlerweile sind auch neue Unstimmigkeiten über ihre nicht abgeschlossene Doktorarbeit aufgetaucht.

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