Tichys Einblick
Die Dinge sind, wie sie aussehen

An Seehofer und Dobrindt kann Merkel sich die Zähne ausbeißen

Seehofer, der Islam gehört nicht zu Deutschland, Merkel, doch, gehört er, Seehofer, nein, bleibe bei meiner Meinung, Dobrindt, recht hat er: Bleiben die zwei CSUler bei ihrem verbalen Kurs, können sie nur gewinnen, selbst wenn sie nichts durchsetzen.

© Sean Gallup/Getty Images

Horst Seehofer sagt zum Islam, was Angela Merkel zurückweist. Alle Möglichen innerhalb der CDU und außerhalb geben auch was von sich. Dass sie in Wahrheit nicht den Islam meinen, sondern die Massenzuwanderung, verschweigen nicht nur die Politiker, sondern auch die meisten Medien. Währenddessen läuft in einigen Medien, dass die nächste Einwanderungswelle aus Afrika anrollt, weil inzwischen die hier unter dem politisch geduldeten bis erwünschten Missbrauch des Scheunentors Asylrecht angekommenen illegalen Einwanderer ihren Clans sagen, wie einfach und bequem das hier alles geht.

Dazu erscheint ein SPIEGEL-Interview mit Seehofer, vorab beworben auf SPON:

«Der Konflikt zwischen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) über den Umgang mit dem Islam spitzt sich zu. „Ich werde meine Politik nicht um ein Jota ändern“, sagte Seehofer dem SPIEGEL … Es sei vollkommen unnötig gewesen, ihm öffentlich zu widersprechen. „Dafür fehlt mir jegliches Verständnis“, so Seehofer. In der CSU-Führung ist Seehofers Linie Konsens. Die AfD könne nur bekämpft werden, wenn die Union auch Themen der Rechtspopulisten besetze, so die Überzeugung der Parteispitze. CSU-Generalsekretär Markus Blume betonte daher: „Wir werden bei der Islamdebatte nicht lockerlassen. Es bleibt richtig, was Horst Seehofer gesagt hat und die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung denkt: Der Islam gehört nicht zu Deutschland.“»

Manche deuten das als abgekartetes Good-Cop-Bad-Cop-Spiel, um für die Landtagswahl in Bayern der AfD Stimmen abzujagen. Dieser Effekt tritt – so weit möglich – auch dann ein, wenn eine andere Deutung der Seehoferschen Taktik richtig ist. Seehofer sitzt am längeren Hebel. Denn er hat nichts mehr zu verlieren. Im Gegenteil, er kann einen guten Abgang gewinnen. Jedenfalls einen besseren als den, der ihm droht, wenn er Merkels uneinsichtigen Kurs der Rechthaberei um jeden Preis folgsam mitmacht. Ein Seehofer, der nicht mehr aufhört, zu sagen, was nötig wäre, um die Union wieder dorthin zu bringen, wo sie einmal war, geht als Held in die Annalen ein. Und zwar auch dann, wenn er nichts bis wenig durchsetzt. Denn seine Worte werden die Mainstream-Medien (MSM) bringen, auch wenn sie ihnen nicht passen, weil sie dem Streit innerhalb der Union wie innerhalb jeder anderen Partei immer viel Platz einräumen.

Passt scho, könnte Horst Seehofer sagen, wenn CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt in der Islam-Debatte nachlegt «und die umstrittenen Äußerungen seines Parteichefs Horst Seehofer verteidigt. „Der Islam gehört egal in welcher Form nicht zu Deutschland“, sagte Dobrindt am Dienstag in Berlin. Dies sehe laut Umfragen auch der überwiegende Teil der Bevölkerung so … Dobrindt sagte, eine solche Debatte müsse geführt werden. Es könne nicht darum gehen, es sich in der „wohlig-warmen“ politischen Mitte gemütlich zu machen. Die Unterdrückung einer Debatte spalte Deutschland. „Der Maulkorb spaltet unser Land.“ Dies sei auch eine Lehre aus der Bundestagswahl und aus dem starken Abschneiden der rechtspopulistischen AfD.»

Jetzt warte ich nur noch auf Umfragen, die bessere Werte für die CSU und schlechtere für die AfD zeigen, wie klein die demoskopischen Bewegungen auch sein mögen und wie wenig seriös die Interpretationen. Über den Schallverstärker MSM sind Wirkungen schnell zu multiplizieren. Jeder Insider weiß, wie man das macht.

Ich würde mich wundern, wenn das nicht in etwa so läuft, wie ich das hier skizziere. Seehofer, das kommt hinzu, will Markus Söder auch im Abgang zeigen, was er kann. Alexander Dobrindt hat noch eine Karriere in seiner Partei vor sich. Wenn beide sich den Schneid von Angela Merkel in Berlin nicht abkaufen lassen, kehren sie als tapfere Krieger heim ins Königreich Bayern. Das kann nie falsch sein, selbst wenn man eine Schlacht verliert. Der Krieg ist noch lange nicht vorbei.

Schau’n wir mal, wer sich sonst noch, in allen Teilen der Mini-GroKo, auf die Vorbereitung des nächsten Feldzuges, Bundestagswahlen genannt, konzentriert – statt aufs sogenannte Regieren.