Tichys Einblick
Amadeu-Antonio-Stiftung:

Neu gegründeter Fonds bekommt Rammstein-Spendengelder

Was passiert mit den Spendengeldern der Amadeu-Antonio-Stiftung für „mutmaßliche Opfer“ von Till Lindemann? Die Antwort ist nun bekannt: Der Großteil wird an einen von Feministinnen neu gegründeten Fonds weitergeleitet, aber auch der SHEROES Fund von Jasmina Kuhnke geht nicht leer aus.

imago images / Sven Simon
Bereits im Sommer stellte TE als erstes Medium die Frage, was wohl mit den über 800.000 € an Spendengeldern, die die Amadeu-Antonio-Stiftung für „mutmaßliche Opfer“ von Till Lindemann eingesammelt hatte, geschehen würde, nachdem diese Gelder wohl nicht in Prozesse fließen würden. Die Spendensammlung selbst gab damals bereits an, dass nicht verwendete Gelder an den hauseigenen SHEROES-Fund von Jasmina Kuhnke weitergeleitet werden sollten.

Doch die unerwünschte Aufmerksamkeit durch die Berichterstattung von TE – die nach der Einstellung der Ermittlungen gegen Till Lindemann im Herbst auch von anderen Medien übernommen wurde – hatte offensichtlich doch einen Effekt. Denn die ursprünglich erhoffte leise Weiterleitung an FLINTA-Aktivistinnen klappte nicht mehr mit all der Aufmerksamkeit, sodass sich die Amadeu-Antonio-Stiftung dazu entschloss, einen Großteil der Gelder – weniger als ein Jahr nach der ursprünglichen Sammlung – dem neu zu gründenden Fonds „Tilda“, der in Zusammenarbeit mit dem bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt e.V. „Betroffenen von geschlechtsspezifischer Gewalt“ finanzielle Hilfe bieten möchte.

Die Bandbreite dieser Hilfe reicht dabei von prinzipiell unterstützenswerten Dingen wie der Übernahme von Fahrtkosten einer Frau in eine sichere Unterkunft, bis hin zu beruflichen Weiterbildungen von „Menschen, die sich ohne Geschlechtsidentität erleben („agender“)“. Mit anderen Worten: Unter dem Deckmantel der Unterstützung geschädigter Frauen könnten genauso gut nicht-binäre Soziologie-Studenten im 23. Semester eine Weiterbildung zum Klimaberater finanziert bekommen. Herausfinden, was genau mit diesen Geldern passiert, wird wohl nie jemand.

Wo das Geld parken ohne Aufsehen? Einfach einen neuen Fonds gründen!

Die Amadeu-Antonio-Stiftung selbst erklärte die Umwidmung der Spenden damit, dass man im Zuge der Schmutzkampagne gegen Rammstein von vielen Betroffenen hörte, die zwar nichts gegen Till Lindemann verlautbaren konnten, aber andere. Da bislang aber kein Fonds bestand, der diese mutmaßlichen Opfer rechtlich und therapeutisch finanzierte, wurde nun der Tilda Fonds, dessen Initiatoren bereits seit Jahren auf der Suche nach einer Finanzierung waren, gegründet. Es darf also erwartet werden, dass der Tilda Fonds, der nun mit einem Startkapital von 633.000 € – von denen 100.000€ für etwaige weitere Rammstein Opfer reserviert sind – bedacht wird, genau in diese Lücke vorpreschen soll.

Das ist nicht nur ein Versprechen, dass zur Rechtfertigung dieser Umwidmung nötig war, sondern dürfte den Gründern des Tilda Fonds, der von der stattblumen gUG (haftungsbeschränkt) getragen wird, ganz selbstverständlich über die Lippen gegangen sein. Gegründet wurde stattblumen 2020 von Cordelia Röders-Arnold, die laut Eigendefinition „besessen ist von female leadership“ und die nach 5 Jahren als „Head of Menstruation“ (wo sie nachhaltige und organische Tampons in die DM Regale brachte) von Einhorn products GmbH seit März 2024 nun „Chief Marketing Officer“ bei der Leadership Academy ist, und der freien Journalistin Sally Lisa Starken, die u.a. Beiträge beim Stern und beim Spiegel verfasst und deren Herzensthema es, laut ihrer Webseite, ist, „Frauen zu empowern und Politik feministischer zu machen“.

Zwei Jahre später wurden diese empowerten female leaders verstärkt durch Ruth Meding, ebenfalls bekennende Feministin und Juristin, die auf Twitter gerne Luisa Neubauer und die Grünen teilte, und durch Karen Heibrok, die als „Relationship Managerin“ bei HSBC laut Private Banking Magazin einen Ruf „vor allem als ESG-Expertin“ mitbringt und „Kunden als zertifizierte Expertin im Bereich Sustainable Investing“ zur Seite steht.

So weit, so gewöhnlich. Eine heutzutage gewöhnliche Ansammlung von Lebensläufen: Eine feministische Verkäuferin, eine feministische Journalistin, eine feministische Juristin, sowie eine ESG-Kundenberaterin bei der größten Bank Europas (die nebenbei in den letzten Jahren verwickelt war in eine Reihe von Finanzskandalen, angefangen von den „Swissleaks“, über die „Panama Papers“, bis hin zu den „FinCom-Files“ in 2020).

Unterstützung bekam das empowerte Quartett noch von einem weiteren Juristen, Dr. Jannik Rienhoff, den die Amadeu-Antonio-Stiftung als „Mit-Initiator“ bezeichnet und dessen Twitter-Handle auf den Namen „linksanwalt“ läuft. Außerdem teilt er gerne Artikel von queer.de.

Tilda Fonds, Anwälte, SHEROES Fund – alle bekommen ein Stück vom Kuchen

In der Amadeu-Antonio-Stiftung dürfte man sich allerdings über die Verteilung der Gelder viele Gedanken gemacht haben, denn in einem für die Stiftung ungewöhnlichen Akt der Transparenz listete die Stiftung minutiös die Bestimmung der Gelder auf. 88.241 € waren bereits an die Unterstützung von „Rammstein-Betroffenen“ geflossen, wobei wohl niemals geklärt wird, ob z.B. die rechtliche Vertretung der medial prominent agierenden Kayla Shyx, die von Till Lindemann wegen verleumderischer Behauptungen verklagt wurde, von der Stiftung gedeckt wurde.

Weitere 34.000 € fielen laut Stiftung als „Kosten zur Umsetzung der Kampagne“ zu Buche, was im Fließtext als juristische Konsultation präzisiert wird. Wie auch bereits in unserem Undercover-Gespräch mit einem Mitarbeiter der Amadeu-Antonio-Stiftung deutlich wurde, war sich die Stiftung der Empfindlichkeit der Spendensammlung wohl bewusst und ließ sich die rechtliche Absicherung einiges kosten.

Aber auch der SHEROES Fund von Jasmina Kuhnke sollte letztlich wohl nicht leer ausgehen und erhält 50.000 €, was wohl einerseits eine Frage der Loyalität war, aber andererseits wohl auch der rechtlichen Absicherung, denn immerhin galt der SHEROES Fund ja als dezidierte Anlaufstelle für die verbliebenen Gelder. Würde dieser nun gar keine Gelder empfangen, könnte dies die Stiftung womöglich in die rechtliche Bredouille bringen.

Die verbliebenen 633.029 € (nach Abzug von knapp 23.000 € an Gebühren für die Webseite der Spendensammlung) sollen dann, nach einer letzten Prüfung des Einverständnisses der Spender, an den neu gegründeten Tilda Fonds überwiesen werden.

TE-Berichterstattung als Sand im Getriebe linker Aktivisten

Alles in allem werden also wiederum die üblichen Verdächtigen auf ihre Kosten kommen. Dennoch darf gehofft werden, dass die mediale Aufmerksamkeit die Amadeu-Antonio-Stiftung ein wenig in den Schwitzkasten nahm, sodass diese sich zu diesem neuen Konstrukt durchringen musste.

Deutlich wird dies auch in der Tatsache, dass die Amadeu-Antonio-Stiftung auf eine Presseanfrage von TE zur Begründung der Weiterleitung der Spendengelder an den Tilda Fonds erstmals sogar antwortete.

Laut Stiftung sei die Mittelweitergabe mit dem Zweck der Spendensammlung gedeckt. Das begründet die AAS damit, dass es „im Kern […] also um die Unterstützung von mutmaßlich Betroffenen geschlechtsspezifischer Gewalt“ ging. Inwiefern die Erklärung „im Kern“ vor einem Gericht Bestand hätte, obliegt wohl der richterlichen Deutung. Laut AAS würde mit der Errichtung des Fonds „der Spendenzweck lediglich erweitert“.

Die AAS hat mit dieser Entscheidung also – wohl in weiser rechtlicher Voraussicht im Wert von 34.000€ – indirekt zugegeben, dass eine reine Weiterleitung der Spendengelder an den Zweitbestimmungsort SHEROES Fund womöglich rechtlich doch nicht so wasserdicht war, sodass man sich entschloss mit der Gründung des Tilda Fonds wieder näher an den primären Bestimmungszweck der Spendensammlung heranzurücken. „Im Kern“ also eine „Erweiterung“ des ursprünglichen Spendenzwecks.

Dieser Umweg kann aber letztlich nur über die mediale Aufmerksamkeit und den Druck auf die Stiftung, den Verbleib der Spendengelder nicht zu verschleiern, erklärt werden. Es mag kein entscheidender Schlag gegen linke Netzwerke gewesen sein, denn die Mittel landen letztlich wohl doch primär bei ideologisch einschlägigen Nutznießern, aber es war wohl zumindest ein wenig Sand im Getriebe linker Vorfeldorganisationen, die ansonsten meist ohne Gegenwehr Gelder nach Gutsherrenart unter den Ihren verteilen.